antriebstechnik 4/2017
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STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
Das Teatr Wielki (dt. Großes Theater) in Łódź ist der künstlerische<br />
Nachfolger der berühmten Oper Łódź. Dank der Leidenschaft<br />
und des Engagements des „Vereins der Freunde der Oper“ kam es zur<br />
Gründung des Theaters. Zu den Hauptvertretern zählten Władysław<br />
Raczkowski und Tomasz Kiesewetter (beides polnische Dirigenten<br />
und Pianisten) sowie Mieczysław Drobner (polnischer Komponist,<br />
Musikwissenschaftler und Pädagoge). Seit 1967 hat das Teatr Wielki<br />
288 Premieren inszeniert, darunter Klassiker aus Oper, Ballett, Musicals<br />
und Operetten wie etwa Werke moderner polnischer Künstler.<br />
Mit der Zeit gewann das Teatr Wielki zunehmend an Ansehen, wurde<br />
aber auch immer älter: Der Zahn der Zeit machte an vielen Teilen der<br />
Bühne Modernisierungsarbeiten erforderlich. Ihr manuelles Steuerungssystem<br />
fiel immer häufiger aus. Dank der Förderung eines europäischen<br />
Fonds konnte das Gebäude 2012 schließlich grundlegend<br />
modernisiert werden – zum ersten Mal seit über 40 Jahren.<br />
„The show must go on“<br />
Mit dem von der EU geförderten Infrastrukturprojekt am Teatr Wielki<br />
sollte insbesondere die regionale kulturelle Identität in der Provinz<br />
Łódź mithilfe von Opernkunst geformt und entwickelt werden. In<br />
diesem Zusammenhang erhielt Mitsubishi Electric das Angebot,<br />
sich an der Ausgestaltung eines Konzepts zu beteiligen und mit entsprechenden<br />
Komponenten zu unterstützen. Dazu schlugen die<br />
Automatisierungsexperten den Einsatz moderner regenerativer<br />
Frequenzumrichter vor.<br />
Schon damals verfügte Mitsubishi Electric über einige Erfahrungen<br />
speziell im Theaterbereich, denn mehrere seiner Steuerungssysteme<br />
waren bereits in Spielstätten wie Tarnów und Koszalin installiert<br />
worden. Aus diesem Grund trat das polnische Unternehmen<br />
AB Industry, das den Zuschlag für das Gesamtprojekt erhalten hatte,<br />
mit einem Kooperationsvorschlag an Mitsubishi Electric heran.<br />
Die Modernisierungsmaßnahmen sollten letztlich einen schnelleren<br />
Szenenwechsel ermöglichen, damit selbst anspruchsvolle Vorstellungen<br />
perfekt auf die Bühne gebracht werden können. Mit einem<br />
schnelleren Bühnenbildwechsel, ermöglicht u. a. durch Frequenzumrichter,<br />
sollte auch der Übergang von manueller zu automatisierter<br />
Bedienung der Technik eingeleitet werden. Denn bis dahin war<br />
die Bühnentechnik durch mehrere Bediener gesteuert worden.<br />
Die Modernisierungsarbeiten starteten 2013 unter der Federführung<br />
von Grzegorz Kruchły, Leiter für Infrastruktur des Teatr Wielki,<br />
und Grzegorz Kozioł, Product Manager Inverters & LVS, Mitsubishi<br />
Electric Europe B.V. in Polen. „Ein regenerativer Umrichter reduziert<br />
die Kosten, die für die Energieversorgung und die Realisierung<br />
der Elektroinstallation anfallen. Dadurch senken sich auch die Gesamtbetriebskosten“,<br />
erklärt Grzegorz Kozioł.<br />
Allerdings unterschied sich dieses Projekt in einigen Aspekten<br />
deutlich von früheren Aufträgen. Aus der Kombination von unterschiedlichen<br />
