«Startet die Maschine!» Nick Heidfeld gibt das Signal fürs Fire-up (oben). Totale Konzentration: Heidfeld ist bereit für den Grand Prix (unten). Fotos: Pia Zanetti 68 Credit Suisse Bulletin 5|<strong>01</strong>
SPONSORING wäre. Noch vier Stunden fehlen bis zum Rennen. «In dieser Zeit ist vor allem Entspannung angesagt», sagt Josef Leberer, der als Konditionstrainer und Physiotherapeut für das körperliche und geistige Wohlbefinden der Fahrer zuständig ist. «Zwei Stunden vor dem Rennen gibt es eine leichte Mahlzeit. Danach eine Massage, während der sie meist friedlich einschlummern.» Die Gedanken des Fahrers gelten jetzt nur noch dem Rennen. «Im Geiste gehe ich nochmals die Strecke durch, versuche mir vorzustellen, wie die perfekte Runde aussieht, überlege mir Szenarien für den Start», beschreibt Heidfeld seine Vorbereitung. 13:33 Uhr: Nick Heidfeld fährt hinaus zu den Aufwärmrunden. Das Geschehen verlagert sich nun zum 300 Meter entfernten Start, wohin die Mechaniker mit gepackten Werkzeugkoffern eilen. Eine Viertelstunde vor dem Rennen herrscht plötzlich gähnende Leere in der Box. Gegenüber, zwischen Boxengasse und Rennstrecke, hält Teammanager Beat Zehnder den Kommandoposten. Zusammen mit Peter Sauber und dem technischen Direktor Willy Rampf dirigiert er von dort aus die Taktik während des Rennens und hält Kontakt zu den Fahrern. 14:00 Uhr: Start zur Formationsrunde. Nach und nach strömt die Crew wieder in die Box und versammelt sich vor dem TV. Die Mechaniker tragen feuerfeste Overalls, einige ziehen einen Helm an. Heute Morgen um halb acht haben sie ein letztes Mal die Handgriffe für den Boxenstopp geübt. 14:03 Uhr: Die Wagen stehen auf ihren Startplätzen. Der viertplatzierte Heinz-Harald Frentzen (Team Prost) fuchtelt mit seinen Armen herum und signalisiert ein technisches Problem. Startabbruch. Frentzen muss in die letzte Reihe. 14:08 Uhr: Man startet zur neuen Formationsrunde. Diesmal kommt der Mann auf der Poleposition, Juan Pablo Montoya (BMW-Williams), nicht weg. Er muss auf dem letzten Platz dem Feld nachjagen. 14:12 Uhr: Das ganze Sauber- Team klebt am Bildschirm. Die Ampeln schalten auf Grün – der grosse Preis von Belgien ist lanciert. Drei Sekunden später ertönt ein infernaler Lärm in der Box: Das ganze Feld donnert gerade vorbei, zuvorderst die beiden Schumacher-Brüder: Ralf (BMW- Williams) vor Michael (Ferrari). Kimi Räikkönen erwischte einen optimalen Start: Nach drei Runden hat er sich von Platz 12 auf Platz 7 verbessert. Nick Heidfeld hat dagegen einen Platz verloren. Dank den Ausfällen von Montoya und Frentzen liegt er dennoch auf Rang 13. 14:20 Uhr: Schreckliche Bilder flimmern über den Bildschirm. Luciano Burti (Prost) kracht nach einer Kollision mit Eddie Irvine (Jaguar) mit über 250 Stundenkilometern in die Reifenstapel. Das Rennen wird abgebrochen, um den verunfallten Fahrer zu bergen. Später erfährt man, dass er mit Gesichtsverletzungen, einer Gehirnerschütterung und Prellungen relativ glimpflich davongekommen ist. 14:45 Uhr: Das Rennen wird neu gestartet, allerdings ohne Kimi Räikkönen. Das alte Getriebeproblem warf ihn in der vierten Runde aus dem Rennen. Es kommt noch schlimmer: Nick Heidfeld wird beim Start eingekeilt und verliert Plätze. Peter Sauber verwirft die Hände. 14:46 Uhr: In der Haarnadelkurve «La Source» kommen sich Nick Heidfeld und Pedro de la Rosa (Jaguar) in die Quere. Beim Sauber bricht die Radaufhängung – das definitive Aus. Die Mechaniker ziehen Helm und Kopfhörer aus, darunter erscheinen rote, enttäuschte Köpfe. Vereinzelt wird geflucht, doch es herrscht vor allem betretenes Schweigen. 14:55 Uhr: Chefmechaniker Urs Kuratle lehnt sich an Peter Sauber, Team-Chef einen der Lastwagen, die hinter der Box stehen, und raucht eine Zigarette. «Ich habe schon mehr solcher Rennen erlebt», murmelt er. 15:15 Uhr: Ein enttäuschter Nick Heidfeld gibt einer italienischen Fernsehstation ein flüchtiges Interview – das Gesicht bleich, die Augen gerötet, die Haare zerzaust. Hinter ihm wird bereits das Sauber- Motorhome demontiert. Nichts wie weg scheint die Devise. 17:00 Uhr: Die Campingplätze von Francorchamps leeren sich langsam wieder, die Farbflecken weichen dem monotonen Grün. Schon bald wird sich der Benzingeruch verzogen haben, werden die Bierdosen entsorgt sein und auf den Weiden wieder die Kühe grasen. Nur der Nebel wird bleiben, und vielleicht da und dort die Erinnerung an einen weiteren Sieg von Michael Schumacher. www.credit-suisse.ch/<strong>bull</strong>etin Bulletin Online geht auf die Rennstrecke. Das Formel-1- Paket bietet ein Interview mit Nick Heidfeld, einen Fan-Shop sowie eine Online-Verlosung. «Auch das Material bewegt sich am Limit. Defekte sind unvermeidlich.» Credit Suisse Bulletin 5|<strong>01</strong> 69