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LUST UND LASTER<br />
Behandelte, geschönte Edelsteine haben<br />
einen geringeren Marktwert als von Natur<br />
aus perfekte und daher sehr seltene<br />
Steine. Für Händler und Juweliere ist es<br />
daher wichtig zu wissen, ob ein Stein manipuliert<br />
oder naturbelassen ist. Das SSEF<br />
ist Manipulationen auf der Spur. In wissenschaftlicher<br />
Kleinarbeit und mit modernster<br />
Technologie untersucht Professor<br />
Hänni zusammen mit einem Team von<br />
Edelsteinprüfern, ob und wie Edelsteine<br />
behandelt wurden. Die Kundschaft kommt<br />
aus aller Welt, hauptsächlich sind es aber<br />
Schweizer Edelsteinhändler und grosse<br />
Auktionshäuser wie Sotheby’s und Christie’s.<br />
Oft schliessen die Aufträge auch<br />
eine Herkunftsbestimmung ein. «Es ist<br />
schwierig, den Ursprungsort eines Steines<br />
zu bestimmen. Auf den Marktwert hat er<br />
Bergkristall<br />
HEILSTEINE – EDEL, HILFREICH UND GUT<br />
Schon seit Menschengedenken üben edle Steine eine besondere Faszination<br />
auf die Menschen aus, Zauber- und Heilkräfte werden ihnen zugesprochen.<br />
Im Mittelalter fanden Heilsteine grossen Zuspruch. Hildegard von Bingen veröffentlichte<br />
mehrere Schriften zu Bedeutung und Wirkung von Edelsteinen in<br />
der Medizin. Im Zug der Esoterik-Renaissance und der Rückbesinnung auf<br />
Naturkräfte geniessen Heil-, Schutz- und Glückssteine auch in der Gegenwart<br />
wieder vermehrten Zulauf.<br />
«Viele unserer Kunden suchen einen Heilstein als Ergänzung zu einer<br />
Behandlung oder einem Medikament. Wir sind jedoch keine Apotheke, die für<br />
jedes Leiden genau den richtigen Stein anbieten kann», sagt Anna Della<br />
Pietra vom Duftladen «Farfalla» im Zürcher Seefeld. Intuition sei sehr wichtig,<br />
die Bereitschaft, in sich selbst hineinzuhorchen und den Stein auszuwählen,<br />
zu dem es einen hinziehe. Es sind eher Frauen, die sich den Heilsteinen<br />
zuwenden und für sich – und für ihre Männer – einkaufen. «Vor allem<br />
unsere männliche Kundschaft hat Mühe, einem Gefühl nachzugeben und<br />
einen Stein auszusuchen; sie stehen den Heilsteinen eher skeptisch gegenüber.<br />
Aber wenn Männer mal davon überzeugt sind, sind sie nicht mehr zu<br />
halten», fährt Anna Della Pietra fort. Rosenquarz, Bergkristall und Bernstein<br />
sind mit Abstand die beliebtesten Steine im Sortiment. Rosenquarz ist schon<br />
seit längerem gesellschaftsfähig, denn er soll schädliche Computerstrahlung<br />
neutralisieren. Bergkristall, der helle und klare Stein, vertreibt dunkle<br />
Gedanken, Bernstein soll bei Kleinkindern gegen Zahnschmerzen helfen.<br />
Zudem werden Schutzsteine immer beliebter: Türkis gilt als Reiseschutzstein,<br />
bei Seefahrten hilft Aquamarin, und schwarzer Turmalin blockt negative<br />
Einflüsse ab. In den Naturwissenschaften hingegen sind die Heilkräfte von<br />
Edelsteinen stark umstritten, denn ihre Wirkung lässt sich mit wissenschaftlichen<br />
Methoden nicht nachweisen.<br />
aber grossen Einfluss. Es ist grotesk: Ein<br />
Stein kann noch so schön sein, wenn er<br />
die falsche Herkunft hat, ist er weniger<br />
wert.» Die begehrtesten Smaragde stammen<br />
heute aus Kolumbien, die gesuchtesten<br />
Rubine aus Burma, Diamanten aus<br />
dem südindischen Golconda und Saphire<br />
aus dem Kashmir erzielen Spitzenpreise.<br />
Rosenquarz<br />
Marketing bestimmt Modeströmungen<br />
Wie wichtig gutes Marketing ist, zeigt das<br />
Beispiel von Tansanit: 1967 wurde in Tansania<br />
ein Zoisit mit einer speziellen blauvioletten<br />
Färbung gefunden. Tiffany übernahm<br />
weltweit das Marketing dieses<br />
Steines, innert kurzer Zeit stieg der Preis<br />
von 15 Franken auf 3000 Franken pro<br />
Gramm.<br />
Die Beliebtheit gewisser Edelsteine<br />
mag heute vom Marketing abhängig sein.<br />
Doch schon in vergangenen Jahrhunderten<br />
gab es Modeströmungen, waren<br />
Fotos: Mathias Hofstetter<br />
gewisse Steine beliebter als andere. Im<br />
Barock der grüne Peridot, der bunte<br />
Turmalin in der Biedermeierzeit. Der blaue<br />
Saphir und der violette Amethyst waren<br />
stark in die Glaubensrituale der christlichen<br />
Kirche eingebunden. Heute sind<br />
Diamant, Saphir, Smaragd und Rubin die<br />
absoluten Topfavoriten unter den Edelsteinen.<br />
Diese vier machen aber nur einen<br />
kleinen Teil der Vielfalt edler Steine aus.<br />
Apatit, Beryll, Chrysopras, Fabulit, Granat,<br />
Malachit, Spinell, Topas, Zoisit: Aberwitzige<br />
Pyrit<br />
Namen, hinter denen sich Steine verbergen,<br />
deren Schönheit und Anziehungskraft<br />
Frauen und Männern seit Urzeiten den Kopf<br />
verdreht. Und süchtig nach mehr machen.<br />
So wie die Opale von Coober Pedy.<br />
Credit Suisse<br />
Bulletin 5|<strong>01</strong><br />
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