antriebstechnik 4/2017
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GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
02 Grundidee der Umkehrspiel-Kompensation durch Erfassung<br />
der Beschleunigung am Maschinentisch<br />
01 Komponenten und mechanischer Aufbau des Versuchsstands<br />
03 Aufbau des Zahnstange-Ritzel-Antriebs<br />
untersucht das ISW die Möglichkeit die negativen Einflüsse aufgrund<br />
des Umkehrspiels und der im ZRA-System vorliegenden nichtlinearen<br />
Reibungseffekte durch Verwendung eines zusätzlichen Beschleunigungssensors<br />
am Maschinentisch zu beseitigen. In diesem<br />
Kontext soll das Beschleunigungssignal auf Basis von kostengünstigen<br />
und einfach integrierbaren Sensoren erfasst und zur Kompensation<br />
ausgenutzt werden. Bild 02 zeigt schematisch das Konzept, das<br />
dafür eingesetzt wird: Die gängige Kaskaden-Reglerstruktur wird um<br />
einen Kompensationsterm erweitert, wodurch die Einfachheit des<br />
Regelungssystems beibehalten wird. Der Kompensationsregler erhält<br />
neben der Information über die aktuelle Winkelstellung vom<br />
Drehgeber des Antriebsmotors zusätzlich das Signal des Beschleunigungssensors.<br />
Dadurch ist es möglich die tatsächliche Vorschubbewegung<br />
zu identifizieren. Durch den Vergleich von Tisch- und Motorbeschleunigung<br />
lässt sich das Umkehrspiel in den mechanischen<br />
Übertragungselementen detektieren und ein entsprechendes Kompensationssignal<br />
generieren, welches letztlich vom Antrieb umgesetzt<br />
wird. Die Ergebnisse lassen sich durch Vergleiche mit dem vorhandenen<br />
direkt messenden Linearmesssystem evaluieren.<br />
MEMS-Beschleunigungssensor<br />
Zur Erfassung der Tischbeschleunigung kommen kostengünstige Sensoren<br />
zum Einsatz, um den Kostenvorteil gegenüber KGTs und Lineardirektantrieben<br />
(LDA) nicht negativ zu beeinflussen. Aufgrund des<br />
mechanischen Aufbaus von ZRA ist der Antrieb auf dem Maschinentisch<br />
angebracht und bewegt sich mit diesem relativ zur feststehenden<br />
Zahnstange wie in Bild 03 gezeigt. Dies ermöglicht es, den Sensor einfach<br />
am Maschinentisch oder auch am Antriebsmotor zu applizieren.<br />
Als kostengünstige Sensoren kommen bei den Untersuchungen<br />
sogenannte Mikro-Elektro-Mechanische Systeme (MEMS) zum Einsatz.<br />
Dies ist ein Überbegriff für Baugruppen, deren Komponenten<br />
im Mikrometerbereich liegen und als System zusammenwirken. Dadurch<br />
weisen sie eine hohe Integrationsdichte und somit sehr kleine<br />
Chip-Abmessungen auf. Ausgeführt als Feder-Masse-Systeme sind<br />
sie als Beschleunigungssensoren in Mobiltelefonen und in der Automobil-Industrie<br />
verbreitet. Die Federn der Sensoren sind nur wenige<br />
μm-breite Silizium-Stege. Die eingesetzte Masse zur Auslenkung der<br />
Federn sind ebenso aus Silizium hergestellt. Die Beschleunigung wird<br />
dann anhand der Auslenkung zwischen der gefedert aufgehängten<br />
Masse und einer festen Bezugselektrode ermittelt. Dazu wird die<br />
Änderung der elektrischen Kapazität aufgrund der Auslenkung gemessen<br />
und in eine äquivalente Beschleunigung umgewandelt. Die<br />
dabei entstehende Kapazitätsänderung beträgt oftmals nur wenige<br />
pF und erfordert es, die Elektronik zur Auswertung bzw. Beschleunigungsermittlung<br />
direkt auf demselben Chip zu integrieren. Diese<br />
Anforderung vergrößert den Bauraum jedoch kaum, weshalb MEMS-<br />
Beschleunigungssensoren dennoch sehr kleine Abmessungen vorweisen<br />
können. Die Vorteile, die sich aber daraus ergeben, gestalten<br />
den Einsatz von MEMS-Beschleunigungssensoren äußerst vorteilhaft.<br />
So kann neben dem geringen Bauraum auch eine hohe Zuverlässigkeit<br />
und ein minimaler Energieverbrauch sichergestellt werden.<br />
Größter Vorteil sind jedoch die geringen Stückkosten von nur<br />
wenigen Euro. Diese Randbedingungen machen MEMS-Sensoren<br />
äußerst interessant für einen industriellen Einsatz an ZRA zur Kompensation<br />
des Umkehrspiels. Jedoch haben sie auch Nachteile: Aufgrund<br />
des Messprinzips liegt bei MEMS-Sensoren nur eine begrenzte<br />
erreichbare Messgenauigkeit vor. Ebenso ist das Messverfahren temperaturabhängig,<br />
wodurch es zur Drift kommt. [5] Diese Nachteile<br />
zu kompensieren und MEMS-Sensoren in robustem und industriellem<br />
Umfeld einzusetzen, stellt eine der Herausforderungen innerhalb<br />
der Forschungsprojekte dar.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[1] Altintas, Y.; Verl, A.; Brecher, C.; Uriarte, L.; Pritschow, G.: Machine tool feed<br />
drives. In: CIRP Annals – Manufacturing Technology 60 (2011) S. 779 – 796.<br />
[2] Márton, L.; Lantos, B.: Control of mechanical systems with Stribeck friction<br />
and backlash. In: Systems & Control Letters 58 (2009) S. 141-147.<br />
[3] Arndt, H.: Vorschubachsen für große Werkzeugmaschinen – Entscheidungskriterien<br />
zur Auslegung und zur Auswahl des Bewegungsprinzips. Abschlußbericht<br />
Forschungspraktikum T1/99, TU Dresden, 2001.<br />
[4] Engelberth, T.; Apprich, S.; Friedrich, J.; Coupek, D.; Lechler, A.: Properties of<br />
electrically preloaded rack-and-pinion drives. In: Production Engineering,<br />
Production Engineering. Bd. 9 (2015), Nr. 2, S. 269–276.<br />
[5] Dong, Y.; Zwahlen, P.; Nguyen, A.M.; Frosio, R.; Rudolf,F.: Ultra-High Precision<br />
MEMS Accelerometer, Solid-State Sensors. In: Actuators and Microsystems<br />
Conference, Beijing China, 5.-9. Juni, 2011.<br />
Danksagung<br />
Die Autoren danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)<br />
für die Förderung des Forschungsvorhabens VE 454/54-1.<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 4/<strong>2017</strong> 117