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Credit Suisse bulletin, 2001/05

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Für Roger Kunz wäre<br />

eine Kapitalgewinnsteuer<br />

schädlich für die Wirtschaft:<br />

«Die Kapitalkosten für<br />

die Unternehmen würden<br />

sich erhöhen.»<br />

«Steigende Steuern<br />

verleiden den Leuten»<br />

Im Dezember stimmt das Schweizer Volk über die Einführung einer<br />

Kapitalgewinnsteuer ab. Roger Kunz, Leiter Finance Research, wird ein Nein<br />

in die Urne legen. Dem Bulletin sagt er, warum.<br />

Interview: Christian Pfister, Redaktion Bulletin<br />

CHRISTIAN PFISTER Warum sind Sie dafür, dass<br />

Börsengewinne von Privatpersonen steuerfrei<br />

bleiben?<br />

ROGER KUNZ Das sind im Wesentlichen drei<br />

Gründe: Eine Kapitalgewinnsteuer würde<br />

die allgemeine Steuerlast weiter erhöhen.<br />

Zudem ist die steuerliche Belastung des<br />

Vermögens in der Schweiz im internationalen<br />

Vergleich bereits sehr hoch. Schliesslich<br />

steht der zu erwartende Ertrag in keinem<br />

Verhältnis zum Erhebungsaufwand.<br />

C.P. Wie viel Geld würde denn dem Fiskus<br />

an Mehreinnahmen zufliessen?<br />

R.K. Da alle Kantone, die eine Kapitalgewinnsteuer<br />

kannten, diese abgeschafft<br />

haben, kann es nicht sehr viel sein. Der<br />

Bundesrat schätzte das Ertragspotenzial auf<br />

brutto 100 bis 400, eine Studie der Uni Basel<br />

auf 200 bis 300 Millionen Franken. Bei<br />

diesen Durchschnittszahlen ist allerdings zu<br />

berücksichtigen, dass sie wie die Börse sehr<br />

grossen Schwankungen unterliegen.<br />

C.P. Wären die Behörden in der Lage, diese<br />

Zusatzsteuer einzufordern?<br />

R.K. Es wäre mit einem sehr grossen<br />

administrativen Aufwand verbunden. Insbesondere<br />

müssten die Steuerpflichtigen<br />

noch mehr Belege aufbewahren, um in der<br />

Steuererklärung detaillierte Angaben über<br />

ihre Wertschriftentransaktionen machen zu<br />

können, die von den Steuerbehörden zu<br />

kontrollieren wären.<br />

C.P. Würde sich die Arbeit lohnen?<br />

R.K. Wenn ich die wenig ergiebigen<br />

und stark schwankenden Erträge dem<br />

Erhebungsaufwand und der weiter eingeschränkten<br />

Privatsphäre gegenüberstelle,<br />

ist die Anwort für mich klar nein.<br />

C.P. Die meisten ausländischen Staaten<br />

kennen eine Kapitalgewinnsteuer. Liegen<br />

diese alle falsch?<br />

R.K. Tatsächlich kennen die meisten<br />

Länder eine solche Steuer. Dabei werden<br />

aber Kapitalgewinne meist nur unter eng<br />

definierten Voraussetzungen besteuert. In<br />

Deutschland werden zum Beispiel die Gewinne<br />

nur besteuert, wenn sie innerhalb<br />

eines Jahres realisiert werden oder wenn<br />

Foto: Eva-Maria Züllig<br />

46 Credit Suisse Bulletin 5|<strong>01</strong>

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