Steuermodi (von vollautomatisiert bis manuell) und<br />
der Synchronisation mehrerer Antriebe per Glasfaserkommunikation<br />
ergaben sich besondere Anforderungen. Um diese zu erfüllen, war<br />
letztlich die Entwicklung spezieller Umrichter-Software nötig. Dabei<br />
unterstützten nicht zuletzt die Applikationsexperten von Mitsubishi<br />
Electric am Unternehmenssitz in Japan, die eng mit den polnischen<br />
Kollegen zusammenarbeiteten. Für den Automatisierungsanbieter<br />
war das Projekt die erste Anwendung dieser Art in Europa.<br />
Das Automatisierungskonzept im Teatr Wielki umfasste nicht nur<br />
die Installation von 62 Frequenzumrichtern, sondern auch die Integration<br />
einer Mitsubishi Electric Melsec iQ Platform mit Motion-<br />
Modulen zur Bewegungssteuerung, HMI-Bediengeräte der Got-Serie<br />
und ein Scada-System.<br />
Neue Schauspieler, regenerative Umrichter<br />
Die Reduzierung des Energieverbrauchs sowie zusätzlich 60 % Einsparungen<br />
beim Installationsaufwand und 40 % Einsparungen<br />
beim Platzbedarf für den Schaltschrank bedeuteten eine Reduzierung<br />
der gesamten Inbetriebnahme- und Betriebskosten.<br />
„In vergangenen Jahren hatten wir bereits mehrere Projekte in<br />
Theatern realisiert, aber die Herausforderung, die uns in Łódź erwartete,<br />
war etwas Besonderes. Der wichtigste Aspekt war für uns,<br />
mit unserer Arbeit Kunst zu fördern und auch für die Zukunft großartige<br />
Inszenierungen zu ermöglichen. Dazu kam in diesem Fall die<br />
Herausforderung der unterschiedlichen Steuerungsmodi. Deshalb<br />
haben wir eng mit den Ingenieuren aus Japan zusammengearbeitet.<br />
Dank der Unterstützung von AB Industry konnten wir das Projekt in<br />
nur 18 Monaten abschließen”, berichtet Grzegorz Kozioł.<br />
Regenerative Umrichter verfügen über eine integrierte Bremsfunktion<br />
zur Rückgewinnung der Bremsenergie. Dadurch lassen<br />
sich auch in Anwendungen mit einem hohen Drehmoment Energie<br />
einsparen und Kosten reduzieren, wie etwa bei Seilwinden, Aufzügen,<br />
Wickelmaschinen, Förderbändern, Testmaschinen und zentripetalen<br />
Schneidern. Außerdem erlaubt die Regenerationsfunktion<br />
kleinere und günstigere Automatisierungssysteme. Auch einfachere,<br />
kompaktere Verteilersysteme sind möglich, was sich positiv auf den<br />
Platzbedarf in Schaltschränken und auf die damit zusammenhängenden<br />
Kosten auswirkt.<br />
Mit regenerativen Umrichtern lassen sich drei wesentliche Probleme<br />
effektiv lösen, die insbesondere bei Antriebssystemen in Anwendungen<br />
mit hohem Drehmoment und hoher Leistung auftreten<br />
können. Zum einen sind solche Anwendungen ein maßgeblicher<br />
Faktor im Gesamtenergieverbrauch. Zum anderen benötigen sie in<br />
der Regel viel Platz. Und letztlich bringen sie große Probleme in Bezug<br />
auf die Wärmeausbreitung mit sich. Über das in den Umrichtern<br />
integrierte System zur Energierückgewinnung kann der Antrieb<br />
regenerative Bremsenergie ohne nennenswerten Verlust in<br />
das Stromnetz zurückspeisen. Diese Energie kann dann für andere<br />
Zwecke genutzt werden, was wiederum dazu beiträgt, den Gesamtenergieverbrauch<br />
und die Betriebskosten zu reduzieren. Außerdem<br />
erzeugt regenerative Energie weniger Wärme als gewöhnliche