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ECONOMICS & FINANCE<br />
PRIVATE<br />
BANKING<br />
«Manager-Qualität geniesst oberste Priorität»<br />
Interview mit Burkhard Varnholt,<br />
Global Head of Research Credit Suisse Private Banking<br />
DANIEL HUBER Hedge Fonds sind als alternatives<br />
Anlagemittel in aller Munde. Haben<br />
Sie nicht Angst, dass diese Produkte künstlich<br />
aufgeblasen werden und es früher oder<br />
später zum Crash kommt?<br />
BURKHARD VARNHOLT Crashs sind grundsätzlich<br />
nur mit homogenen Vermögensklassen<br />
möglich. Unsere marktneutralen<br />
Produkte beinhalten aber viele grundlegend<br />
unterschiedliche Strategien mit<br />
zum Teil gegensätzlichen Renditeprofilen.<br />
Zu einem Crash im eigentlichen Sinne<br />
kann es nicht kommen. Ein grösseres<br />
Problem sehe ich darin, dass mehr Geld in<br />
diese Fonds fliessen könnte, als es gute<br />
Manager gibt.<br />
krisenanfälligen gefragt. Ist das kein Problem?<br />
B.V. Kaum ein Manager geht immer nur<br />
short. Viele Manager teilen gegenwärtig<br />
100 Franken auf 50 in Long-Positionen<br />
und 50 Franken in Short-Positionen auf.<br />
So kann man mit weniger Risiko von der<br />
relativen Entwicklung zwischen den beiden<br />
Seiten des Portfolios profitieren.<br />
D.H. Was haben Sie<br />
besser als die Konkurrenz<br />
gemacht?<br />
B.V. Wir waren<br />
sehr vorsichtig im Timing. Als wir im vergangenen<br />
November einstiegen, war der<br />
Aktienmarkt bereits am Fallen. Entsprechend<br />
haben wir zugewartet und bis heute<br />
erst ein Drittel des Gesellschaftskapitals<br />
investiert.<br />
Foto: Pia Zanetti<br />
D.H. Ist dieser Punkt bereits erreicht?<br />
B.V. Tatsächlich haben wir bei der Zeichnung<br />
unserer «Best International Managers»-Units<br />
bereits Kürzungen vornehmen<br />
müssen und nicht alles Geld angenommen.<br />
Die Qualität der Manager geniesst<br />
bei uns absolute Priorität. Aber es gibt<br />
immer wieder auch neue Opportunitäten,<br />
gerade auch mit neueren Managern oder<br />
Strategien. Zu solchen schaffen wir beispielsweise<br />
mit unserem neuesten Produkt<br />
der «Dynamic International Managers»-Units<br />
Zugang.<br />
D.H. In den letzten Monaten ist auch das so<br />
genannte Short-Gehen als lukrative Investmentmassnahme<br />
wichtig geworden. Was<br />
genau ist damit gemeint?<br />
B.V. Wenn ein Manager short geht, verkauft<br />
er Aktien, die er gar nicht besitzt,<br />
sondern nur ausgeliehen hat. Im optimalen<br />
Fall kann er sie vor Ablauf der Leihfrist<br />
zu einem tieferen Kurs zurückkaufen.<br />
D.H. Jahrelang haben sich die Manager<br />
auf die Suche nach Erfolg versprechenden<br />
Firmen gemacht. Nun plötzlich sind die<br />
D.H. Welche Performance darf man von<br />
einem guten Manager erwarten?<br />
B.V. Als Daumenregel sollte ein Multi-<br />
Manager-Produkt in steigenden Märkten<br />
zwei Drittel der Performance des Marktes<br />
erreichen, dafür aber in fallenden Märkten<br />
nur ein Drittel der Abschläge mitnehmen.<br />
Dadurch steht er insgesamt immer besser<br />
da als der Markt.<br />
D.H. Absolut gesehen ist diese Zielsetzung<br />
aber eher ernüchternd.<br />
B.V. Es ist schwer möglich, dass man in<br />
einem fallenden Markt und einem steigenden<br />
Markt gleich viel Geld verdienen kann.<br />
Ein guter Manager wird das Vermögen des<br />
Anlegers in erster Linie besser schützen.<br />
Und wenn der Markt steigt, kann er dank<br />
seiner Flexibilität rasch wieder in den<br />
Markt investieren.<br />
D.H. Etwas in Verruf kamen die so genannten<br />
Private Equity-Anlagen, also Geschäftsbeteiligungen<br />
an nicht kotierten Firmen.<br />
Wie steht es um die Private Equity-Engagements<br />
von Credit Suisse Private Banking?<br />
B.V. Unsere «Absolute Private Equity-<br />
Gesellschaft» konnte seit Ihrer Platzierung<br />
den Börsenkurs knapp halten. Das ist<br />
grundsätzlich ein gutes Resultat, weil Private<br />
Equity-Bewertungen sich natürlich<br />
nicht den Entwicklungen der Aktienmärkte<br />
entziehen können.<br />
D.H. Wie reagiert die Absolute Private<br />
Equity AG nun kurzfristig auf den momentan<br />
schwierigen Markt?<br />
B.V. Unter anderem steigen wir neu mit<br />
Eigenkapital-Beteiligungen in marktneutrale<br />
Fonds-Gesellschaften ein.<br />
D.H. Welche Vorteile bringt das?<br />
B.V. Wenn diese Gesellschaften erfolgreich<br />
sind, dann profitieren wir als Mitinvestor<br />
und Mitbesitzer gleich zweimal:<br />
Erstens über die eigentliche Performance<br />
und zweitens über Anteile der Erfolgskommissionen.<br />
D.H. Und wo bleibt die ursprüngliche Idee<br />
von handfesten Firmenbeteiligungen?<br />
B.V. Ob ich mich an einer Bäckerei,<br />
einem Ölgeschäft oder einem Fonds-<br />
Unternehmen beteilige, ist letztendlich<br />
egal. Das Prinzip bleibt daselbe. Auch die<br />
Beteiligungen von Fonds-Gesellschaften<br />
können wir bei Gelegenheit gewinnbringend<br />
veräussern. So gesehen haben<br />
wir sogar drei Rendite-Potenziale.<br />
D.H. Und dafür im umgekehrten Fall auch<br />
das dreifache Risiko?<br />
B.V. Ganz im Gegenteil. Anders als bei<br />
einer Bäckerei verstehen wir etwas vom<br />
Finanzgeschäft und können als Mitinhaber<br />
auch direkt Einfluss nehmen. Damit können<br />
wir das Risiko stark reduzieren.<br />
Credit Suisse<br />
Bulletin 5|<strong>01</strong><br />
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