Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung
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Drucksache <strong>18</strong>/<strong>11400</strong><br />
– 74 –<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />
Das Gesetz regelt nun für die Bürgerinnen und Bürger<br />
<br />
Medienvertretern und Wissenschaftlern Einblicke in das<br />
Dokumentenerbe. Der Aktenbestand weist nach größeren<br />
„Säuberungsaktionen“ in den 90er-Jahren allerdings erhebliche<br />
Fehlbestände auf. Das Gesetz sieht keine Lustrationsregeln<br />
für Amts- und Funktionsträger vor. Auf Einladung<br />
des MdB Johannes Selle nahm der Bundesbeauftrage<br />
Anfang Juni 2015 an einer <strong>Bundestag</strong>s-Delegationsreise<br />
nach Tirana, Albanien, teil. Er traf sowohl den Präsidenten<br />
als auch den Ministerpräsidenten des Landes; daneben gab<br />
es Gespräche mit dem Bürgermeister Tiranas und Regierungsmitgliedern.<br />
Der Präsident Albaniens erwiderte den<br />
Besuch wenige Tage später in Berlin.<br />
Im Juni 2015 war Roland Jahn als Gastredner und Diskutant<br />
anlässlich des 15-jährigen Bestehens des polnischen<br />
IPN in Warschau eingeladen. Die internationale Konferenz<br />
„Reappraisal of Communist Dictatorship. 25 Years<br />
of European Experience: Achievements and Failures“ war<br />
ein zentraler Programmpunkt der Feier; viele hochrangige<br />
Persönlichkeiten der Republik Polen nahmen daran teil.<br />
Im September 2015 reiste der Bundesbeauftragte gemeinsam<br />
mit dem MdB Josip Juratovic nach Zagreb (Kroatien).<br />
Bisher wurde in keinem der Nachfolgestaaten Jugoslawiens<br />
eine Behörde eingerichtet, die sich mit der Aufarbeitung<br />
der Tätigkeit des Geheimdienstes befasst. Zentraler<br />
tizminister<br />
des Landes. Ferner war der Bundesbeauftragte<br />
zu einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung mit<br />
dem Titel: „Lustration in Kroatien? Chancen, Risiken,<br />
Per spek tiven“ eingeladen, an der auch die Staatspräsidentin<br />
Kroatiens teilnahm. Eine zweite Reise mit dem MdB<br />
Juratovic führte ihn Ende Mai 2016 nach Belgrad (Ser-<br />
<br />
Direktor des Jugoslawischen Staatsarchivs und Terminen<br />
mit dem Leiter des Zentrums für Demokratie sowie der<br />
<br />
Podiumsdiskussion zum Umgang mit den Unterlagen der<br />
früheren Geheimpolizei teil; diese fand in Zusammenarbeit<br />
mit der Deutschen Botschaft statt.<br />
Termine mit Gästen aus dem Ausland<br />
Der BStU und andere deutsche Institutionen hatten schon<br />
nung<br />
von Dokumenten aus der Zeit der UdSSR begleitet<br />
(siehe Neunter Tätigkeitsbericht, S. 87). Ein nun erneut<br />
<br />
Erinnerung ist seit Mai 2015 auch für die Verwaltung des<br />
staatlichen Zweigarchivs verantwortlich, dem die Unterlagen<br />
der Sicherheitsdienste und Strafverfolgungsbehörden<br />
der ehemaligen UdSSR zu übergeben sind. Nach dem<br />
Gesetz sollen die Aufzeichnungen aus repressiven Einrichtungen<br />
der sowjetischen Ukraine in dem Archiv des<br />
Instituts zusammengeführt werden. Dazu gehören neben<br />
Unterlagen der Geheimdienste auch Akten der zuständigen<br />
Ministerien, der Staatsanwaltschaften, des Obersten<br />
Gerichts bis hinunter zu den Kreisgerichten sowie von<br />
