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Unternehmensführung – Verhandlungsführung<br />
begegnen, ohne dabei übertrieben o<strong>de</strong>r<br />
aufgesetzt zu wirken.<br />
Erste Probleme können schon zu Beginn<br />
einer Geschäftsbeziehung auftreten. Allein<br />
eine verpatzte Begrüßung be<strong>de</strong>utet<br />
manchmal <strong>de</strong>n Anfang vom En<strong>de</strong>. <strong>Als</strong><br />
Leitlinie gilt: Die Ranghöheren wer<strong>de</strong>n<br />
zuerst begrüßt. Der Grundsatz „Ladies<br />
fi rst“ ist überholt, da Frauen berufl ich<br />
<strong>de</strong>n Männern gleichgestellt sind. „Wenn<br />
jemand Geschäftsgäste in seinem Büro<br />
empfängt, sollte er sie zuerst begrüßen<br />
und ihnen <strong>de</strong>n Handschlag anbieten“,<br />
empfi ehlt Wolff: „Je weiter er <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />
auf <strong>de</strong>m Weg entgegenkommt, <strong>de</strong>sto<br />
mehr Wertschätzung signalisiert er.<br />
Üblich ist dabei min<strong>de</strong>stens die Hälfte<br />
<strong>de</strong>s Wegs. Bei beson<strong>de</strong>rs wichtigen Besuchern<br />
wird das Geleit erweitert, etwa<br />
bis zum Bahnhof o<strong>de</strong>r zum Flughafen.“<br />
Bei ausländischen Gästen befürwortet<br />
<strong>de</strong>r Arbeitskreis „Umgangsformen International“<br />
eine Begrüßung nach <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>ssitte – am besten auch in Lan<strong>de</strong>ssprache.<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Vorstellung hat die berufliche<br />
Rangordnung die höchste Priorität:<br />
Stellt man <strong>de</strong>m neuen Geschäftspartner<br />
seine Mitarbeiter vor, dann in<br />
<strong>de</strong>r hierarchischen Abfolge und ohne<br />
Rücksicht auf Geschlecht und Alter:<br />
„Viele Menschen reagieren sehr empfi<br />
ndlich, wenn dabei ihre Titel und aka<strong>de</strong>mischen<br />
Gra<strong>de</strong> weggelassen wer<strong>de</strong>n“,<br />
sagt Wolff: „Sich selbst mit Titel vorzustellen,<br />
gilt aber als unangebracht.“<br />
Visitenkarte ist Teil <strong>de</strong>s Egos<br />
Weitere Fehler kann man unbewusst<br />
beim Visitenkartentausch machen: Wer<br />
die gera<strong>de</strong> empfangene Visitenkarte<br />
eines potenziellen Zulieferers gleich<br />
wegsteckt, ohne sie einige Sekun<strong>de</strong>n zu<br />
betrachten, zeigt Desinteresse. Beson-<br />
Verhaltenstipps fürs Ausland<br />
> Von Deutschen erwartet man Pünktlichkeit.<br />
> Die wichtigsten Höfl ichkeitswörter <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>ssprache sollte man kennen.<br />
> In Nor<strong>de</strong>uropa: Keine Geschäftstermine<br />
am Wochenen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nach 16 Uhr.<br />
> In Osteuropa: Gastgeschenke „Ma<strong>de</strong><br />
in Germany“ sind willkommen, auch<br />
Blumen und Spezialitäten.<br />
> In Japan: Es gilt als sehr unhöfl ich,<br />
Verhandlungspartnern Schuhsohlen zu<br />
zeigen. Absolutes Tabu: Naseputzen<br />
bzw. Schnäuzen in ein Taschentuch.<br />
> In islamischen Län<strong>de</strong>rn: Frauen und<br />
Männer begrüßen sich nicht mit<br />
Handschlag.<br />
> In Italien ist es üblich, beim Geschäftsessen<br />
und beim Small Talk von <strong>de</strong>r<br />
Familie zu erzählen.<br />
> In Finnland sollte man eine Einladung<br />
in die Sauna nicht ausschlagen.<br />
> In Spanien: Einzelrechnungen sind<br />
inakzeptabel, Gegeneinladungen<br />
dagegen wichtig. Kun<strong>de</strong>n am Telefon<br />
haben Vorrang.<br />
> Frauen wer<strong>de</strong>n in Polen nach alter<br />
Schule hofi ert: Man rückt ihnen <strong>de</strong>n<br />
Stuhl zurecht, hilft ihnen in <strong>de</strong>n Mantel,<br />
hält die Tür auf.<br />
