Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung
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Drucksache <strong>18</strong>/<strong>11400</strong><br />
– 72 –<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />
Bundes beauftragten sowie die Begleitung von presserelevanten<br />
Besuchergruppen im Archiv. Im Jahr 2016 lag ein<br />
besonderes Medieninteresse auf der Diskussion um die<br />
Zukunft des BStU. Dazu nahm der Bundesbeauftragte in<br />
vielen Interviews Stellung. Die Pressestelle initiierte für<br />
die externe und interne Kommunikation des Transforma-<br />
reich,<br />
den sie kontinuierlich betreute.<br />
Die Pressestelle kommunizierte im Berichtszeitraum neue<br />
Publikationen der Forschungsabteilung, neue Geschichten<br />
und Sammlungen der Stasi-Mediathek sowie die Veranstaltungen<br />
des BStU an die Presse. Neben dem üblichen<br />
Instrument der Pressemitteilung vermittelte sie die Themen<br />
über den Twitterkanal der Pressestelle, über bildbasierte<br />
E-Mails sowie den viermal pro Jahr erscheinenden<br />
Newsletter. Besonders hervorzuheben ist in diesem Kontext<br />
die Begleitung des Launches der Stasi-Mediathek An-<br />
<br />
Dauerausstellung in „Haus 1“ sowie des anschließenden<br />
Bürgertages. Intensiv betreute Themen waren der multimedial<br />
vermittelte 30. Jahrestag des Reaktorunglücks von<br />
Tschernobyl sowie der von der BBC weltweit publik ge-<br />
<br />
Philby aus dem Archiv des BStU.<br />
Weiterhin begleitete die Pressestelle die Wanderausstellung<br />
des BStU „Feind ist, wer anders denkt“ mit spezi-<br />
<br />
<br />
Medien Themen auf und vertieften diese, auch mithilfe<br />
von nachfolgenden Rechercheanträgen an den BStU.<br />
Insbesondere der Bayerische Rundfunk berichtete 2015<br />
multimedial über die Ausstellungs-Station Nürnberg. In<br />
Aachen berichteten regionale Zeitungen ausführlich über<br />
die lokalen Stasi-Bezüge, der Westdeutsche Rundfunk intensivierte<br />
Recherchen NRW-weit.<br />
Bei den Online-Schwerpunkten nahm 2015 der 50. Jahrestag<br />
der Verkündung der Urteile im ersten Auschwitz-Prozess<br />
sowie die Erinnerung an die Stasi-Tätigkeiten bei<br />
den Olympischen Sommerspielen in Seoul 1988 parallel<br />
zu den aktuellen Spielen in Brasilien 2016 breiten Raum<br />
ein. Auch an das Auftrittsverbot von Wolf Biermann 1965<br />
sowie die Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte von<br />
Helsinki 1975 erinnerten die Presse-Schwerpunkte. Auf<br />
einer als fortlaufendes Projekt angelegten Webseite mit<br />
dem Titel „Stasi im Westen“ stellte die Pressestelle die<br />
vielfältigen Aktivitäten der Stasi in der Bundesrepublik<br />
dar. Über Punkte auf einer Deutschland-Karte können<br />
ausgewählte Unterlagen aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv<br />
angeklickt und so ein Einblick in die vielschichtigen<br />
Aktionen der Stasi in allen Regionen der Bundesrepublik<br />
gewonnen werden. Das Projekt „Mauerfall 89 – Heute<br />
vor 25 Jahren“, eine Kooperation der BStU-Pressestelle<br />
mit dem Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF)<br />
Potsdam und der „Bild“-Zeitung, wurde im Berichtszeitraum<br />
mit dem Deutschen Preis für Onlinekommunikation<br />
in der Kategorie „Kampagnen von Institutionen“ ausgezeichnet.<br />
Besuchsprogramme für Journalistinnen und<br />
Journalisten<br />
Die Pressestelle ermöglichte es verschiedenen Interessenten<br />
aus den Medien und anderen Multiplikatoren, das<br />
Archiv und damit die Arbeitsweise des BStU, aber auch<br />
die Strukturen und Methoden der Staatssicherheit kennenzulernen.<br />
Unter den Besuchergruppen waren Journalistik-Studenten<br />
verschiedener deutscher und amerikanischer<br />
Universitäten, Teilnehmer von Austauschprogrammen der<br />
Bertelsmann Stiftung, der Fulbright-Kommission oder des<br />
German Marshall Funds, aber auch türkische und kubanische<br />
Journalisten. Interessiert zeigten sich die Gäste zunehmend<br />
an den Entwicklungen auf dem Stasi-Gelände. Hier<br />
war für internationale Besucher besonders die Kooperation<br />
einer staatlichen Einrichtung, also des BStU, mit zivilgesellschaftlichen<br />
Gruppen wie der ASTAK e. V. oder der Robert-Havemann-Gesellschaft<br />
bei der Auseinandersetzung<br />
mit der Vergangenheit spannend, aber auch die vom Land<br />
Berlin initiierte Unterbringung von Flüchtlingen in den<br />
ehemaligen Stasi-Büros der Auslandsspionage des MfS.<br />
Immer wieder waren Bezüge zu heutigen Fragestellungen<br />
der Werte einer Demokratie ein viel diskutiertes Thema.<br />
7 Internationale Bezüge<br />
Im Berichtszeitraum besuchten wiederum viele Gäste<br />
aus dem Ausland die Behörde des Bundesbeauftragten<br />
für die Stasi-Unterlagen (BStU), um sich über die Arbeit<br />
des Stasi-Unterlagen-Archivs und den deutschen Weg der<br />
Aufarbeitung einer Diktatur und ihrer Geheimpolizei zu<br />
informieren. Die meisten Gäste kamen aus Südkorea, Lateinamerika<br />
und den Ländern des sogenannten Arabischen<br />
Frühlings. Unter diesen Ländern zeigte Tunesien aufgrund<br />
seiner politischen Entwicklung stärkere Nachfrage danach,<br />
wie mit den Akten eines vormaligen diktatorischen<br />
Regimes umgegangen werden könnte. Aber auch führende<br />
Mitarbeiter internationaler Organisationen, die zu anderen<br />
Unrechtsregimes als kommunistischen arbeiten, besuchten<br />
das Archiv: so z. B. die Chefarchivarin der Unterlagen<br />
aus den beiden internationalen Strafgerichtsprozessen zu<br />
Ruanda und Ex-Jugoslawien sowie eine Historikerin des<br />
niederländischen Instituts für Kriegs-, Holocaust- und Genozid-Studien.<br />
Darüber hinaus intensivierte der Bundesbeauftragte seine<br />
Kontakte in den Balkan. Obwohl dort der transparente<br />
Umgang mit Geheimpolizeiakten entweder nicht im<br />
gesellschaftlichen Fokus oder nicht auf der politischen<br />
Agenda steht, gibt es teils doch vielversprechende Ansätze.<br />
Die jahrelangen Anstrengungen von zivilgesellschaftlichen<br />
und politischen Kräften in Albanien (siehe auch frühere<br />
BStU-Tätigkeitsberichte) führten schließlich im April<br />
<br />
gebliebenen Bestand der Geheimpolizeiakten. Von den<br />
Ländern des ehemaligen Jugoslawiens kam das stärkste<br />
Engagement aus Kroatien.<br />
7.1 Die Arbeit des Netzwerks<br />
Im Jahr 2015 führte der BStU zum zweiten Mal die Geschäfte<br />
im „Europäischen Netzwerk der für die Geheim-