diversen Tribunalen. Jedermann soll ein staatlich garan-<br />
<br />
Aufbaustab dieses Instituts kamen im Januar 2016 fünf<br />
leitende Angestellte zu einer Studienwoche beim BStU<br />
nach Berlin und in die Außenstelle Frankfurt (Oder). Darüber<br />
hinaus war der BStU in dem vom Auswärtigen Amt<br />
und der Europäischen Akademie aufgelegten Programm<br />
„Akademie für gute Regierungsführung“ Fachpartner bei<br />
fünf Workshops, an denen überwiegend Verwaltungsbeamte<br />
und Juristen aus der Ukraine, teils auch aus Georgien<br />
und Moldau, teilnahmen.<br />
Bei einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierten<br />
Exkursion kam der Bundesbeauftragte im Mai 2016<br />
mit Journalistinnen und Journalisten des türkischen online-Nachrichtenportals<br />
P24 zusammen. Angesichts der<br />
massiven Einschränkungen für Medienvertreter in der<br />
Türkei bis hin zu Verhaftungen stand der Austausch unter<br />
<br />
Einen räumlichen Schwerpunkt bildete Lateinamerika mit<br />
den Staaten Kolumbien und Uruguay. Im Juni 2015 besuchte<br />
auf Initiative der Maximilian-Kolbe-Stiftung eine<br />
Delegation aus Kolumbien den BStU. In dem Workshop,<br />
an dem der Direktor der Behörde teilnahm, wurden die<br />
deutschen Erfahrungen beim Umgang mit gewaltbelasteter<br />
Vergangenheit diskutiert. Im November 2015 fand ein<br />
Gespräch mit Teilnehmern einer über die Gesellschaft für<br />
Internationale Zusammenarbeit organisierten Studienreise<br />
aus Kolumbien statt. Dabei ging es um Erfahrungen bei<br />
kommunaler Erinnerungsarbeit ebenso wie um Möglichkeiten<br />
pädagogischer Vermittlung und die Organisation<br />
von Gedenkstätten bei Beibehaltung deren politischer<br />
auftragte<br />
eine von der Konrad-Adenauer-Stiftung nach<br />
Deutschland eingeladene kolumbianische Delegation und<br />
diskutierte in einem Panel über das Thema „Ein schmerzhafter<br />
Weg – Opfer, Täter, Aufarbeitung und Versöhnung“.<br />
Im Juni 2016 besuchte der bis 2015 amtierende Präsident<br />
der Republik Uruguay, José Mujica, den Bundesbeauftragten.<br />
Nach einem Militärputsch Anfang der 70er-Jahre<br />
war es in Uruguay gelungen, ab 1985 wieder demokratische<br />
Strukturen aufzubauen. Nach mehreren Rückschlägen<br />
wurde im Jahr 2000 eine „Kommission des Friedens“<br />
eingerichtet, die das Schicksal zumindest der während der<br />
Herrschaft der Militärs Verschwundenen aufklären sollte.<br />
Themen der Gespräche zwischen José Mujica und Roland<br />
Jahn waren Formen der Aufarbeitung von Diktatur sowie<br />
Menschenrechte und Menschenwürde als entscheidende<br />
Prinzipien.<br />
Aus den Ländern des sogenannten Arabischen Frühlings<br />
kamen im Berichtszeitraum die meisten Gäste mit Interesse<br />
an der Arbeit der Stasi-Unterlagen-Behörde aus Tunesien.<br />
Ziel eines befristeten Spezialgesetzes dort ist die<br />
<br />
und die Haftbarmachung der Verantwortlichen mit dem<br />
Ziel der nationalen Versöhnung; eine sogenannte „Kommission<br />
für Wahrheit und Würde“ ist das zentrale Instrument.<br />
Nach dem Gesetz hat jeder Bürger das Recht, in<br />
die Unterlagen des vorigen Regimes Einsicht zu erhalten,<br />
wobei der Schutz personenbezogener Daten gesichert sein