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ProFirma 12 2010<br />
Soll & Haben<br />
Willkommenes Opfer<br />
Seit Jahren nimmt die Zahl <strong>de</strong>r überschul<strong>de</strong>ten Städte und<br />
Gemein<strong>de</strong>n zu. Verantwortlich dafür sind zwei Faktoren:<br />
Einerseits wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Kommunen immer höhere Belastungen<br />
aufgrund politischer und gesetzgeberischer Vorgaben<br />
zugemutet, wie beim geplanten Ausbau <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuung.<br />
An<strong>de</strong>rerseits unterliegt die Gewerbesteuer als eine<br />
<strong>de</strong>r Haupteinnahmequellen <strong>de</strong>r Kommunen erheblichen<br />
Schwankungen. Denn sie hängt im Wesentlichen von <strong>de</strong>r<br />
Gewinnentwicklung bei gewerblichen Unternehmen ab.<br />
Diese Abhängigkeit und das System <strong>de</strong>r Vorauszahlungen<br />
und Verlustvorträge führen dazu, dass sich konjunkturelle<br />
Krisen erst verspätet im Gemein<strong>de</strong>säckel auswirken und<br />
wirtschaftliche Erholungen und Gewinnzuwächse erst zu<br />
einem späteren Zeitpunkt kassenwirksam wer<strong>de</strong>n. Gera<strong>de</strong><br />
die Lehman-Pleite hat wie<strong>de</strong>r einmal gezeigt, wie stark<br />
die Einbrüche bei <strong>de</strong>n Gewinnen ausfallen können. Die Finanzmarktkrise<br />
hat die Kommunen somit in voller Härte<br />
getroffen.<br />
Was bleibt ihnen da aus ihrer Sicht noch an<strong>de</strong>res übrig, als<br />
nach neuen Steuerquellen Ausschau zu halten, nach<strong>de</strong>m alle<br />
Kosteneinsparungspotenziale, wie Schließung städtischer<br />
Theaterbühnen o<strong>de</strong>r Senkung <strong>de</strong>r Wassertemperaturen in<br />
<strong>de</strong>n Schwimmbä<strong>de</strong>rn, ausgereizt sind? Auch die politische<br />
Diskussion dürfte diese Überlegungen bestärken. Denn in <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>sregierung wird <strong>de</strong>rzeit über eine generelle Abschaffung<br />
<strong>de</strong>r Gewerbesteuer nachgedacht. Hinzu kommt, dass<br />
Bund und Län<strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r grundgesetzlich gefor<strong>de</strong>rten<br />
Schul<strong>de</strong>nbremse in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n Jahren sicher nicht bereit<br />
sein wer<strong>de</strong>n, aus ihren Steuertöpfen etwas für die Gemein<strong>de</strong>n<br />
abzugeben.<br />
Trotz <strong>de</strong>r Überlegungen in Berlin wird in vielen Rathäusern<br />
darüber nachgedacht, die Gewerbesteuerpfl icht auf Freiberufl<br />
er auszuweiten. Diese Gruppe zahlt bisher noch keine<br />
Von Andreas Munk<br />
Andreas Munk ist Wirtschaftsprüfer<br />
und Steuerberater bei<br />
<strong>de</strong>r Ecovis Unternehmensberatung<br />
in Memmingen.<br />
Info: www.ecovis.com<br />
Gewerbesteuer, und somit profi tieren die Kommunen noch<br />
nicht direkt von <strong>de</strong>ren Gewinnen. Das viel bemühte Beispiel<br />
<strong>de</strong>s Zahntechnikers, <strong>de</strong>r im Gegensatz zum Zahnarzt Gewerbesteuer<br />
zahlt, macht nun wie<strong>de</strong>r häufi ger die Run<strong>de</strong>.<br />
Schließlich sind die Freiberufl er auch <strong>de</strong>swegen ein willkommenes<br />
Opfer, weil sie meist ortsgebun<strong>de</strong>n operieren und ihre<br />
Gewinne nicht in an<strong>de</strong>re Staaten o<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n mit günstigeren<br />
Hebesätzen verlagern können.<br />
Doch auch die Ausweitung <strong>de</strong>r Gewerbesteuer auf die Freiberufl<br />
er hat einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Nachteil. Die Konjunkturabhängigkeit<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>fi nanzen wird nämlich dadurch<br />
nicht eliminiert, allenfalls geringfügig abgemil<strong>de</strong>rt. Ein weiteres<br />
Problem stellt die Anrechnung <strong>de</strong>r gezahlten Gewerbesteuer<br />
auf die Einkommensteuer <strong>de</strong>s Unternehmers dar.<br />
Dadurch entgehen Bund und Län<strong>de</strong>rn zugunsten <strong>de</strong>r Kommunen<br />
wertvolle Einnahmen. Das dürfte eine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Gewerbesteuergesetzes zusätzlich erschweren, <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong> Ebenen<br />
zustimmen müssen.<br />
Empfehlenswert wäre es daher, an diesem Punkt einmal das<br />
Augenmerk auf die zahlreichen und nicht mehr nachvollziehbaren<br />
Son<strong>de</strong>rvorschriften <strong>de</strong>s Gewerbesteuergesetzes bei<br />
<strong>de</strong>n Hinzurechnungen und Kürzungen <strong>de</strong>s Gewerbeertrags<br />
zu lenken. Denn <strong>de</strong>r Gewinn, <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Einkommen- o<strong>de</strong>r<br />
Körperschaftsteuer herangezogen wird, entspricht nur selten<br />
<strong>de</strong>m Betrag, <strong>de</strong>r auch die Ausgangsbasis für die Gewerbesteuer<br />
bil<strong>de</strong>t. In diesem Bereich besteht erhebliches Sparpotenzial<br />
bei <strong>de</strong>r Finanzverwaltung. Wenn diese Einsparungen an die<br />
Kommunen weitergegeben wür<strong>de</strong>n, wäre eine konjunkturunabhängige<br />
Zusatzeinnahme für die Gemein<strong>de</strong>n geschaffen.<br />
Ob sich dieser Gedanke in einem komplizierten Steuergefl<br />
echt zwischen Bund, Län<strong>de</strong>rn und Kommunen realisieren<br />
lässt, ist jedoch fraglich. Aber zur Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Not ist bekanntlich<br />
je<strong>de</strong>s Mittel recht.<br />
Kolumne<br />
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