antriebstechnik 4/2017
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HANNOVER MESSE <strong>2017</strong> I SPECIAL<br />
01 Verhalten eines O-Rings im<br />
Einbauraum unter Druck<br />
01 02<br />
02 Darstellung eines hygienegerechten<br />
Einbauraumes<br />
(DIN 11862, DIN 11853)<br />
Leitfaden in Kürze:<br />
n Festlegung des Einsatztemperaturbereichs – sowohl untere<br />
als auch obere Einsatztemperatur<br />
n Benennung der Medien, mit denen der Dichtungswerkstoff<br />
in Berührung kommen kann<br />
n Festlegung, ob und welche mechanischen Eigenschaften<br />
notwendig sind<br />
n Klärung, ob und welche Freigaben bzw. Zulassungen<br />
gefordert werden<br />
n Festlegung der richtigen Einbaugeometrie<br />
Pharma), müssen über bestimmte physikalische Eigenschaften<br />
verfügen (Gasversorgung) oder spezielle Prüfkriterien erfüllen<br />
(Sauerstoffanwendung). Die Eignung dieser Dichtungswerkstoffe<br />
ist mit einem entsprechenden Zeugnis zu belegen.<br />
Die Einbauräume<br />
Der notwendige Einbauraum stellt eine nicht zu unterschätzende<br />
Rolle bei der Auswahl von Elastomerwerkstoffen, auch bezogen auf<br />
O-Ringe, dar. Als Standard-Einbauraum ist hier die Rechtecknut<br />
nach DIN ISO 3601-2 anzusehen, die dem Anwender bezogen auf<br />
die Schnurstärke die Werte für Breite und Tiefe des Einbauraums<br />
nennt. Daraus ergeben sich die Werte für die notwendige Verpressung<br />
des O-Rings sowie der entsprechende Füllgrad der Nut. Bei<br />
Anwendung dieser Norm ist eine konstruktiv sichere Abdichtung<br />
mit O-Ringen in Standard-Anwendungen gewährleistet. Abweichungen<br />
von diesen rechteckigen Einbauräumen sind möglich und<br />
teilweise auch notwendig. So werden z. B. in der Lebensmittel- und<br />
Pharmaindustrie spezielle, sogenannte hygienegerechte Einbauräume<br />
verlangt, die nur eine sehr geringe Ausdehnung des Dichtungswerkstoffs<br />
zulassen. Solche Einbauräume sind u. a. in der DIN<br />
11864 oder der DIN 11853 genormt.<br />
Den geeigneten Werkstoff finden<br />
Anhand von zwei unterschiedlichen Branchen soll kurz erläutert<br />
werden, wie bei der Auswahl eines optimalen Dichtungswerkstoffs<br />
vorgegangen werden sollte:<br />
Branche: Lebensmittelindustrie<br />
Es soll ein Dichtungswerkstoff für eine Armatur gefunden werden,<br />
die in einer Molkerei verwendet werden soll, in der Milch bei 20 °C<br />
abgefüllt wird. Die Anlage soll täglich mit 4%-iger Natronlauge über<br />
20 min bei 80 °C gereinigt und über 30 min mit Dampf bei 121 °C<br />
Werkstoff<br />
minimale<br />
Temperatur<br />
maximale<br />
Temperatur<br />
Standard-NBR -25 °C 120 °C<br />
kälteflexibler NBR -40 °C 120 °C<br />
Standard-HNBR -20 °C 150 °C<br />
EPDM -40 °C 150 °C<br />
Standard-FKM -15 °C 200 °C<br />
kälteflexibler FKM -40 °C 200 °C<br />
ETP (FEPM) -10 °C 200 °C<br />
TFE/P (FEPM) 0 °C 230 °C<br />
Standard-FFKM -15 °C 260 °C<br />
kälteflexibler FFKM -46 °C 260 °C<br />
Hochtemperatur-FFKM -15 °C 325 °C<br />
AU/EU -30 °C 120 °C<br />
CR -40 °C 100 °C<br />
ACM -20 °C 150 °C<br />
Hochtemperatur-ACM -20 °C 175 °C<br />
VMQ -60 °C 180 °C<br />
FVMQ -55 °C 180 °C<br />
Tabelle 3: Übersicht der Einsatztemperaturen einiger Werkstoffe<br />
bezogen auf Luft<br />
sterilisiert werden. Eine FDA-Konformität des Dichtungswerkstoffes<br />
wird gefordert.<br />
Unter den genannten Voraussetzungen wären verschiedene Elastomerwerkstoffe<br />
verwendbar. Aufgrund von Erfahrungswerten<br />
würde für diese Anwendung ein spezieller Peroxid-vernetzter EP-<br />
DM-Werkstoff mit einer Nennhärte von 70–75 Shore A zum Einsatz<br />
kommen. Dieser muss der FDA-Verordnung 21 CFR 177.2600 entsprechen,<br />
was bedeutet, dass nur zugelassene Mischungsbestandteile<br />
verwendet werden dürfen und mit dem Werkstoff zusätzlich<br />
noch Extraktionsversuche in Wasser und n-Hexan als Lebensmittelsimulanzien<br />
durchgeführt und bestanden wurden.<br />
Branche: Gasversorgung<br />
Es soll ein Dichtungswerkstoff gefunden werden, der in einem Ventil<br />
eingesetzt wird, welches sich als Auf-/Zu-Stellorgan in der Erdgasleitung<br />
befindet. Bei dem Medium handelt es sich um Erdgas mit Anteilen<br />
von Schwefelwasserstoff von bis zu 5 % bei einer Temperatur von<br />
max. 60 °C. Der in der Erdgasleitung auftretende maximale Druck beträgt<br />
300 bar, der beim Schließen des Ventils innerhalb von wenigen<br />
110 <strong>antriebstechnik</strong> 4/<strong>2017</strong>