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Credit Suisse bulletin, 2001/05

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LUST UND LASTER<br />

Behandelte, geschönte Edelsteine haben<br />

einen geringeren Marktwert als von Natur<br />

aus perfekte und daher sehr seltene<br />

Steine. Für Händler und Juweliere ist es<br />

daher wichtig zu wissen, ob ein Stein manipuliert<br />

oder naturbelassen ist. Das SSEF<br />

ist Manipulationen auf der Spur. In wissenschaftlicher<br />

Kleinarbeit und mit modernster<br />

Technologie untersucht Professor<br />

Hänni zusammen mit einem Team von<br />

Edelsteinprüfern, ob und wie Edelsteine<br />

behandelt wurden. Die Kundschaft kommt<br />

aus aller Welt, hauptsächlich sind es aber<br />

Schweizer Edelsteinhändler und grosse<br />

Auktionshäuser wie Sotheby’s und Christie’s.<br />

Oft schliessen die Aufträge auch<br />

eine Herkunftsbestimmung ein. «Es ist<br />

schwierig, den Ursprungsort eines Steines<br />

zu bestimmen. Auf den Marktwert hat er<br />

Bergkristall<br />

HEILSTEINE – EDEL, HILFREICH UND GUT<br />

Schon seit Menschengedenken üben edle Steine eine besondere Faszination<br />

auf die Menschen aus, Zauber- und Heilkräfte werden ihnen zugesprochen.<br />

Im Mittelalter fanden Heilsteine grossen Zuspruch. Hildegard von Bingen veröffentlichte<br />

mehrere Schriften zu Bedeutung und Wirkung von Edelsteinen in<br />

der Medizin. Im Zug der Esoterik-Renaissance und der Rückbesinnung auf<br />

Naturkräfte geniessen Heil-, Schutz- und Glückssteine auch in der Gegenwart<br />

wieder vermehrten Zulauf.<br />

«Viele unserer Kunden suchen einen Heilstein als Ergänzung zu einer<br />

Behandlung oder einem Medikament. Wir sind jedoch keine Apotheke, die für<br />

jedes Leiden genau den richtigen Stein anbieten kann», sagt Anna Della<br />

Pietra vom Duftladen «Farfalla» im Zürcher Seefeld. Intuition sei sehr wichtig,<br />

die Bereitschaft, in sich selbst hineinzuhorchen und den Stein auszuwählen,<br />

zu dem es einen hinziehe. Es sind eher Frauen, die sich den Heilsteinen<br />

zuwenden und für sich – und für ihre Männer – einkaufen. «Vor allem<br />

unsere männliche Kundschaft hat Mühe, einem Gefühl nachzugeben und<br />

einen Stein auszusuchen; sie stehen den Heilsteinen eher skeptisch gegenüber.<br />

Aber wenn Männer mal davon überzeugt sind, sind sie nicht mehr zu<br />

halten», fährt Anna Della Pietra fort. Rosenquarz, Bergkristall und Bernstein<br />

sind mit Abstand die beliebtesten Steine im Sortiment. Rosenquarz ist schon<br />

seit längerem gesellschaftsfähig, denn er soll schädliche Computerstrahlung<br />

neutralisieren. Bergkristall, der helle und klare Stein, vertreibt dunkle<br />

Gedanken, Bernstein soll bei Kleinkindern gegen Zahnschmerzen helfen.<br />

Zudem werden Schutzsteine immer beliebter: Türkis gilt als Reiseschutzstein,<br />

bei Seefahrten hilft Aquamarin, und schwarzer Turmalin blockt negative<br />

Einflüsse ab. In den Naturwissenschaften hingegen sind die Heilkräfte von<br />

Edelsteinen stark umstritten, denn ihre Wirkung lässt sich mit wissenschaftlichen<br />

Methoden nicht nachweisen.<br />

aber grossen Einfluss. Es ist grotesk: Ein<br />

Stein kann noch so schön sein, wenn er<br />

die falsche Herkunft hat, ist er weniger<br />

wert.» Die begehrtesten Smaragde stammen<br />

heute aus Kolumbien, die gesuchtesten<br />

Rubine aus Burma, Diamanten aus<br />

dem südindischen Golconda und Saphire<br />

aus dem Kashmir erzielen Spitzenpreise.<br />

Rosenquarz<br />

Marketing bestimmt Modeströmungen<br />

Wie wichtig gutes Marketing ist, zeigt das<br />

Beispiel von Tansanit: 1967 wurde in Tansania<br />

ein Zoisit mit einer speziellen blauvioletten<br />

Färbung gefunden. Tiffany übernahm<br />

weltweit das Marketing dieses<br />

Steines, innert kurzer Zeit stieg der Preis<br />

von 15 Franken auf 3000 Franken pro<br />

Gramm.<br />

Die Beliebtheit gewisser Edelsteine<br />

mag heute vom Marketing abhängig sein.<br />

Doch schon in vergangenen Jahrhunderten<br />

gab es Modeströmungen, waren<br />

Fotos: Mathias Hofstetter<br />

gewisse Steine beliebter als andere. Im<br />

Barock der grüne Peridot, der bunte<br />

Turmalin in der Biedermeierzeit. Der blaue<br />

Saphir und der violette Amethyst waren<br />

stark in die Glaubensrituale der christlichen<br />

Kirche eingebunden. Heute sind<br />

Diamant, Saphir, Smaragd und Rubin die<br />

absoluten Topfavoriten unter den Edelsteinen.<br />

Diese vier machen aber nur einen<br />

kleinen Teil der Vielfalt edler Steine aus.<br />

Apatit, Beryll, Chrysopras, Fabulit, Granat,<br />

Malachit, Spinell, Topas, Zoisit: Aberwitzige<br />

Pyrit<br />

Namen, hinter denen sich Steine verbergen,<br />

deren Schönheit und Anziehungskraft<br />

Frauen und Männern seit Urzeiten den Kopf<br />

verdreht. Und süchtig nach mehr machen.<br />

So wie die Opale von Coober Pedy.<br />

Credit Suisse<br />

Bulletin 5|<strong>01</strong><br />

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