Deutscher Bundestag 18/11400 Unterrichtung
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Drucksache <strong>18</strong>/<strong>11400</strong><br />
– 54 –<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>18</strong>. Wahlperiode<br />
5.2.16 Stasi in Dresden. Die Geheimpolizei<br />
im DDR-Bezirk<br />
Zur Feier des Tages der Deutschen Einheit 2016 in Dresden<br />
erschien der Folgeband der Reihe „Stasi in der Region“<br />
zur Geheimpolizei in Dresden. Er wirft Schlaglichter<br />
auf 40 Jahre MfS-Geschichte im ehemaligen DDR-Bezirk.<br />
Er zeigt, wie sich im Juni 1953 Bürgerinnen und Bürger in<br />
Niesky gegen die Regierung stellten. Er beschreibt aber<br />
auch, mit welchen Mitteln und Methoden die Stasi gegen<br />
unliebsame Ausreiseantragsteller oder prominente Dynamo-Fußballspieler<br />
vorging. Auch dieser von Peter Boeger<br />
und Elise Catrain herausgegebene Band „Stasi in Dresden.<br />
<br />
Fallbeispielen angereichert und mit zahlreichen Fotos und<br />
Dokumentenfaksimiles ausgestattet.<br />
5.2.17 Geheimdienstkrieg in Deutschland. Die<br />
Konfrontation von DDR-Staatssicherheit<br />
und Organisation Gehlen 1953<br />
In Kooperation zwischen der Unabhängigen Historikerkommission<br />
zur Erforschung des Bundesnachrichtendienstes<br />
1945–1968 (UHK) und der Forschungsabteilung<br />
des Bundesbeauftragten erschien 2016 im Ch. Links Ver-<br />
<br />
Die Konfrontation von DDR-Staatssicherheit und Organisation<br />
Gehlen 1953“ von Ronny Heidenreich, Daniela<br />
Münkel und Elke Stadelmann-Wenz. Der Kalte Krieg war<br />
auch ein Krieg der Geheimdienste. Erstmals zeigen bislang<br />
unbekannte Akten des Bundesnachrichtendienstes und der<br />
Staatssicherheit, welche Hintergründe, Ziele und vor allem<br />
Folgen der erste von Ost-Berlin geführte „konzentrierte<br />
Schlag“ gegen die Organisation Gehlen im Herbst 1953<br />
tete<br />
vermeintliche Spione in der DDR, deren Schicksal im<br />
Spiegel der Akten beider Geheimdienste beleuchtet wird.<br />
Dieser Geheimdienstkrieg spielte sich nicht im Verborgenen<br />
ab: Die Staatssicherheit versuchte mit einer bis dahin<br />
lich<br />
zu diskreditieren.<br />
5.2.<strong>18</strong> „Akten-Einsichten“. Beiträge zum<br />
historischen Ort der Staatssicherheit<br />
Die Beiträge dieses von Helge Heidemeyer herausgege-<br />
spielen<br />
das Potenzial der Quellengattung „Stasi-Unterlagen“.<br />
Die Unterlagen der Staatssicherheit sind im Zuge<br />
der Friedlichen Revolution von Bürgerrechtlern gesichert<br />
<br />
zu machen. Die Stasi-Dokumente haben darüber hinaus einen<br />
hohen wissenschaftlichen Wert, wofür schon die Oppositionellen<br />
in der heißen Revolutionsphase 1989/90 ein<br />
Gespür hatten. Der Sammelband vereint Fragestellungen<br />
zum Quellenwert der Akten mit Beiträgen zur Funktion,<br />
aber auch zur Dysfunktionalität der Staatssicherheit im<br />
Herrschaftssystem. Aus dem Nebeneinander unterschiedlicher<br />
Perspektiven entstehen so Einsichten in die Möglichkeiten<br />
des Stasi-Unterlagen-Archivs.<br />
5.3 Laufende Forschungsprojekte<br />
5.3.1 Widerstand und Anpassung im Alltag<br />
Der von Ilko-Sascha Kowalczuk geleitete Forschungsbereich<br />
befasst sich mit der Wirkungsgeschichte des MfS<br />
und nimmt dabei auch Opposition und Widerstand sowie<br />
Repressionsgeschichte in den Blick.<br />
Der DDR-Militärstrafvollzug und die Disziplinareinheit<br />
der NVA in Schwedt<br />
Schwedt als Standort des DDR-Militärstrafvollzugs<br />
(1968–1990) war für nahezu jeden männlichen DDR-Bür-<br />
jekt<br />
beschreibt die dortigen Verhältnisse und untersucht<br />
die spezielle Rolle der Staatssicherheit. Angesichts der<br />
schwierigen Überlieferungslage in den Archiven geht es<br />
darum, das Bild von „Schwedt“ über die personengebundenen<br />
Akten des MfS zu Insassen und Strafvollzugsper-<br />
<br />
<br />
-<br />
<br />
Personal als auch die Insassen. Wegen der Kombination<br />
von Haft mit Schichtarbeit, militärischer Ausbildung und<br />
ideologischer Schulung stellte „Schwedt“ eine verschärfte<br />
Variante von Freiheitsentzug dar. Dennoch kann der<br />
zu DDR-Zeiten aufgebaute Mythos zumindest in Teilen<br />
entzaubert werden: Schwedt war nicht die schlimmste<br />
<br />
keinesfalls relativiert werden soll. Die Publikation der Untersuchung<br />
in der wissenschaftlichen Reihe des BStU ist<br />
2017 vorgesehen.<br />
Politische Denunziation in der DDR<br />
Das Hauptziel des Forschungsprojekts zur politischen<br />
Denunziation ist die Untersuchung, auf welche Weise in<br />
der DDR Anzeigen und Zuträgerschaft unterstützt, gefördert<br />
und instrumentalisiert wurden. Es konnten bisher<br />
unterschiedliche Formen von Denunziationen herausgearbeitet<br />
werden – von der persönlichen Anzeige auf den<br />
Dienststellen des MfS und der Polizei über Briefe, auch<br />
anonymer Natur, bis hin zu institutionalisierter Denunzi-<br />
-<br />
<br />
der Denunziation, aber auch, wie die Staatssicherheit und<br />
die Polizei im Alltag diese Meldungen nutzten, in Auftrag<br />
gaben oder teilweise auch ablehnten. Zwei Schwerpunkte<br />
stehen im Zentrum der Untersuchungen:<br />
1. Wie lässt sich die Denunziation als Kommunikation<br />
und Interaktion von Bürgerinnen und Bürgern mit der<br />
Staatsmacht begreifen?<br />
2. Wie lässt sich die Denunziation als soziales Phänomen<br />
in der DDR beschreiben und welche Auswirkungen hatte<br />
sie auf das Gesellschaftshandeln in der DDR?<br />
Dabei wird unter anderem den Fragen nachgegangen, ob<br />
und wie sich Motive der Denunzianten ermitteln lassen<br />
und welche Konsequenzen die Denunziationen hatten.