Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung
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Drucksache <strong>18</strong>/<strong>11400</strong><br />
– 58 –<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />
sonderer Betrieb. Vier Reaktoren waren zuletzt in Betrieb,<br />
weitere vier sollten folgen. Damit hätte das AKW 25 Prozent<br />
der Energie im ostdeutschen Staat produziert. Das MfS<br />
überwachte mit einer Objektdienststelle auf dem Werksgelände<br />
die zuletzt knapp 15 000 Angestellten und Arbeiter.<br />
<br />
Personalmangel, den materialtechnischen Engpässen und<br />
technologischen Sicherheitslücken abzuhelfen. Weiterhin<br />
<br />
in der Nuklear-Anlage hinaus auch ihren üblichen geheimpolizeilichen<br />
Aufgaben nachging, insbesondere bei<br />
der Überwachung und Kontrolle politischer Gegner und<br />
Ausreisewilliger sowie beim Verhindern politischen Protests.<br />
Erstmals werden in dieser Tiefe die Gründung, der<br />
Aufbau, die Arbeitsweise, die Tätigkeitsfelder sowie das<br />
Ende einer MfS-Objektdienststelle analysiert.<br />
Der Ärztekreis „Christliche Mediziner in sozialer<br />
Verantwortung“ in Halle 1982–1989<br />
Seit 1982 engagierte sich unter dem Dach der Evangelischen<br />
Kirche eine Gruppe von Medizinern, Psychotherapeuten<br />
und Krankenhausseelsorgern aus Halle für die<br />
Aufklärung über die unterschätzten Folgen eines atomaren<br />
Krieges. Die „Christlichen Mediziner in sozialer Verantwortung“<br />
standen den „Internationalen Ärzten zur Verhütung<br />
eines Atomkriegs“ (IPPNW) nahe und stellten sich<br />
gegen eine vorbereitende Katastrophenmedizin für den<br />
<br />
Friedensnobelpreis erhalten. Die SED verstand sich selbst<br />
als alleinige Friedenshüterin und gründete eine staatlich<br />
gelenkte DDR-Sektion der IPPNW. Die Studie untersucht,<br />
inwieweit es dem MfS gelang, den Hallenser Ärztekreis<br />
zurückzudrängen, und welche Auswirkungen die nationale<br />
IPPNW-Gründung der DDR auf die private Initiative hatte.<br />
Die Kreisdienststellen Nordhausen, Brandenburg<br />
und Schleiz<br />
Mit der Studie zur Kreisdienststelle (KD) Nordhausen<br />
wird die erste grundlegende Untersuchung von Struktur<br />
und Geschichte einer MfS-Kreisdienststelle vorgelegt.<br />
Hierfür sind die Archivalien umfassend untersucht und<br />
sowohl systematisch nach Struktur, Personal, politischer<br />
Verankerung und Aktivitäten analysiert worden. Der Kreis<br />
Nordhausen vereint eine ganze Reihe charakteristischer<br />
Sektoren in einem Flächenkreis (Industrie, Landwirtschaft,<br />
Militär, Grenzregime, Erholung) und ist insoweit<br />
repräsentativ für DDR-Kreise ähnlich gemischter Struktur<br />
(siehe Zwölfter Tätigkeitsbericht, S. 65 f.). Die detaillierte<br />
Untersuchung der Arbeit der MfS-KD verdeutlicht typische<br />
Strukturen dieser Dienstebene der Staatssicherheit<br />
und schließt damit eine Lücke in der Erforschung von<br />
Struktur und Wirkungsweise des MfS. Die Studie ist für<br />
die Publikation 2017 vorbereitet.<br />
Der Kreis Brandenburg hatte große wirtschaftliche Bedeutung<br />
innerhalb der DDR. Hier befanden sich eine Reihe<br />
überregional agierender Betriebe und das Zuchthaus Brandenburg,<br />
das neben Bautzen als eine der gefürchtet sten<br />
Haftanstalten der DDR galt. Konkreter Analysegegenstand<br />
wird die historische und systematische Darstellung<br />
der Arbeit der KD im Sinne einer Feldstudie sein. In einem<br />
nach Dekaden aufgeschlüsselten Überblick zur Entwicklungsgeschichte<br />
dieser Dienststelle soll die Studie am<br />
<br />
ellen<br />
Mitarbeiter dokumentieren.<br />
Eine weitere Untersuchung befasst sich mit dem thüringischen<br />
Kreis Schleiz. Dieser Kreis war – anders als Nordhausen<br />
– weitgehend ländlich geprägt und relativ dünn<br />
besiedelt. Die Grenzsicherung spielte hier eine größere<br />
Rolle, da es eine Transitstrecke gab und der größte Betrieb<br />
in der Sperrzone lag. Er war wiederholt Schauplatz von<br />
Fluchten. Die Studie schildert die Tätigkeitsfelder und die<br />
Arbeitsweise des MfS anhand kontextualisierter Fallbei-<br />
<br />
Mittelpunkt stehen soll. Bei den Studien zu Nordhausen<br />
und Brandenburg liegt der Blick stärker auf der Struktur<br />
des MfS und den Mitarbeitern.<br />
5.4 Bibliothek<br />
Die wissenschaftliche Spezialbibliothek des BStU sam-<br />
terium<br />
für Staatssicherheit und anderen Geheimdiensten<br />
auch Publikationen zu modernen Diktaturen, zu Kommunismus<br />
und Totalitarismus, zur SBZ und zur DDR, zur<br />
Deutschlandpolitik und den innerdeutschen Beziehungen,<br />
zu Entwicklungen in Ost- und Mittelosteuropa sowie<br />
-<br />
<br />
für die Beschäftigten des BStU. Durch die Bereitstellung<br />
sicherheitsdienst<br />
der DDR auf der Internetseite der Bibliothek<br />
im Berichtszeitraum konnte die Nutzung für die<br />
schriftenbestand<br />
ist über die Zeitschriftendatenbank online<br />
recherchierbar. Die Mitgliedschaft in mehreren bibliothekarischen<br />
Verbänden ermöglicht einen konstanten<br />
fachlichen Austausch mit anderen wissenschaftlichen Bibliotheken.<br />
Im Berichtszeitraum konnte der Bestand durch<br />
gezielte Erwerbung, Tausch und Geschenke um über 1 300<br />
Medien erweitert werden. Die Bibliothek bezieht laufend<br />
rund 120 Zeitschriften sowie 15 Tages- und Wochenzeitungen<br />
und Nachrichtenmagazine.<br />
<br />
keit<br />
hat der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen<br />
(BStU) Methodik und Formate seiner Dienstleistungen<br />
fortentwickelt und sich weiter auf das Archiv als historischen<br />
Gegenstand konzentriert. Im Zentrum stehen die<br />
Stasi-Unterlagen selbst, die im Zuge der Friedlichen Revolution<br />
von Bürgerinnen und Bürgern gesichert wurden<br />
und heute staatliches Handeln in einer Diktatur transparent<br />
machen können. Sie stehen als einzigartige Quelle<br />
Nutzern zur Verfügung und sind die Grundlage der An-<br />
<br />
macht. So können Einzelpersonen, Forscher und Medien