Dorfbuch Schwarzenberg
Dorbuch 750 Jahre Schwarzenberg
Dorbuch 750 Jahre Schwarzenberg
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08-1 | Die Kirche in <strong>Schwarzenberg</strong><br />
Die beiden Abendmahlskelche sind heute noch<br />
im Gebrauch. Die heute verwendete Abendmahlskanne<br />
stammt aus dem Jahr 1965. Wo<br />
die von Lehrer Schmidt erwähnte Kanne aus<br />
dem Jahr 1742 verblieben ist, vermag ich<br />
nicht zu sagen. Die damals vorhandene Taufschale<br />
musste in 1942 abgeliefert werden. Sie<br />
wurde um 1970 durch die von dem Bildhauer<br />
Hueges angefertigte Taufschale, die heute auf<br />
dem alten Taufstein steht, ersetzt. An ihren<br />
Auflagepunkten zeigt sie die Symbole für die<br />
Evangelisten Matthäus (Mensch oder Engel),<br />
Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes<br />
(Adler). Das hölzerne Altarkreuz von 1935<br />
wird heute noch bei Gottesdiensten im Freien<br />
benutzt. Das heute auf dem Altar stehende<br />
Kreuz und die beiden dazu passenden Leuchter<br />
wurden 1976 angeschafft.<br />
Taufschale des Bildhauers Hueges von 1970<br />
Altar in 2011 mit Kreuz und Leuchter aus 1976<br />
Über das kirchliche Leben in der NSZeit in<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> ist mir, bis auf die folgende<br />
Begebenheit, nichts bekannt. Im Herbst 1939<br />
passierte folgendes:<br />
Eine <strong>Schwarzenberg</strong>er Familie wollte ihren<br />
neu geborenen Sohn taufen lassen. Der für<br />
<strong>Schwarzenberg</strong> zuständige Melsunger Pfarrer<br />
lehnte dies jedoch, mit dem Hinweis auf die<br />
Mitgliedschaft des Vaters in der NSDAP, ab.<br />
Der Vater wandte sich an einen anderen Melsunger<br />
Pfarrer, der sich bereit erklärte, den<br />
Jungen in der Kirche zu taufen. So kam es an<br />
einem Sonntag zu dieser Situation: Der zuständige<br />
Pfarrer beendete den Gottesdienst<br />
und verließ die Kirche. Dabei begegnete er<br />
seinem Amtsbruder, der in die Kirche hineinging<br />
und den kleinen Jungen taufte.<br />
Einen Hinweis auf das allgemeine Verhältnis<br />
des NSStaates zur Kirche fand ich in wenigen<br />
Zeilen auf einem kleinen Zeitungsabschnitt<br />
(Datum unbekannt), auf dessen Vorderseite<br />
von einem Kinderfest in <strong>Schwarzenberg</strong> berichtet<br />
wird. Sie lauten:<br />
„Der Führer Adolf Hitler wolle keine Einmischung<br />
des Staates in die Kirche. Aber er<br />
könne auch nicht dulden, dass sich hinter dem<br />
Kreuz Christi eine staats und volksfeindliche<br />
Reaktion verkrieche, die den Weg zum Herzen<br />
des Volkes verlege. Der Ruf der Stunde gehe<br />
dahin, dass das Volk wieder seine Kirche lieben<br />
lernen soll.<br />
Die Kirche solle ihre Türen weit aufmachen für<br />
die frohe Botschaft von einem gnädigen und<br />
barmherzigen Gott. Von der Kameradschaft in<br />
Staat und Reich müssten wir zur Kameradschaft<br />
auch in der Kirche kommen. Gott helfe<br />
unserem Führer, unserem Vaterlande, unserem<br />
Volk und unserer Kirche.“<br />
Die kleinere Kirchenglocke wurde in 1940<br />
ausgebaut und abgeliefert. Das Läuten der<br />
Glocken war nur noch sonntags zum Hauptgottesdienst<br />
für 3 Minuten erlaubt. Als dann<br />
im Januar 1942 auch noch die große Glocke<br />
(Mara) abgeliefert werden musste, hatte die<br />
Kirche nur noch die Glocke aus dem Jahr<br />
1500.<br />
Im Oktober 1950 wurde der Kirchturm für<br />
1.500 DM repariert. Die Ost, West und Südseite<br />
des Turmhelms, sowie die West und<br />
Südseite der Turmwandflächen wurden neu<br />
eingedeckt, die anderen Seiten wurden repariert.<br />
Die Arbeiten wurden von dem Dachdeckermeister<br />
Heinrich Pfaar aus Melsungen,<br />
ausgeführt.<br />
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