Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />
– 29 –<br />
Drucksache <strong>18</strong>/<strong>11400</strong><br />
das Notfallmanagement zur Verfügung. Ebenso wurden<br />
entsprechende Nachweismaterialien für die Logistik bei<br />
einer notwendigen Beräumung von Archivräumen erarbeitet.<br />
Das Archiv der Zentralstelle ist im Notfallverbund<br />
Berlin-Brandenburger Archive organisiert. Auch die<br />
BStU-Außenstellen Dresden, Frankfurt (Oder), Gera, Halle,<br />
Leipzig und Magdeburg sind in lokale Notfallverbünde<br />
eingebunden (siehe Abschnitt 2.5).<br />
3.5.2 Restaurierung und Konservierung<br />
Die konzeptionellen und anlassbezogenen Aktivitäten<br />
der vergangenen Jahre wurden fortgeführt. Eine wichtige<br />
Konservierungsmaßnahme für holzhaltige, saure Papiere<br />
ist die Massenentsäuerung. Es wurden ca. 100 lfd. M. Aktenmaterial<br />
nach dem Bückeburger Verfahren (wässriges<br />
Einzelblattverfahren) entsäuert. In Vorbereitung ist die<br />
Testung eines weiteren Verfahrens in Form der nicht wässrigen<br />
Blockentsäuerung. Nach Gegenüberstellung beider<br />
Verfahren kann eine kontinuierliche Behandlung der Unterlagen<br />
geplant werden.<br />
Im Berichtszeitraum wurden 2 274 Akten, 1 661 Karteikarten,<br />
73 MfS-Archivregistrierbücher, 1 8<strong>18</strong> Fotopositi-<br />
<br />
Die Restaurierung der im Juni 2013 während des Saale-Hochwassers<br />
in der Außenstelle Halle durch eindringendes<br />
Grundwasser beschädigten MfS-Karteien (siehe<br />
Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 30) konnte mit externer<br />
Unterstützung im Berichtszeitraum beendet werden.<br />
3.6 Herausgabe und Übernahme von<br />
Unterlagen<br />
Gemäß StUG hat der BStU ein Verwahrmonopol für<br />
<br />
und die Verfahrensweisen für die Rück- und Herausgaben<br />
<br />
Dritte vom Staatssicherheitsdienst widerrechtlich weggenommene<br />
oder vorenthaltene Gegenstände und Unter-<br />
einsicht<br />
zurückerhalten. Auch andere Unterlagen fremder<br />
Provenienz werden an die zuständigen Stellen und Archive<br />
abgegeben, sofern sie keine Bearbeitungsspuren des<br />
MfS tragen. Im Berichtszeitraum waren dies 5,4 lfd. M.,<br />
seit Gründung der Behörde ca. 320 lfd. M.<br />
<br />
terlagen<br />
anzuzeigen und diese herauszugeben. Seit Anfang<br />
2015 wurden auf diese Weise 1,4 lfd. M. Unterlagen vom<br />
Stasi-Unterlagen-Archiv akzessioniert, seit Gründung der<br />
Behörde waren es insgesamt mehr als 4 870 lfd. M.<br />
3.7 Manuelle und virtuelle Rekonstruktion<br />
zerrissener Unterlagen<br />
Der BStU hat 1990 knapp 16 000 Säcke mit von der Stasi<br />
zerrissenen Unterlagen in sein Archiv übernommen. Dies<br />
ist nur ein Teil des Materials, das das Ministerium für<br />
Staatssicherheit in den letzten Monaten seines Bestehens<br />
(bzw. der Nachfolgeorganisation AfNS) vernichtet hat. Im<br />
Rahmen seines gesetzlichen Auftrags, die MfS-Unterlagen<br />
zu verwahren, zu sichern und für die Nutzung bereitzustellen,<br />
gehört zu den Aufgaben des BStU auch die Rekonstruktion<br />
dieser zerrissenen Unterlagen. Der Rekonstruktion<br />
kommt die Rolle einer begleitenden Erschließung zu.<br />
Sie erfolgt im Zusammenspiel manueller Verfahren und<br />
IT-basierter Verfahren (virtuelle Rekonstruktion, die noch<br />
in der Entwicklung ist). Durch Vorsichtung entscheiden<br />
die Arbeitsbereiche des BStU, ob das eine oder andere Verfahren<br />
besser geeignet ist. Grundsätzlich ist für Säcke mit<br />
größeren Schnipseln – mit Blättern, die ein oder zwei Mal<br />
<br />
Insgesamt konnten bisher durch die Rekon struktion zerrissener<br />
Unterlagen sowohl personen- als auch sachbezogen<br />
wichtige Erkenntnisse gewonnen werden: So wurden<br />
wichtige Grundsatzdokumente zur internationalen Zusammenarbeit<br />
kommunistischer Geheimpolizeien ebenso<br />
wiederhergestellt wie etwa Teile eines umfangreichen Untersuchungsvorgangs<br />
zu einem NS-Kriegsverbrecher oder<br />
die Ausspähung der Friedensbewegungen in Ost und West<br />
<br />
wichtigen Funktionen in der DDR wurde die Zusammenarbeit<br />
mit dem Ministerium für Staatssicherheit erst durch<br />
die Rekonstruktion bekannt, ebenso ließen sich Unterlagen<br />
zu einzelnen Mitarbeitern der Hauptverwaltung Aufklärung<br />
rekonstruieren.<br />
3.7.1 Manuelle Rekonstruktion<br />
Auf dem Gebiet der manuellen Rekonstruktion haben<br />
BStU und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge<br />
(BAMF) langjährig in einer gemeinsamen Projektgruppe<br />
„Manuelle Rekonstruktion zerrissener Stasi-Unterlagen“<br />
zusammengearbeitet, überwiegend am Standort Zirndorf<br />
(bei Nürnberg) des BAMF. Angesichts des Aufgabenzuwachses<br />
im BAMF wurde die Zusammenarbeit zwischen<br />
dem BStU und dem BAMF zum Jahresende 2015 beendet.<br />
Seitdem wird die manuelle Rekonstruktion ausschließlich<br />
vom BStU fortgeführt.<br />
Im Rahmen der manuellen Rekonstruktion wurden im<br />
Berichtszeitraum zerrissene Dokumente, Vorgänge und<br />
Aktenteile im Umfang von ca. 84 000 Blatt wiederhergestellt<br />
und an die Erschließungsbereiche des BStU übergeben.<br />
Hinzu treten wiederum einige Teilrekonstruktionen<br />
(Blattfragmente), die erst vervollständigt werden können,<br />
wenn in anderen Behältnissen die zugehörigen Teile gefunden<br />
werden. Seit Bestehen des BStU wurden mittlerweile<br />
zerrissene Unterlagen im Umfang von insgesamt<br />
über 1 615 000 Blatt händisch rekonstruiert.<br />
Inhaltlich lag der Schwerpunkt der Arbeiten im Berichtszeitraum<br />
weiter auf der Wiederherstellung von Unterlagen<br />
aus der MfS-Abteilung X (Internationale Verbindungen).<br />
Zahlreiche Unterlagen betrafen erneut die Zusammenarbeit<br />
mit dem tschechoslowakischen Geheimdienst, z. B.<br />
zur Überwachung von Begegnungen zwischen Menschen<br />
hinderung<br />
von Fluchtversuchen in die Bundesrepublik<br />
über die tschechoslowakische Grenze. Auch Schriftgut im<br />
Zusammenhang mit dem „Prager Frühling“ 1968 konnte