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Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung

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Drucksache <strong>18</strong>/<strong>11400</strong><br />

– 52 –<br />

<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />

sche Blick auf diese besondere, von der Forschung bislang<br />

weitgehend vernachlässigte Diensteinheit liefert nicht nur<br />

Grundlagen für eine notwendige Quellenkritik im Rahmen<br />

künftiger Forschungen zur Geschichte des MfS. Darüber<br />

hinaus bietet der Sammelband sowohl Anregungen für die<br />

Erforschung der Archivgeschichte der DDR als auch für<br />

eine moderne Institutionengeschichte des MfS.<br />

5.2.6 Hinter vorgehaltener Hand – Studien zur<br />

Denunziationsforschung<br />

Im Januar 2015 wurde der Sammelband „Hinter vorgehaltener<br />

Hand. Studien zur historischen Denunziationsforschung“<br />

als Band 39 der wissenschaftlichen Reihe<br />

„Analysen und Dokumente“ von Anita Krätzner herausgegeben.<br />

Der Band ging aus dem Workshop „Historische<br />

Denunziationsforschung: Methoden, Längsschnitte, Vergleichsperspektiven“<br />

hervor und war erstes Ergebnis des<br />

Projekts „Politische Denunziation in der DDR“ (siehe<br />

Abschnitt 5.3.1). Im Band werden verschiedene Erscheinungsformen<br />

der Denunziation in unterschiedlichen Gesellschaftsformen<br />

und Epochen untersucht. Der Untersuchungszeitraum<br />

erstreckt sich vom Vormärz über den<br />

Nationalsozialismus und legt einen besonderen Fokus auf<br />

die DDR und die Interaktionen von Denunzianten mit der<br />

Staatssicherheit, aber auch mit anderen Institutionen. Die<br />

vergleichende Perspektive des Bandes soll dazu dienen,<br />

den Blick bezüglich der Frage nach gesellschaftlicher Verankerung<br />

der Denunziation und Mitwirkung des Einzelnen<br />

auch im SED-Regime zu schärfen. Zudem geht der Band<br />

quellenkritisch der Frage nach, inwieweit die verschiedenen<br />

Systembedingungen Denunziation förderten und wie<br />

sich Motive der Zuträger ermitteln lassen.<br />

5.2.7 Auftrag: Menschenraub<br />

<br />

DDR-Staatssicherheit in den 50er- und 60er-Jahren etwa<br />

400 Menschen aus West-Berlin und der Bundesrepublik<br />

entführen ließ. Viele kehrten erst nach Monaten oder Jahren<br />

zurück. 24 Entführte wurden hingerichtet, mindestens<br />

zehn weitere starben in der Haft infolge von Krankheit,<br />

Selbsttötung oder Misshandlung. Die Methoden des MfS<br />

<br />

fangreichem<br />

Archivmaterial beleuchtet Susanne Muhle<br />

in ihrer Studie „Auftrag: Menschenraub. Entführungen<br />

von Westberlinern und Bundesbürgern durch das Ministerium<br />

für Staatssicherheit der DDR“ dieses Kapitel der<br />

deutschen Teilung. Dabei widmet sie sich insbesondere<br />

den als Entführern eingesetzten IM. Die Arbeit erschien<br />

2015 in der wissenschaftlichen Reihe des BStU „Analysen<br />

und Dokumente“ als 42. Band. Im gleichen Jahr wurde die<br />

Untersuchung mit dem „Opus Primum“ der Volkswagenstiftung<br />

für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation<br />

des Jahres ausgezeichnet.<br />

5.2.8 Annäherungen an Robert Havemann<br />

In keinem anderen Intellektuellen der DDR fand das<br />

SED-Regime einen so scharfen Kritiker wie in Robert<br />

Havemann. Der überzeugte Kommunist und NS-Widerstandskämpfer<br />

wirkte nach dem Krieg führend am Aufbau<br />

der DDR mit. Sein Eintreten gegen soziale und politische<br />

Knechtschaft ließ ihn jedoch bald zum Gegner des Regimes<br />

werden und in den Fokus der Staatssicherheit geraten.<br />

Die Beiträge des von Bernd Florath herausgegebenen<br />

Sammelbandes „Annäherungen an Robert Havemann.<br />

Biographische Studien und Dokumente“ beleuchten Wen-<br />

<br />

ihnen zugrunde liegenden geistigen Voraussetzungen. Sie<br />

arbeiten seine Bedeutung für die historische Entwicklung<br />

in der DDR heraus. Die Aufsätze werden ergänzt durch<br />

<br />

Nachlass, Dokumente über die Überwachung des Dissidenten<br />

durch das MfS sowie durch die Fortführung der<br />

<br />

in der Reihe „Analysen und Dokumente“ als Band 43.<br />

5.2.9 In Haft bei der Staatssicherheit –<br />

das Untersuchungsgefängnis<br />

Berlin-Hohenschönhausen<br />

Im Ost-Berliner Stadtbezirk Hohenschönhausen befand<br />

sich das zentrale Untersuchungsgefängnis des MfS. Die<br />

Geheimpolizei ermittelte an diesem streng geheimen Ort<br />

gegen rund 11 000 politische Gegner und andere Personen,<br />

die für das SED-Regime von außerordentlicher Bedeutung<br />

waren. In Hohenschönhausen konzentrierten sich Verfahren<br />

gegen in Ungnade gefallene Politiker, Dissidenten und<br />

Bürgerrechtler. Daneben wurde hier auch gegen NS-Täter<br />

<br />

Spohr vorgelegte Studie „In Haft bei der Staatssicherheit.<br />

Das Untersuchungsgefängnis Berlin-Hohenschönhausen<br />

1951–1989“ stellt exemplarische Häftlingsschicksale vor<br />

und untersucht Haftbedingungen und Vernehmungsmethoden.<br />

Es wird deutlich, dass sich die Alltagssituation der<br />

Insassen und die Praktiken der MfS-Vernehmer im Laufe<br />

der Jahrzehnte erheblich veränderten. Konstant blieben<br />

dagegen die völlige Isolierung der Gefangenen und die<br />

extreme Abschottung des Geschehens nach außen mit all<br />

<br />

als Band 44 der wissenschaftlichen Reihe „Analysen und<br />

Dokumente“ erschienen.<br />

5.2.10 Die Macht der Kirchen brechen –<br />

Mitwirkung des MfS bei der Durchsetzung<br />

der Jugendweihe<br />

Die 2016 in der Reihe „Analysen und Dokumente“ als<br />

Band 45 erschienene Studie „Die Macht der Kirchen brechen.<br />

Die Mitwirkung der Staatssicherheit bei der Durchsetzung<br />

der Jugendweihe in der DDR“ von Markus Anhalt<br />

untersucht anhand der überlieferten Archive des Staatssicherheitsdienstes,<br />

welcher Anteil der Stasi bei der Einführung<br />

der Jugendweihe zukam. Sie zeichnet die Anfänge<br />

der Jugendweihe in der DDR bis zum Ende der 50er-Jahre<br />

nach und klärt über die Mitwirkung der Staatssicherheit<br />

bei der Durchsetzung kirchenpolitischer Ziele auf. Mit<br />

<br />

versuchte, einen Keil zwischen die Gläubigen und ihre<br />

Seelsorger zu treiben. Ende der 50er-Jahre war das Ziel

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