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SPONSORING<br />
wäre. Noch vier Stunden fehlen<br />
bis zum Rennen. «In dieser<br />
Zeit ist vor allem Entspannung<br />
angesagt», sagt Josef<br />
Leberer, der als Konditionstrainer<br />
und Physiotherapeut für<br />
das körperliche und geistige<br />
Wohlbefinden der Fahrer zuständig<br />
ist. «Zwei Stunden vor<br />
dem Rennen gibt es eine<br />
leichte Mahlzeit. Danach eine<br />
Massage, während der sie<br />
meist friedlich einschlummern.»<br />
Die Gedanken des Fahrers<br />
gelten jetzt nur noch dem<br />
Rennen. «Im Geiste gehe ich<br />
nochmals die Strecke durch,<br />
versuche mir vorzustellen, wie<br />
die perfekte Runde aussieht,<br />
überlege mir Szenarien für<br />
den Start», beschreibt Heidfeld<br />
seine Vorbereitung.<br />
13:33 Uhr: Nick Heidfeld fährt<br />
hinaus zu den Aufwärmrunden.<br />
Das Geschehen verlagert<br />
sich nun zum 300 Meter<br />
entfernten Start, wohin die<br />
Mechaniker mit gepackten<br />
Werkzeugkoffern eilen. Eine<br />
Viertelstunde vor dem Rennen<br />
herrscht plötzlich gähnende<br />
Leere in der Box. Gegenüber,<br />
zwischen Boxengasse und<br />
Rennstrecke, hält Teammanager<br />
Beat Zehnder den Kommandoposten.<br />
Zusammen mit<br />
Peter Sauber und dem technischen<br />
Direktor Willy Rampf<br />
dirigiert er von dort aus die<br />
Taktik während des Rennens<br />
und hält Kontakt zu den<br />
Fahrern.<br />
14:00 Uhr: Start zur Formationsrunde.<br />
Nach und nach<br />
strömt die Crew wieder in die<br />
Box und versammelt sich<br />
vor dem TV. Die Mechaniker<br />
tragen feuerfeste Overalls,<br />
einige ziehen einen Helm an.<br />
Heute Morgen um halb acht<br />
haben sie ein letztes Mal die<br />
Handgriffe für den Boxenstopp<br />
geübt.<br />
14:03 Uhr: Die Wagen stehen<br />
auf ihren Startplätzen. Der<br />
viertplatzierte Heinz-Harald<br />
Frentzen (Team Prost) fuchtelt<br />
mit seinen Armen herum<br />
und signalisiert ein technisches<br />
Problem. Startabbruch.<br />
Frentzen muss in die letzte<br />
Reihe.<br />
14:08 Uhr: Man startet zur<br />
neuen Formationsrunde.<br />
Diesmal kommt der Mann auf<br />
der Poleposition, Juan Pablo<br />
Montoya (BMW-Williams),<br />
nicht weg. Er muss auf dem<br />
letzten Platz dem Feld nachjagen.<br />
14:12 Uhr: Das ganze Sauber-<br />
Team klebt am Bildschirm. Die<br />
Ampeln schalten auf Grün –<br />
der grosse Preis von Belgien<br />
ist lanciert. Drei Sekunden<br />
später ertönt ein infernaler<br />
Lärm in der Box: Das ganze<br />
Feld donnert gerade vorbei,<br />
zuvorderst die beiden Schumacher-Brüder:<br />
Ralf (BMW-<br />
Williams) vor Michael (Ferrari).<br />
Kimi Räikkönen erwischte<br />
einen optimalen Start: Nach<br />
drei Runden hat er sich von<br />
Platz 12 auf Platz 7 verbessert.<br />
Nick Heidfeld hat dagegen<br />
einen Platz verloren.<br />
Dank den Ausfällen von Montoya<br />
und Frentzen liegt er<br />
dennoch auf Rang 13.<br />
14:20 Uhr: Schreckliche Bilder<br />
flimmern über den Bildschirm.<br />
Luciano Burti (Prost) kracht<br />
nach einer Kollision mit Eddie<br />
Irvine (Jaguar) mit über 250<br />
Stundenkilometern in die Reifenstapel.<br />
Das Rennen wird<br />
abgebrochen, um den verunfallten<br />
Fahrer zu bergen.<br />
Später erfährt man, dass er<br />
mit Gesichtsverletzungen,<br />
einer Gehirnerschütterung<br />
und Prellungen relativ glimpflich<br />
davongekommen ist.<br />
14:45 Uhr: Das Rennen wird<br />
neu gestartet, allerdings ohne<br />
Kimi Räikkönen. Das alte<br />
Getriebeproblem warf ihn in<br />
der vierten Runde aus dem<br />
Rennen. Es kommt noch<br />
schlimmer: Nick Heidfeld wird<br />
beim Start eingekeilt und<br />
verliert Plätze. Peter Sauber<br />
verwirft die Hände.<br />
14:46 Uhr: In der Haarnadelkurve<br />
«La Source» kommen<br />
sich Nick Heidfeld und Pedro<br />
de la Rosa (Jaguar) in die<br />
Quere. Beim Sauber bricht<br />
die Radaufhängung – das definitive<br />
Aus. Die Mechaniker<br />
ziehen Helm und Kopfhörer<br />
aus, darunter erscheinen rote,<br />
enttäuschte Köpfe. Vereinzelt<br />
wird geflucht, doch es<br />
herrscht vor allem betretenes<br />
Schweigen.<br />
14:55 Uhr: Chefmechaniker<br />
Urs Kuratle lehnt sich an<br />
Peter Sauber, Team-Chef<br />
einen der Lastwagen, die hinter<br />
der Box stehen, und<br />
raucht eine Zigarette. «Ich<br />
habe schon mehr solcher<br />
Rennen erlebt», murmelt er.<br />
15:15 Uhr: Ein enttäuschter<br />
Nick Heidfeld gibt einer italienischen<br />
Fernsehstation ein<br />
flüchtiges Interview – das Gesicht<br />
bleich, die Augen gerötet,<br />
die Haare zerzaust. Hinter<br />
ihm wird bereits das Sauber-<br />
Motorhome demontiert.<br />
Nichts wie weg scheint die<br />
Devise.<br />
17:00 Uhr: Die Campingplätze<br />
von Francorchamps leeren<br />
sich langsam wieder, die<br />
Farbflecken weichen dem<br />
monotonen Grün. Schon bald<br />
wird sich der Benzingeruch<br />
verzogen haben, werden die<br />
Bierdosen entsorgt sein und<br />
auf den Weiden wieder die<br />
Kühe grasen. Nur der Nebel<br />
wird bleiben, und vielleicht<br />
da und dort die Erinnerung an<br />
einen weiteren Sieg von<br />
Michael Schumacher.<br />
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Bulletin Online geht auf die<br />
Rennstrecke. Das Formel-1-<br />
Paket bietet ein Interview mit<br />
Nick Heidfeld, einen Fan-Shop<br />
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Limit. Defekte sind unvermeidlich.»<br />
Credit Suisse<br />
Bulletin 5|<strong>01</strong><br />
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