> In Großbritannien sollte man im<br />
Business keine braunen Anzüge<br />
tragen.<br />
> In Asien wird Missstimmung nicht<br />
offen zugegeben: Ein „Ja“ be<strong>de</strong>utet<br />
nicht immer „Ja“ – erst bei Unterzeichnung<br />
ist die Verhandlung<br />
abgeschlossen. Kritik gilt als Gesichtsverlust.<br />
<strong>de</strong>rs unfeine Signale sen<strong>de</strong>n Geschäftsleute<br />
aus, die Visitenkarten in <strong>de</strong>r Gesäßtasche<br />
verschwin<strong>de</strong>n lassen o<strong>de</strong>r<br />
sich darauf Notizen machen. „Asiatische<br />
Geschäftspartner überreichen<br />
mit ihrer Visitenkarte sozusagen einen<br />
Teil ihres Egos. Erweisen Sie <strong>de</strong>r Karte<br />
<strong>de</strong>s Gegenübers also eine angemessene<br />
Wertschätzung“, rät Soft-Skill-Trainer<br />
und Buchautor Horst Hanisch aus<br />
Bonn. Man übergibt sie und nimmt sie<br />
mit bei<strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n und einer leichten<br />
Verbeugung.<br />
Knigges Königsdisziplin ist jedoch <strong>de</strong>r<br />
Business-Lunch. Hier gibt es Wolffs<br />
30-jähriger Erfahrung zufolge beson<strong>de</strong>rs<br />
viele Unsicherheiten. Die erste<br />
Hür<strong>de</strong> ist die Wahl <strong>de</strong>r richtigen Lokalität.<br />
Sie sollte <strong>de</strong>m Anlass angemessen<br />
sein, <strong>de</strong>nn das sagt etwas darüber aus,<br />
was <strong>de</strong>r Verhandlungspartner <strong>de</strong>m<br />
Gastgeber wert ist. Auch die Frage <strong>de</strong>r<br />
Bezahlung ist im I<strong>de</strong>alfall schon vorab<br />
unmissverständlich auch mit <strong>de</strong>m<br />
Kellner geklärt. Isst man zu zweit, so<br />
sitzt man sich gegenüber. Sind weitere<br />
Mitarbeiter beim Geschäftsessen anwesend,<br />
wird <strong>de</strong>r Gastgeber <strong>de</strong>m ranghöchsten<br />
Geschäftspartner <strong>de</strong>n Platz<br />
rechts neben sich anbieten.<br />
Die Auswahl <strong>de</strong>s Gerichts kann heikel<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Preisbereich unklar<br />
bleibt. „Einen Preisrahmen können<br />
Gastgeben<strong>de</strong> vorgeben, in<strong>de</strong>m sie eine<br />
Empfehlung aussprechen und beispielsweise<br />
das Mittagsmenü vorschlagen“,<br />
sagt Wolff. Es ist die Aufgabe <strong>de</strong>s Gastgebers,<br />
dann das Essen mit einem erhobenen<br />
Glas und einem Dank für die Annahme<br />
<strong>de</strong>r Einladung zu eröffnen (nicht<br />
mit „Guten Appetit“ o<strong>de</strong>r „Mahlzeit!“)<br />
und für Getränke (beim Business-Essen<br />
kein Alkohol) zu sorgen.<br />
„Zum Geschäftlichen kommen Sie am<br />
besten erst nach <strong>de</strong>m Dessert“, empfi ehlt<br />
Inge Wolff: „Vorher ist die i<strong>de</strong>ale Gelegenheit,<br />
die Atmosphäre durch Small<br />
Talk zu entspannen und das Eis zu<br />
brechen.“ Schließlich gilt es, die Beziehungsebene<br />
zum Gegenüber aufzubauen.<br />
Beliebte Small-Talk-Themen sind<br />
mögliche o<strong>de</strong>r bekannte Gemeinsamkeiten.<br />
Negatives kommt beim Plau<strong>de</strong>rn<br />
schlecht an. Tabuthemen beim<br />
Business-Small-Talk sind Politik, Religion,<br />
Krankheiten und Geldprobleme.<br />
Doch nicht auf die sklavische Befolgung<br />
<strong>de</strong>r Regeln kommt es an: „Wer<br />
die Regeln kennt, kann sie auch mal<br />
brechen“, ist das Motto von Inge Wolff:<br />
„Schließlich sind das nur Empfehlungen<br />
und kein starres Benimmkonstrukt.“<br />
Jedoch sollte <strong>de</strong>r Regelbruch ebenfalls<br />
stilvoll geschehen. Eine höfl iche Entschuldigung<br />
mit einer Erklärung, warum<br />
man sich gera<strong>de</strong> über die Regeln<br />
hinwegsetzt, wird kaum jeman<strong>de</strong>n verprellen.<br />
38 ProFirma 12 2010