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Credit Suisse bulletin, 2001/05

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Der Count-down in<br />

der Boxengasse<br />

Vier Tage lang dauert der Tanz mit präziser Choreografie.<br />

In der Formel-1-Box gilt jeder Gedanke, jeder Handgriff, jedes<br />

Wort nur einem Ziel: der schnellsten Runde.<br />

Andreas Thomann, Redaktion Bulletin Online<br />

Donnerstag: Vorbereitung<br />

13:00 Uhr: Das Silbergrau von<br />

McLaren vermischt sich mit<br />

dem Hellblau von Benetton,<br />

darüber etwas Gelb von<br />

Jordan. Und rundherum viel<br />

Rot, Ferrari-Rot: Fahnen,<br />

Mützen, T-Shirts, Unterhosen,<br />

Regenschirme. Die fliegenden<br />

Händler von Formel-1-Reliquien<br />

haben an diesem Spätsommertag<br />

im Ardennenstädtchen<br />

Francorchamps<br />

Stellung bezogen und verbreiten<br />

schon drei Tage vor dem<br />

Grossen Preis von Belgien<br />

einen Hauch von Rennzirkus.<br />

Auch die Waldlichtungen<br />

rund um den Renn-Circuit<br />

leuchten in den grellsten<br />

Farben. Die örtlichen Bauern<br />

haben sämtliche Kuhweiden<br />

der Umgebung in Campingund<br />

Parkplätze transformiert.<br />

Dort hausen bereits die ersten<br />

Hundertschaften von<br />

Schlachtenbummlern in<br />

ihren Zelten und Caravans.<br />

Ihr Territorium haben sie<br />

mit Fahnen – vor allem Ferrari<br />

und Deutschland – und Bierdosen<br />

– vor allem Bitburger<br />

und Foster – markiert, die<br />

Zeit vertreiben sie sich damit,<br />

in den feuchten Wäldern nach<br />

Brennholz zu suchen oder<br />

ihre Zeltnachbarn mit Rockmusik<br />

aus dem Ghettoblaster<br />

zuzudröhnen.<br />

14:00 Uhr: Der «Paddock», so<br />

heisst im Formel-1-Jargon<br />

das Fahrerlager, präsentiert<br />

sich dem Besucher als<br />

Boulevard, beidseits gesäumt<br />

von den farbigen Bussen<br />

der elf Formel-1-Teams. Am<br />

Ende des Boulevards, auf der<br />

linken Seite, steht das grünblaue<br />

Motorhome von Red<br />

Bull Sauber Petronas. Anders<br />

als etwa bei Ferrari oder<br />

McLaren strahlt das Sauber-<br />

Lager Bescheidenheit aus:<br />

Zwischen den beiden Bussen<br />

steht links ein transparentes<br />

Zelt, wo Presse und Gäste<br />

empfangen werden, gegenüber<br />

ein identisches Zelt, in<br />

dem das Team speist.<br />

16:30 Uhr: Pressetermin.<br />

Nick Heidfeld spricht mit zwei<br />

Radio-Reporterinnen. Am<br />

Nebentisch warten weitere<br />

Journalisten auf ihren Einsatz;<br />

der plötzliche Erfolg macht<br />

den 24-jährigen Deutschen<br />

zum begehrten Gesprächsparter.<br />

Elf Punkte und Platz<br />

acht in der Fahrerwertung –<br />

eine hervorragende Bilanz für<br />

einen, der erst sein zweites<br />

Jahr in der Formel 1 absolviert<br />

und der zwar ein gutes, aber<br />

nicht das beste Fahrzeug<br />

fährt. Ohne Helm und Overall<br />

hat Nick Heidfeld nichts von<br />

einem modernen Gladiator:<br />

ein feingliedriger Mann, klein<br />

von Statur, mit dunkelblondem<br />

Haar, ernsten, bubenhaften<br />

Gesichtszügen.<br />

Sachlich und präzise gibt<br />

der Rennfahrer Auskunft:<br />

über seine verpatzte Saison<br />

bei Prost («es war dennoch<br />

kein verlorenes Jahr»), über<br />

seinen erfolgreichen Einstand<br />

bei Sauber («Sauber hat eine<br />

gute Teamstruktur»), über<br />

seine Ziele («irgendeinmal<br />

Weltmeister, doch im Moment<br />

bin ich realistisch»). Immer<br />

wieder Fragen zum Rundkurs<br />

von Spa, zur Taktik, zum<br />

Auto, zum Wetter, zur Reifenwahl.<br />

Und vor allem zur «Eau<br />

Rouge», dieser magischen<br />

Kurve, die leicht ansteigt und<br />

praktisch mit Vollgas gefahren<br />

wird. Experten sprechen von<br />

der grössten Mutprobe in der<br />

Credit Suisse<br />

Bulletin 5|<strong>01</strong><br />

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