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Schluss mit lustig<br />
„Ach, Frau Liun“, sagte H2O zu seiner Assistentin, „ich glaube,<br />
ich komme wie<strong>de</strong>r auf die Siegerstraße.“ „Chef waren Verlierer?“<br />
„Ich war angeschlagen, Frau Liun, bloß angeschlagen,<br />
ging ein bisschen auf die Bretter. Aber verdammt noch mal,<br />
ich steh‘ grad wie<strong>de</strong>r auf und bin besser als zuvor.“ „Chef, mich<br />
verwirren. Bretter?“ „Das Leben ist ein Boxring, Frau Liun, und<br />
du kämpfst da, Run<strong>de</strong> für Run<strong>de</strong>, und manchmal teilst du aus<br />
und bist obenauf, und manchmal steckst du ein und gehst zu<br />
Bo<strong>de</strong>n. Auf die Bretter eben.“ „Warum Chef gegangen sein<br />
zu Bo<strong>de</strong>n?“ „Frauen, Frau Liun, Frauen. Meine Ex. Sie hat nen<br />
Neuen.“ „Ah, Chef sein gekränkt in Ego. Deswegen gegangen<br />
auf Bretter. Sollten sein Mann genug,<br />
um zu bleiben stehen nach solche<br />
Sache. Müssen sein souverän<br />
wie Samurai, haben inneres Stärke<br />
und Entschlossenheit und Kontrolle<br />
über Gefühl.“ „Ja, Frau Liun, in<br />
<strong>de</strong>r Tat, ich hab‘ schon das Gefühl,<br />
dass da ein kleiner Hirschmüller-<br />
Samurai in mir schlummert. Sie<br />
wissen schon. Minimaler Krafteinsatz,<br />
maximale Wirkung und so.“<br />
„So, da sind wir“, sagte H2O, zog<br />
<strong>de</strong>n Zündschlüssel und öffnete<br />
die Tür seines Merce<strong>de</strong>s 230 Cabriolet<br />
mit H-Nummer. „Hier sein<br />
Rin<strong>de</strong>rmesse?“, fragte Frau Liun.“<br />
„Da hinten in <strong>de</strong>r Halle.“ „Chef,<br />
ich tragen hohes Schuhe, gekostet kleines Vermögen. Nicht<br />
sein gut für Rin<strong>de</strong>rmesse, und Bo<strong>de</strong>n sein matschig hier. Haben<br />
Stiefel von Gummi in Kofferraum. Ich die nehmen.“ „Auf<br />
keinen Fall, Frau Liun, wir treffen hier einen Staatssekretär<br />
<strong>de</strong>s Landwirtschaftsministeriums und <strong>de</strong>n Vorsitzen<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Deutschen Rin<strong>de</strong>rzüchterverban<strong>de</strong>s. Da ist es nie schlecht,<br />
wenn eine Lady ein wenig für ein, äh, angenehmes Ambiente<br />
sorgt. „Chef <strong>de</strong>nken, wenn Leute sehen meine Schuhe, wir<br />
kriegen bessere Lobby für Wagyu-Rind und Subvention? Chef<br />
wissen, dass Lobbyismus ist Metho<strong>de</strong> von Einwirkung auf<br />
Entscheidungsträger und Entscheidungsprozesse durch Information<br />
in Rahmen von Strategie.“ „Genau. Und Ihre Schuhe<br />
sind doch eine gute Information und <strong>de</strong>r Anfang einer guten<br />
Strategie.“<br />
H 2O<br />
... kränkt seine Assistentin<br />
von Michael Bahnerth<br />
Unternehmer Henning Hirschmüller-Oberst, H2O genannt, kommt wie<strong>de</strong>r auf die Beine<br />
und trägt seine Marketing-Fachfrau schließlich auf Hän<strong>de</strong>n.<br />
„Chef, ich verstehen, dass Männer wollen sein oben in Boxring,<br />
hauen erfolgreich und wollen haben Frau als Preis auch.<br />
Aber ich sein studiertes Frau, stehen auf eigenes Füße, nicht<br />
auf High Heel.“ „Was soll das heißen, Frau Liun?“ „Ich nicht<br />
sein Nutte von Firma, Chef.“<br />
„Frau Liun, bitte, entspannen Sie sich. Was ist <strong>de</strong>nn falsch dabei,<br />
wenn Sie ein wenig sexy rüberkommen? Auch das Auge<br />
macht Business ...“ „Chef, mich wollen hochnehmen?“ „Frau<br />
Liun, ein Samurai macht keine Scherze. War ein Scherz, Entschuldigung.<br />
<strong>Als</strong>o, Frau Liun, Sie sind eine schöne Frau, Ihre<br />
Augen sind wie ein Sonnenuntergang über <strong>de</strong>m Fujiyama,<br />
Ihre Haut ist glatt wie die eines Delphins,<br />
Ihre Lippen verführerisch wie<br />
das Fleisch eines Kugelfi schs, und<br />
Ihre Beine sind <strong>de</strong>r Hammer. Ich<br />
spreche von <strong>de</strong>n Waffen einer Frau,<br />
Frau Liun, und <strong>de</strong>m Einfl uss Ihrer<br />
fernöstlichen Schönheit auf <strong>de</strong>n<br />
Lauf <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Lobbyismus.“<br />
„Chef können sagen, was wollen. Ich<br />
nicht ruinieren 200-Euro-Schuhe.<br />
Für nichts auf Welt. Ich sein Frau.<br />
Wenn Chef wollen, ich sein Teil von<br />
Lobbystrategie, dann Chef mich tragen<br />
in Halle.“<br />
Sie fühlte sich gut an, fand er, weich<br />
und hart zugleich, aber auf <strong>de</strong>r Hälfte<br />
<strong>de</strong>s Weges wur<strong>de</strong> sie schwer, und<br />
er fi ng an zu schwitzen. „Chef nicht sein wirklich fi t, o<strong>de</strong>r?“<br />
„Geschafft“, keuchte H2O und entließ Frau Liun auf <strong>de</strong>n Bretterbo<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Halle. Es war stickig, die Rin<strong>de</strong>r muhten, und<br />
H2O überlegte, ob er einen Betablocker einwerfen sollte.<br />
„Ah, da ist ja <strong>de</strong>r Herr Hirschmüller“, hörte er die Stimme <strong>de</strong>s<br />
Rin<strong>de</strong>rzüchterverbands-Präsi<strong>de</strong>nten, „und erst noch in Begleitung.<br />
Harte Anreise gehabt, Herr Hirschmüller?“ H2O blickte<br />
keuchend in das fl eischige Gesicht <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten: „Das sieht<br />
nur so aus, machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe Frau Liun<br />
hier einen kleinen Gefallen getan. Sie machte sich Sorgen um<br />
ihre Schuhe.“<br />
DIE NÄCHSTE FOLGE:<br />
H2O und Frau Liun betreiben aktiv Lobbyarbeit.<br />
82 ProFirma 12 2010<br />
Folge 30<br />
Illustration: Reinhold Harwath