Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung

Drucksache 18/11400
– 66 –
Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode
zum einen die Sicht des Apparats auf sich selbst sowie
haltliche
Erläuterungen die erforderliche Kontextualisierung
und Einordnung.
Die eigenen Ausstellungen und archivbezogenen Angebote
werden insbesondere in den Außenstellen des BStU
durch themenrelevante externe Präsentationen erweitert.
6.5 Regionale und überregionale
Bildungsangebote
Seit 2015 wurden begleitende Schülerprojekttage zur
Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ konsequent
auf die Ausstellung bezogen. Auch die ausstellungsbegleitenden
Lehrerfortbildungen konzentrieren sich
darauf, Lehrkräfte zu befähigen, die Ausstellungsinhalte
selbstständig mit ihren Schülerinnen und Schülern zu erschließen.
Dafür wurden die didaktischen Begleitmaterialien
zur Wanderausstellung grundlegend aktualisiert und
erweitert.
Regionale Schulprojekttage werden darüber hinaus vor
Bildungsprojekte des BStU seit 2013 fast ausschließlich
in Einrichtungen des BStU statt. Insgesamt führten die
Außenstellen im Berichtszeitraum 538 Schülerprojekttage
durch. Neben dem Regelbetrieb waren besondere Kooperationen
oder besondere historische Daten Anlässe für
Projekttage.
In Erfurt fand im Berichtszeitraum wieder die jährliche
Projektwoche des Christlichen Gymnasiums Jena statt.
Sie ist ein Kooperationsprojekt mit dem Thüringer Landesbeauftragten
zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
und der Stiftung Ettersberg/Gedenk- und Bildungsstätte
Andreasstraße.
Die Außenstelle Suhl arbeitete eng mit der Gedenk- und
Bildungsstätte Point Alpha zusammen. Viele Schulklassen
aus Hessen reisten im Rahmen von Exkursionen zu
dieser Gedenk- und Bildungsstätte. Ohne die Unterlagen
der Staatssicherheit lassen sich die Funktionsweise des
Grenzregimes der DDR und die zahlreichen Fälle, in denen
Menschen mit Gewalt an Fluchten gehindert wurden,
nicht erforschen.
Gera war im April 2015 Gastgeber und Mitveranstalter der
Sozialkundeolympiade Ostthüringen für die Klassenstufe
10. Zu den Veranstaltungen mit Schülern gehörte 2016
der Projekttag anlässlich des 35. Todestages von Matthias
Domaschk. Er wurde von der Außenstelle Gera zusammen
mit der Gedenkstätte Amthordurchgang e. V. und der
Kunstschule Gera e. V. gestaltet. Schülerinnen und Schüler
des Karl-Theodor-Liebe-Gymnasiums beschäftigten sich
mit der Frage, wie Jugendliche ins Visier der Stasi geraten
konnten. Dazu fand ein Gespräch mit dem aus Jena stammenden
Künstler und Bildhauer Thomas Kretschmer statt.
Unter der Überschrift „‚Halt – Grenzposten – Stehenbleiben
oder ich schieße!‘ 25 Jahre Deutsche Einheit – Leben
an und mit der Grenze“ fand vom 15. bis 19. September
2015 das Sächsische Geschichtscamp in Plauen
statt. Ausrichter und Träger des Camps ist das Sächsische
Staatsministerium für Kultus. Die sächsischen Außenstellen
unterstützen diese Veranstaltung seit Jahren. In
den Geschichtscamps konnten Schülerinnen und Schüler
Einblick in vorbereitete Stasi-Akten nehmen, Gespräche
mit Zeitzeugen führen und sich mit anderen Schülern verschiedener
Altersklassen austauschen; die Teilnahme an
den Camps soll die eigene Projektarbeit an den Schulen
fördern. Die Außenstelle Chemnitz stellte Aktenmaterial
zur Verfügung, außerdem führte sie einen Workshop mit
dem Zeitzeugen Klaus Hopf durch. 2016 fand das Geschichtscamp
unter Beteiligung des BStU in der Gedenkstätte
Bautzen statt. Die Veranstaltung „‚Ab nach Bautzen!‘
– Politische Verfolgung und Haft in der sowjetischen
Besatzungszone und der DDR“ ging dem Umgang mit
politischen Häftlingen und Besonderheiten der regionalen
Geschichte nach.
Das Theaterprojekt „Im Fokus der Deutschen Einheit:
‚Freiheit für meine Akte!‘“ war ein Kooperationsprojekt
der drei sächsischen Außenstellen mit der Sächsischen
Landeszentrale für politische Bildung. In diesem
Ost-West-Schulprojekt befassten sich drei Schulklassen
aus Leipzig und Schweinfurt mit den damaligen kontroversen
Debatten um das Stasi-Unterlagen-Gesetz und
verarbeiteten diese in Theaterstücken. Sowohl die Aufführung
im Leipziger Theater der Jungen Welt als auch
die anschließende Podiumsdiskussion zeigten, wie sehr
um Positionen, Texte und Ausrichtung in den Parlamenten
sowie zwischen Ost und West gestritten wurde. An
der Veranstaltung nahm die Sächsische Kultusministerin
und damalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz,
Brunhild Kurth, teil. In der Außenstelle Leipzig führte
die Roland-Berger-Stiftung im Oktober 2015 mit Stipendiaten
ein Projektwochenende durch. 25 Kinder im
Alter von 8 bis 13 Jahren wurden kreativ an das Thema
„Unterdrückungsapparat Staatssicherheit“ herangeführt.
Hierfür wurden u. a. die „Untold Stories“-Caches genutzt,
Ergebnisse eines Bildungsprojekts zum 25. Jahrestag der
Friedlichen Revolution (siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht,
S. 86 f.).
Die Außenstelle Halle führte im Berichtszeitraum zwei
mehrtägige Schülerprojekte durch. Teilnehmer am ersten
Projekt waren Schulklassen des Georg-Cantor-Gymnasiums
und des Herder-Gymnasiums. Im Mittelpunkt dieses
Projektes stand der Zeitzeuge Matthias Waschitschka. Er
MfS-Bezirksverwaltung Halle. Das zweite Schülerprojekt
fand in der Hutten-Gesamtschule in Kooperation mit der
Gedenkstätte „Roter Ochse“ Halle statt und stand unter
dem Thema „Fluchtversuch und Haft“. Es beschäftigte
sich mit dem Fall „Versuchter Grenzdurchbruch zweier
Schüler“ aus dem BStU-Bildungsmaterial „Quellen für
die Schule“. Als Ergänzung zu den Bildungsmaterialien
wurden sowohl das Radiofeature „Lange Schatten“ (2012)
und sein Opfer“ (2015) des Regisseurs Thomas Gaevert in
das Projekt integriert. In einer Podiumsdiskussion beantwortete
Gaevert Fragen der Schülerinnen und Schüler. Im
Rahmen der landesweiten Schulprojekt woche „DDR-Ge-