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Credit Suisse bulletin, 2001/05

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wäre. Noch vier Stunden fehlen<br />

bis zum Rennen. «In dieser<br />

Zeit ist vor allem Entspannung<br />

angesagt», sagt Josef<br />

Leberer, der als Konditionstrainer<br />

und Physiotherapeut für<br />

das körperliche und geistige<br />

Wohlbefinden der Fahrer zuständig<br />

ist. «Zwei Stunden vor<br />

dem Rennen gibt es eine<br />

leichte Mahlzeit. Danach eine<br />

Massage, während der sie<br />

meist friedlich einschlummern.»<br />

Die Gedanken des Fahrers<br />

gelten jetzt nur noch dem<br />

Rennen. «Im Geiste gehe ich<br />

nochmals die Strecke durch,<br />

versuche mir vorzustellen, wie<br />

die perfekte Runde aussieht,<br />

überlege mir Szenarien für<br />

den Start», beschreibt Heidfeld<br />

seine Vorbereitung.<br />

13:33 Uhr: Nick Heidfeld fährt<br />

hinaus zu den Aufwärmrunden.<br />

Das Geschehen verlagert<br />

sich nun zum 300 Meter<br />

entfernten Start, wohin die<br />

Mechaniker mit gepackten<br />

Werkzeugkoffern eilen. Eine<br />

Viertelstunde vor dem Rennen<br />

herrscht plötzlich gähnende<br />

Leere in der Box. Gegenüber,<br />

zwischen Boxengasse und<br />

Rennstrecke, hält Teammanager<br />

Beat Zehnder den Kommandoposten.<br />

Zusammen mit<br />

Peter Sauber und dem technischen<br />

Direktor Willy Rampf<br />

dirigiert er von dort aus die<br />

Taktik während des Rennens<br />

und hält Kontakt zu den<br />

Fahrern.<br />

14:00 Uhr: Start zur Formationsrunde.<br />

Nach und nach<br />

strömt die Crew wieder in die<br />

Box und versammelt sich<br />

vor dem TV. Die Mechaniker<br />

tragen feuerfeste Overalls,<br />

einige ziehen einen Helm an.<br />

Heute Morgen um halb acht<br />

haben sie ein letztes Mal die<br />

Handgriffe für den Boxenstopp<br />

geübt.<br />

14:03 Uhr: Die Wagen stehen<br />

auf ihren Startplätzen. Der<br />

viertplatzierte Heinz-Harald<br />

Frentzen (Team Prost) fuchtelt<br />

mit seinen Armen herum<br />

und signalisiert ein technisches<br />

Problem. Startabbruch.<br />

Frentzen muss in die letzte<br />

Reihe.<br />

14:08 Uhr: Man startet zur<br />

neuen Formationsrunde.<br />

Diesmal kommt der Mann auf<br />

der Poleposition, Juan Pablo<br />

Montoya (BMW-Williams),<br />

nicht weg. Er muss auf dem<br />

letzten Platz dem Feld nachjagen.<br />

14:12 Uhr: Das ganze Sauber-<br />

Team klebt am Bildschirm. Die<br />

Ampeln schalten auf Grün –<br />

der grosse Preis von Belgien<br />

ist lanciert. Drei Sekunden<br />

später ertönt ein infernaler<br />

Lärm in der Box: Das ganze<br />

Feld donnert gerade vorbei,<br />

zuvorderst die beiden Schumacher-Brüder:<br />

Ralf (BMW-<br />

Williams) vor Michael (Ferrari).<br />

Kimi Räikkönen erwischte<br />

einen optimalen Start: Nach<br />

drei Runden hat er sich von<br />

Platz 12 auf Platz 7 verbessert.<br />

Nick Heidfeld hat dagegen<br />

einen Platz verloren.<br />

Dank den Ausfällen von Montoya<br />

und Frentzen liegt er<br />

dennoch auf Rang 13.<br />

14:20 Uhr: Schreckliche Bilder<br />

flimmern über den Bildschirm.<br />

Luciano Burti (Prost) kracht<br />

nach einer Kollision mit Eddie<br />

Irvine (Jaguar) mit über 250<br />

Stundenkilometern in die Reifenstapel.<br />

Das Rennen wird<br />

abgebrochen, um den verunfallten<br />

Fahrer zu bergen.<br />

Später erfährt man, dass er<br />

mit Gesichtsverletzungen,<br />

einer Gehirnerschütterung<br />

und Prellungen relativ glimpflich<br />

davongekommen ist.<br />

14:45 Uhr: Das Rennen wird<br />

neu gestartet, allerdings ohne<br />

Kimi Räikkönen. Das alte<br />

Getriebeproblem warf ihn in<br />

der vierten Runde aus dem<br />

Rennen. Es kommt noch<br />

schlimmer: Nick Heidfeld wird<br />

beim Start eingekeilt und<br />

verliert Plätze. Peter Sauber<br />

verwirft die Hände.<br />

14:46 Uhr: In der Haarnadelkurve<br />

«La Source» kommen<br />

sich Nick Heidfeld und Pedro<br />

de la Rosa (Jaguar) in die<br />

Quere. Beim Sauber bricht<br />

die Radaufhängung – das definitive<br />

Aus. Die Mechaniker<br />

ziehen Helm und Kopfhörer<br />

aus, darunter erscheinen rote,<br />

enttäuschte Köpfe. Vereinzelt<br />

wird geflucht, doch es<br />

herrscht vor allem betretenes<br />

Schweigen.<br />

14:55 Uhr: Chefmechaniker<br />

Urs Kuratle lehnt sich an<br />

Peter Sauber, Team-Chef<br />

einen der Lastwagen, die hinter<br />

der Box stehen, und<br />

raucht eine Zigarette. «Ich<br />

habe schon mehr solcher<br />

Rennen erlebt», murmelt er.<br />

15:15 Uhr: Ein enttäuschter<br />

Nick Heidfeld gibt einer italienischen<br />

Fernsehstation ein<br />

flüchtiges Interview – das Gesicht<br />

bleich, die Augen gerötet,<br />

die Haare zerzaust. Hinter<br />

ihm wird bereits das Sauber-<br />

Motorhome demontiert.<br />

Nichts wie weg scheint die<br />

Devise.<br />

17:00 Uhr: Die Campingplätze<br />

von Francorchamps leeren<br />

sich langsam wieder, die<br />

Farbflecken weichen dem<br />

monotonen Grün. Schon bald<br />

wird sich der Benzingeruch<br />

verzogen haben, werden die<br />

Bierdosen entsorgt sein und<br />

auf den Weiden wieder die<br />

Kühe grasen. Nur der Nebel<br />

wird bleiben, und vielleicht<br />

da und dort die Erinnerung an<br />

einen weiteren Sieg von<br />

Michael Schumacher.<br />

www.credit-suisse.ch/<strong>bull</strong>etin<br />

Bulletin Online geht auf die<br />

Rennstrecke. Das Formel-1-<br />

Paket bietet ein Interview mit<br />

Nick Heidfeld, einen Fan-Shop<br />

sowie eine Online-Verlosung.<br />

«Auch das Material bewegt sich am<br />

Limit. Defekte sind unvermeidlich.»<br />

Credit Suisse<br />

Bulletin 5|<strong>01</strong><br />

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