Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />
– 9 –<br />
Drucksache <strong>18</strong>/<strong>11400</strong><br />
<br />
Gleichzeitig wurden die Standards für die Erschließung<br />
<br />
In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass sich<br />
die Leiter des Bundesarchivs, des Politischen Archivs des<br />
Auswärtigen Amtes, des Bundesratsarchivs, des Parlamentsarchivs<br />
des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es und des BStU<br />
nen<br />
dem Erfahrungsaustausch und der Abstimmung zu<br />
verschiedenen strategischen Fragen (z. B. zu Themen der<br />
Digitalisierung). Im Juni 2016 tagte dieses Archivleitergremium<br />
beim BStU und informierte sich u. a. über die<br />
Vorstellungen des Bundesbeauftragten zu den Fragen der<br />
Integration des BStU in das Bundesarchiv.<br />
Erschließung und Recherche<br />
Die Unterlagen, die durch den BStU erschlossen und verwaltet<br />
werden, sind grundsätzlich auf zwei Arten recherchierbar:<br />
sachbezogen und/oder personenbezogen. Der<br />
per sonenbezogene Zugang ist der für die Staatssicherheit<br />
und ihre überlieferten Karteien typische. Die sogenannten<br />
archivierten Ablagen des Ministeriums für Staatssicherheit<br />
(MfS) und seiner Bezirksverwaltungen sind auf diese<br />
Weise recherchierbar. In gleicher Weise gilt das in der Regel<br />
für die Zentralen Materialablagen (ZMA) – Informationssammlungen<br />
der einzelnen Diensteinheiten, die für die<br />
tägliche Arbeit bereitgehalten wurden. Für zentrale Aufgaben<br />
des BStU – Akteneinsichten, aber auch Personenüberprüfungen<br />
– ist diese Art des Zugangs von entscheidender<br />
Bedeutung.<br />
Die personenbezogene Erschließung stößt an ihre Grenzen,<br />
wenn es um themenbezogene Recherchen geht, wie<br />
sie bei Bildungs- und Forschungsvorhaben oder Anfragen<br />
chend<br />
mit Hinweisen auf Personen verbunden sind. Eine<br />
sachthematische Erschließung ermöglicht darüber hinaus<br />
den für Archive üblichen systematischen, themenbezogenen<br />
Zugang zu Archivalien. Es ist daher ein wichtiges Anliegen<br />
des BStU, auch solche Unterlagen nach inhaltlichen<br />
Gesichtspunkten zu erschließen, die bislang nur über personenbezogene<br />
Karteien recherchierbar sind, wenn sich<br />
<br />
ergibt.<br />
In den vergangenen Jahren wurde mit Priorität an der Erschließung<br />
von Stasi-Unterlagen gearbeitet, für die noch<br />
keinerlei Findmittel (also auch keine MfS-Karteien) zur<br />
Verfügung standen. So sind mittlerweile sämtliche Unterlagen<br />
der ehemaligen MfS-Bezirksverwaltungen Berlin,<br />
Cottbus, Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Neubrandenburg,<br />
Rostock und Schwerin erschlossen. Die Archivare und Archivarinnen<br />
der entsprechenden Außenstellen unterstützen<br />
mittlerweile andere Außenstellen sowie die Zentralstelle,<br />
um eine zügige Abarbeitung des verbliebenen Restes<br />
noch unzugänglicher Unterlagen zu gewährleisten. Inzwischen<br />
sind von den mehr als 111 000 laufenden Metern<br />
(lfd. M.) Schriftgut ca. 67 000 lfd. M. (also 60 Prozent)<br />
personen bezogen zugänglich sowie rund 40 600 lfd. M.<br />
(36 Prozent) inhaltlich erschlossen und damit gleichzeitig<br />
personenbezogen verfügbar; dazu gehören auch 41 Milli-<br />
<br />
Dieses würde, auf Papier ausgedruckt, den Umfang des<br />
Bestandes noch um viele Kilometer vergrößern.<br />
Im Berichtszeitraum wurden rund 1 850 lfd. M. des<br />
Schriftguts archivisch bearbeitet. Die besondere Aufmerksamkeit<br />
galt dabei nach wie vor den Überlieferungsteilen,<br />
die 1989/1990 in den Dienstzimmern der Staatssicherheit<br />
geborgen werden konnten. Darüber hinaus wurden rund<br />
115 600 Fotos, 484 Tonaufzeichnungen sowie 26 Filme<br />
und Videos erschlossen. An einer Reihe von Diensteinheiten<br />
konnten die Erschließungsarbeiten abgeschlossen werden,<br />
so z. B. am Teilbestand Hauptabteilung XIX (Verkehr,<br />
Post- und Nachrichtenwesen) (siehe Abschnitt 3.2.1.2) sowie<br />
an weiteren Teilbeständen der Bezirksverwaltungen<br />
des MfS (siehe Abschnitt 3.2.2).<br />
Durch Erschließungskooperationen soll eine zügige archivische<br />
Erschließung noch nicht bearbeiteten Schriftguts in<br />
jenen Außenstellen erreicht werden, in denen noch größere<br />
Restbestände unerschlossen sind. Im Berichtszeitraum<br />
wurden die Außenstellen Dresden, Leipzig und Suhl sowie<br />
die Zentralstelle von den Außenstellen Chemnitz, Erfurt,<br />
Frankfurt (Oder), Gera, Halle, Magdeburg, Neubrandenburg,<br />
Rostock und Schwerin unterstützt.<br />
Nach Abschluss archivischer Erschließungsarbeiten wird<br />
grundsätzlich die Erarbeitung von Findmitteln und deren<br />
Online-Stellung angestrebt. Im Berichtszeitraum wurden<br />
89 Findmittel online gestellt: dies sowohl für Unterlagen<br />
aus der ministerialen Überlieferung (MfS) als auch<br />
für die Bestandsbereiche aller MfS-Bezirksverwaltungen<br />
(BV) sowie für MfS-Kreisdienststellen (KD). Auch die<br />
Erstellung von Online-Findmitteln, die gleichzeitig auf<br />
digitalisiertes Archivgut führen, wurde fortgesetzt (siehe<br />
Abschnitt 3.3.3)<br />
Digitalisierungsprojekte<br />
Der BStU stellt sich schon seit mehreren Jahren den Herausforderungen<br />
des digitalen Wandels für Archive. Schon<br />
der Zwölfte Tätigkeitsbericht informierte ausführlich darüber,<br />
welche strategischen Fachziele das Stasi-Unterlagen-Archiv<br />
anstrebt. Auch im jetzigen Berichtszeitraum<br />
wurden diese Intentionen weiter verfolgt. Die Behörde<br />
konzentriert sich dabei auf die Sicherung und den Schutz<br />
<br />
<br />
den Fragen der digitalen Langzeitsicherung. Neben konkreten<br />
Fortschritten bei einzelnen Digitalisierungsprojekten<br />
werden Konzepte zur langfristigen digitalen Sicherung<br />
und zum Aufbau eines digitalen Archivs erarbeitet.<br />
So hat die Digitalisierung von MfS-Ton- und Videoaufzeichnungen<br />
oberste Priorität, weil deren Trägermaterialien<br />
zerfallen. Gleichzeitig hat sich das sogenannte ruhende<br />
stelle<br />
der Originale) bewährt, wie auch vielfach nachgefragtes<br />
Schriftgut im Zuge der Nutzung digitalisiert wird,<br />
um die Originale zu schonen. Des Weiteren gestatten Digitalisate,<br />
die in den Internetauftritt der Behörde, in die