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antriebstechnik 4/2017

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REGELTECHNIK<br />

07 Bodediagramm für die<br />

Position (x/y) = (415/345) mm<br />

07 08<br />

08 Bodediagramm für die<br />

Position (x/y) = (150/650) mm<br />

zwischen zwei Auslegungspunkten<br />

bewirkt, dass bei einem Betrieb in der Nähe der Grenzen etwa die<br />

Einflüsse verrauschter Signale oder von Störgrößen keinen Einfluss<br />

auf das Umschalten der Regler haben.<br />

Für die Validierung sind die Auslegungspunkte der optimalen<br />

Regler bezüglich der Werkzeugposition zweier Achsen (x- und y-<br />

Achse) an einer Werkzeugmaschine gewählt. Für die praktische<br />

Umsetzung der Regelung wurde der gesamte Arbeitsbereich der<br />

Werkzeugmaschine aufgrund empirischer Untersuchungen je<br />

Achse in sieben Abschnitte unterteilt. Der gesamte Arbeitsraum<br />

gliedert sich damit in 49 (7 × 7) rechteckige Gebiete. Die Auslegungspunkte<br />

der Regler wurden jeweils in die Mitte eines quadratischen<br />

Gebietes gelegt. Bei der Auslegung der Lageregler müssen<br />

für jeden Auslegungspunkt jeweils ein optimaler Regler für jede<br />

Achse bestimmt werden. Die berechneten optimalen Regler der<br />

einzelnen Auslegungspunkte sind für das direkt umliegende Gebiet<br />

zuständig, wobei mit Verlassen des Gebietes die Zuständigkeit<br />

auf die entsprechenden Regler des benachbarten Gebietes geschaltet<br />

wird.<br />

Validierung<br />

Zur Reglerauslegung wurde bereits ein Verfahren zur Modellbildung<br />

des Maschinenverhaltens beschrieben. Auf Grundlagen der<br />

dazu nötigen Frequenzgangmessungen ist eine Übersicht über das<br />

Maschinenverhalten möglich. In Bild 05 ist das Maximum des Amplitudenganges<br />

ohne zusätzlichen Regler bei einem K L<br />

-Faktor von<br />

3,5 m/(mm × min) für die Auslegungspunkte dargestellt, wobei die<br />

Zwischenwerte über eine Spline-Interpolation genähert wurden.<br />

Deutlich zu erkennen ist das unterschiedliche Maschinenverhalten<br />

an den rot markierten Auslegungspunkten, welches ein Maximum<br />

zwischen 7,3 dB und 21,1 dB aufweist. Durch die optimalen<br />

Regler kann das Maximum in der Simulation für alle Auslegungspunkte<br />

auf unter 1 dB gesenkt werden. Anhand von Messungen an<br />

der realen Werkzeugmaschine konnten diese Ergebnisse bestätigt<br />

werden (Bild 06).<br />

In Bild 07 ist das gemessene Bodediagramm für einen Auslegungspunkt<br />

dargestellt. Zu erkennen ist das deutliche Maximum<br />

des Amplitudengangs ohne Regler und der Verlauf nahe 0 dB mit<br />

Regler. Durch den optimalen Regler ist im Frequenzbereich bis<br />

22 Hz ein Amplitudengang nahe 0 dB erreicht, was die Anforderungen<br />

an den Lageregelkreis erfüllt.<br />

Für die praktische Relevanz des Verfahrens ist besonders der Betrieb<br />

zwischen den Auslegungspunkten interessant, da dort die Regelung<br />

nicht explizit auf das Maschinenverhalten ausgelegt ist. In<br />

Bild 08 ist das Bodediagramm einer Messung für die Position mit<br />

der höchsten maximalen Amplitude im Arbeitsraum dargestellt<br />

(siehe Punkt A in Bild 05). Für den Betrieb mit Regler ist ein Maximum<br />

im Amplitudengang von knapp 1 dB messbar. Somit kann<br />

auch außerhalb der Auslegungspunkte eine deutliche Verbesserung<br />

des Maschinenverhaltens erreicht werden.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Es wurde ein Verfahren gezeigt, welches ein Betreiben von Werkzeugmaschinen<br />

bei erhöhtem Proportionalwert des Lagereglers<br />

und damit erhöhter Maschinendynamik ermöglicht. Grundlage<br />

dazu ist eine steuerungsexterne Hardware, auf welchem ein LQG-<br />

Regler im Gain-Scheduling integriert wurde. Die Effizienz des Verfahrens<br />

konnte durch Messungen an einer Werkzeugmaschine an<br />

und zwischen den Auslegungspunkten bestätigt werden. Durch das<br />

Verfahren ist im gesamten Arbeitsraum eine Verbesserung des<br />

Schwingungsverhaltens feststellbar. Als Nachteil muss derzeit noch<br />

eine verbleibende Überhöhung im Bodediagramm von unter 1 dB<br />

für einen Betrieb zwischen den Auslegungspunkten festgehalten<br />

werden. Diese resultiert aus der Änderung des Maschinenverhaltens<br />

zwischen den Auslegungspunkten. Weiter ist die Anzahl der<br />

nötigen Regler für eine zeiteffiziente Inbetriebnahme zu hoch. Eine<br />

Definition der Auslegungspunkte abhängig vom vorliegenden Maschinenverhalten<br />

bietet hierbei zukünftiges Verbesserungspotenzial.<br />

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(u. a.), 2007<br />

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Systeme, Vorschubantriebe, Prozessdiagnose. Heidelberg: Springer-Verlag 2006<br />

<strong>antriebstechnik</strong> 4/<strong>2017</strong> 121

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