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Finanzen & Steuern – Finanzierung<br />

Interview<br />

„Ich bin Fan <strong>de</strong>r Flächenpräsenz“<br />

Markus Beumer, Mitglied <strong>de</strong>s Vorstands <strong>de</strong>r Commerzbank AG, über vorsichtige<br />

Unternehmer, Lehren aus <strong>de</strong>r Krise und neue Ziele im Mittelstandsgeschäft.<br />

DAS GESPRÄCH FÜHRTEN PAUL LAUER UND DIETER RÖMER<br />

Herr Beumer, kurz vor Jahresen<strong>de</strong> befi<br />

n<strong>de</strong>t sich die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft in einer<br />

völlig an<strong>de</strong>ren Situation als Anfang<br />

2010 erwartet. Wie nachhaltig ist dieser<br />

Aufschwung?<br />

Beumer: Die Konjunktur hat sich in<br />

<strong>de</strong>r Tat <strong>de</strong>utlich positiver entwickelt als<br />

erwartet. Die Rückmeldungen <strong>de</strong>r Kun<strong>de</strong>n<br />

zeigen uns, dass die Unternehmen<br />

die weiteren Aussichten zwar optimistisch<br />

einschätzen. Dennoch bleiben sie<br />

vorsichtig. Sie haben gesehen, dass sie<br />

die Krise gut überstan<strong>de</strong>n haben, schalten<br />

jetzt aber nicht kopfl os auf Wachstum<br />

um. Sie rechnen vielmehr auch in<br />

Zukunft damit, dass die Entwicklung<br />

volatiler sein wird als bisher.<br />

Woran machen Sie diese Vorsicht konkret<br />

fest?<br />

Beumer: Die Unternehmen haben in<br />

<strong>de</strong>r Krise ihre Hausaufgaben gemacht.<br />

Sie haben ihre internen Abläufe gestrafft<br />

und aus eigener Kraft viel Liquidität<br />

generiert, beispielsweise über die Optimimierung<br />

<strong>de</strong>s Working Capital. Wir<br />

spüren dies natürlich im Kreditgeschäft,<br />

<strong>de</strong>nn die Unternehmen haben trotz<br />

Wachstum noch zu wenig Bedarf. Wir<br />

wür<strong>de</strong>n gerne mehr Kredite vergeben.<br />

Birgt die schnelle Erholung nicht doch<br />

die Gefahr, dass Risiken unterschätzt<br />

wer<strong>de</strong>n?<br />

Beumer: Ich sehe vor allem zwei Risiken:<br />

Zum einen drohen auf lange<br />

Sicht Ungleichgewichte an <strong>de</strong>n Märkten<br />

in Asien und beson<strong>de</strong>rs China, die<br />

gera<strong>de</strong> für die <strong>de</strong>utschen Unternehmen<br />

enorm wichtig sind. Zum an<strong>de</strong>ren sind<br />

die Probleme einer fi nanziellen Schieflage<br />

einzelner Staaten noch nicht ausgestan<strong>de</strong>n.<br />

Es ist wichtig, dass diese<br />

Län<strong>de</strong>r nicht zahlungsunfähig wer<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>nn das wür<strong>de</strong> zu einem erheblichen<br />

Vertrauensverlust <strong>de</strong>r Investoren führen.<br />

Es ist daher richtig, dass in Europa<br />

Lösungen gesucht wer<strong>de</strong>n, um solche<br />

Schiefl agen zu vermei<strong>de</strong>n. Und bei aller<br />

Freu<strong>de</strong> über die schnelle Erholung darf<br />

nicht übersehen wer<strong>de</strong>n, dass gera<strong>de</strong><br />

die <strong>de</strong>utsche Wirtschaft davor einen erheblichen<br />

Einbruch erlitten hatte.<br />

Das Vertrauen <strong>de</strong>r Unternehmer in die<br />

Banken ist nachhaltig gestört. Wie sind<br />

Sie mit Ihren Kun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Krise zurechtgekommen?<br />

Beumer: Unsere jüngste Studie hat<br />

gezeigt, dass das Vertrauen in die Banken<br />

zwar generell beschädigt ist, nicht<br />

aber die Beziehung zur Hausbank. Ich<br />

glaube, dass wir in <strong>de</strong>n schwierigen<br />

Monaten sehr gut mit unseren Kun<strong>de</strong>n<br />

zusammengearbeitet haben. Wir<br />

haben sie durch die Krise begleitet und<br />

geholfen, Insolvenzen zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Dazu haben auch unsere Initiativen wie<br />

das Fünf-Milliar<strong>de</strong>n-Kreditprogramm,<br />

<strong>de</strong>r neue Private-Equity-Fonds mit <strong>de</strong>r<br />

KfW sowie unser zukunftsorientierter<br />

Bewertungsansatz im Kreditgeschäft<br />

beigetragen, <strong>de</strong>n wir in zahlreichen<br />

Branchen als Ergänzung zum Rating<br />

hinzuziehen.<br />

Die Beteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s an Ihrem Institut<br />

hat zu Vorwürfen aus <strong>de</strong>m Lager<br />

<strong>de</strong>r Sparkassen und Genossenschaftsbanken<br />

geführt, Sie könnten <strong>de</strong>swegen<br />

günstigere Konditionen anbieten.<br />

Beumer: Die Vorwürfe verstehe ich<br />

nicht. Die Commerzbank muss als Aktiengesellschaft<br />

die Renditeerwartung <strong>de</strong>r<br />

Märkte erfüllen. Das hat sich durch die<br />

Beteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s nicht geän<strong>de</strong>rt.<br />

Die Sparkassen müssen das hingegen<br />

nicht. Wir müssen unsere Preise aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Märkte<br />

immer an<strong>de</strong>rs gestalten. Ausnahmen<br />

sind möglich, aber dann liegt das daran,<br />

dass wir die Risikosituation in solchen<br />

Fällen an<strong>de</strong>rs einschätzen.<br />

Wie sehen Ihre Schlussfolgerungen aus<br />

<strong>de</strong>r Krise im Abstand von zwei Jahren<br />

aus?<br />

Beumer: Man muss die Vorgänge sicher<br />

differenzierter betrachten. Wenn wir<br />

auf die I<strong>de</strong>e kämen, neue strukturierte<br />

Produkte aufzulegen, dann wäre das <strong>de</strong>r<br />

falsche Weg. Auf <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Seite hat<br />

sich im Risikomanagement eine fundamental<br />

neue Sichtweise durchgesetzt.<br />

Die Probleme sind ja nicht im Kreditgeschäft<br />

entstan<strong>de</strong>n. Deren Ursache<br />

war vielmehr, dass die Marktrisiken im<br />

Han<strong>de</strong>l nicht erkannt wur<strong>de</strong>n, weil dort<br />

52 ProFirma 12 2010<br />

Foto: Commerzbank

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