Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung
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Drucksache <strong>18</strong>/<strong>11400</strong><br />
– 46 –<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />
auch sachbezogene Unterlagen der IM-führenden Diensteinheit<br />
recherchiert. Der Film, der auch ausgewählte<br />
Originale zeigte, feierte zum Auftakt des Leipziger Doku-<br />
<br />
dem Titel „Alles andere zeigt die Zeit“ seine Premiere, am<br />
25. Januar 2016 wurde er in Vorbereitung der Berlinale<br />
hen<br />
zu sehen.<br />
Lokalzeitungen wie die ehemalige Neubrandenburger<br />
Bezirkszeitung „Freie Erde“, der heutige „Nordkurier“,<br />
und die „Lausitzer Rundschau“ arbeiten zunehmend ihre<br />
Vergangenheit auf. Als erste Thüringer Zeitung erteilte die<br />
„Thüringer Allgemeine“ den Auftrag, die Geschichte ihrer<br />
Vorgängerzeitung aufzuarbeiten und dazu beim BStU zu<br />
recherchieren. Die Ergebnisse verarbeitete eine unabhängige<br />
Publizistin in einer Artikelserie zur SED-Bezirkszeitung<br />
„Das Volk“.<br />
4.3.9 Sport<br />
Im Berichtszeitraum gingen in der Zentralstelle insgesamt<br />
17 Forschungs- und Medienanträge zum Thema Sport und<br />
Sportüberwachung ein, hier speziell im Bereich des Fußballs.<br />
Konkret ging es um bestimmte Mannschaften der<br />
DDR-Oberliga, aber auch um die bundesdeutsche Nationalmannschaft.<br />
Es wurden insgesamt über 93 000 Seiten<br />
gesichtet und davon rund 14 000 zur Einsicht vorgelegt.<br />
Die Außenstelle Erfurt hat einen umfangreichen Antrag<br />
des Bayerischen Rundfunks bearbeitet, der sich mit dem<br />
<br />
Leichtathletin Heike Drechsler befasst und in einen Hörfunkbeitrag<br />
mündet.<br />
4.3.10 Wirtschaft<br />
Die Absicherung der Volkswirtschaft stellte eine Hauptaufgabe<br />
des MfS dar, vor allem da Interventionen aus dem<br />
westlichen Ausland in der Form von Sabotage oder Wirtschaftskriminalität<br />
vermutet wurden. Gleichzeitig war die<br />
Stasi in Aktivitäten involviert, die darauf ausgerichtet waren,<br />
in der Bundesrepublik und anderen westlichen Staa-<br />
<br />
Schweizer Journalist recherchierte zu diesem Thema in<br />
<br />
Buch „Operationsgebiet Schweiz“.<br />
Der Fernsehsender rbb beantragte für einen Filmbeitrag<br />
Material zur Geschichte des Flughafens Schönefeld. Zu<br />
den recherchierten Ereignissen gehörte u. a. eine geplante<br />
Flugzeugentführung. Zu diesem breiten Themenfeld wurden<br />
über 6 000 Seiten und über 500 Fotos, sieben Filme<br />
und zwei Tonbänder vorgelegt und schließlich 685 Seiten,<br />
66 Fotos und sieben Filme herausgegeben.<br />
Im Zusammenhang mit dem Bau der Erdgastrasse aus Sibirien<br />
in den Süden der DDR durch die Sowjetunion und<br />
die DDR wurde in der kleinen Erzgebirgsstadt Sayda eine<br />
Erdgasverdichterstation gebaut. Mit der Inbetriebnahme<br />
dieser Station kam es im Juli 1978 zu einer folgenschweren<br />
Katastrophe. Die Station explodierte und es kamen<br />
zwei Mitarbeiter zu Tode. Die jetzigen Betreiber dieser<br />
Station beantragten für ihre Betriebshistorie den Zugang<br />
zu Unterlagen des MfS zur Katastrophe. Die Recherchen<br />
ergaben eine große Anzahl von Unterlagen aus verschiedenen<br />
Hauptabteilungen und der Bezirksverwaltung Karl-<br />
Marx-Stadt. Diese waren zum Teil sehr aussagekräftig,<br />
auch in der technischen Bewertung des damaligen Geschehens,<br />
und waren mit Fotodoku mentationen ergänzt.<br />
Weite Teile der DDR waren ländlich geprägt, insbesondere<br />
im Norden. Hier hatte die Landwirtschaft ein großes<br />
Gewicht, und damit auch die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften<br />
(LPG). Nach der Zwangskollektivierung<br />
galt es für das MfS, nicht nur Widerstand<br />
gegen die „sozialistische Landwirtschaft“ aufzuspüren,<br />
auch die Mangel- und Planwirtschaft forderte aus Sicht<br />
<br />
an sogenannten Komplexkontrollen im Agrarwesen beteiligt.<br />
In seiner Staatsexamensarbeit hat sich ein Student<br />
der Universität Rostock intensiver mit der Rolle des MfS<br />
im Agrarwesen des Bezirks Rostock beschäftigt und dazu<br />
über 4 000 Seiten zur Einsicht vorgelegt bekommen.<br />
4.3.11 Medizin<br />
Im März 2015 wurden in einer Veranstaltung mit der LStU<br />
Sachsen-Anhalt erste Ergebnisse eines von ihr unterstützten<br />
Forschungsantrags von Prof. Florian Steger über die<br />
Venerologische Station in Halle vorgestellt. Thematisiert<br />
<br />
psychologischen Maßnahmen der Station, um zwangseingewiesene<br />
Mädchen und Frauen zu „sozialistischen Persönlichkeiten“<br />
umzuerziehen. Der Antrag befasst sich mit<br />
-<br />
<br />
<br />
führte u. a. zu Filmbeiträgen des MDR.<br />
4.3.12 Aufarbeitung der NS-Diktatur<br />
Wie in den vorangegangenen Jahren wandten sich im<br />
Berichtszeitraum zahlreiche Wissenschaftler und Journalisten<br />
an den BStU, um die nationalsozialistische Vergangenheit<br />
politisch und historisch aufzuarbeiten. Die<br />
frü here Hauptabteilung IX/11 des MfS hat umfangreiche<br />
Materialien hinterlassen (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht,<br />
S. 52 f.). Im Jahr 2015 wurden insgesamt 116 Forschungsund<br />
Medienanträge mit NS-Bezug beim BStU eingereicht.<br />
Im Jahr 2016 wurde diese Zahl mit 127 Anträgen noch<br />
<br />
Neben den Forschungsprojekten namhafter Gedenkstätten,<br />
wissenschaftlicher Institutionen, Stiftungen und Museen<br />
haben auch internationale Forscher und Einrichtungen<br />
nach wie vor wissenschaftliches Interesse an der Nutzung<br />
dieser Unterlagen. So hat das polnische Institut des Nationalen<br />
Gedenkens (IPN) Kopien von Unterlagen beantragt,<br />
<br />
und an deren Aufklärung die damaligen polnischen Behörden<br />
(1945–1990) beteiligt waren. Zum Beispiel sind<br />
im Zuge der damaligen Aufklärung auch IM des MfS<br />
als Kriegsverbrecher enttarnt und in der DDR verurteilt<br />
worden. Zu diesem Thema sind unzählige Unterlagen im