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Formel 1. Heidfeld trocken:<br />
«Die Eau Rouge bereitet mir<br />
keine schlaflosen Nächte.»<br />
Die Worte des Jungstars<br />
klingen abgebrüht. Doch Nick<br />
ist kein Grünschnabel im<br />
Rennsport. Schon seit 20<br />
Jahren ist er mit dem Speed<br />
per Du. «Als ich viereinhalb<br />
Jahre alt war, setzte mich mein<br />
motorsportbegeisterter Vater<br />
auf eine Motocross-Maschine»,<br />
erzählt «Quick Nick», wie<br />
ihn seine Freunde getauft<br />
haben. «Mit acht Jahren durfte<br />
ich dann erstmals mit dem<br />
Kart auf dem Nürburgring<br />
fahren. Es machte mir gleich<br />
zu Beginn ungeheuer Spass.»<br />
Es folgte die übliche rennfahrerische<br />
«Ochsentour»:<br />
Formel Ford 1600, Formel 3,<br />
Formel 3000 – in jeder dieser<br />
Kategorien gewann der<br />
Wunderknabe die Meisterschaft<br />
– und schliesslich<br />
die Formel 1.<br />
Freitag: Freies Training<br />
10:30 Uhr: In der Sauber-Box<br />
heulen die Motoren auf und<br />
sorgen für einen Lärmpegel<br />
wie auf einem Flughafen. In<br />
dreissig Minuten beginnt das<br />
erste freie Training. Etwa<br />
dreissig Mann drängen sich in<br />
der Box und unterziehen die<br />
beiden aufgebockten Wagen<br />
den letzten Tests. Was wie<br />
ein ungeordneter Menschenknäuel<br />
aussieht, ist in Wahrheit<br />
ein hochspezialisiertes<br />
Ensemble mit klarer Rollenverteilung.<br />
Pro Wagen gibt es<br />
ein Team von rund einem Dutzend<br />
Mann. Und von denen<br />
ist für jeden Bestandteil des<br />
Wagens wiederum eine Person<br />
verantwortlich: Karosserie,<br />
Reifen, Bremsen, Kupplung,<br />
Getriebe, Benzin, Elektronik.<br />
10:50 Uhr: Noch zehn Minuten<br />
bis zum freien Training. Die<br />
beiden Sauber-Piloten erscheinen<br />
in der Box. Nun geht<br />
alles sehr schnell: die Kopfhörer<br />
in die Ohren geschoben,<br />
den weissen Kopfschutz<br />
übergestülpt, den Helm aufgesetzt,<br />
Handschuhe angezogen<br />
und im Auto Platz genommen.<br />
Jemand legt dem<br />
Fahrer die Gurten an, ein<br />
anderer montiert das Lenkrad.<br />
Die Mechaniker entfernen<br />
die Heizdecken, welche die<br />
Reifen stets umhüllen – sie<br />
sorgen für eine Reifentemperatur<br />
von 80 Grad und damit<br />
für eine optimale Bodenhaftung.<br />
Ein Sauber-Mann<br />
führt die Welle des Startermotors<br />
ins Getriebe ein und startet<br />
damit den Motor. Sekunden<br />
später fährt Nick Heidfeld<br />
hinaus und biegt in die<br />
Boxengasse ein. Eine Minute<br />
darauf folgt Kimi Räikkönen.<br />
11:<strong>05</strong> Uhr: Nicks Wagen taucht<br />
wieder in der Boxengasse<br />
auf. Drei Mechaniker schieben<br />
das Auto in die Box<br />
zurück, Fotografen strömen<br />
herein. Installationsrunde<br />
heisst diese erste Runde, bei<br />
der die Crew überprüft, ob<br />
alles am Wagen in Ordnung<br />
ist. Auf dem Monitor, den man<br />
vor dem Cockpit aufgesetzt<br />
hat, verfolgt Nick seine Rundenzeiten,<br />
danach die Runden<br />
der Konkurrenten. Mit seinem<br />
Renningenieur diskutiert er<br />
kurz, wie sich der Wagen auf<br />
der Strecke gehalten hat.<br />
Eine knappe Viertelstunde<br />
später gehts wieder los, nun<br />
aber mit vollem Tempo. Um<br />
zwölf ist das Training zu Ende.<br />
Die beiden Sauber liegen<br />
auf Platz sieben (Räikkönen)<br />
und acht (Heidfeld).<br />
Renningenieur Rémi Decorzent<br />
ist der Herr über den<br />
C20-07, das Auto von Nick<br />
Heidfeld. Zusammen mit<br />
Chef-Mechaniker Urs Kuratle<br />
sorgt der Franzose dafür, dass<br />
der Wagen ideal auf die<br />
Rennstrecke abgestimmt ist.<br />
Ein komplexer Prozess: «Jede<br />
Veränderung am Motor, an<br />
der Aerodynamik oder an den<br />
Reifen wirkt sich wieder auf<br />
alle andern Elemente aus»,<br />
sagt Decorzent. Daraus entsteht<br />
ein permanentes Spiel<br />
von Versuch und Irrtum –<br />
unterstützt von modernsten<br />
Messverfahren. Mit den<br />
Messdaten aus den Computern<br />
allein ist es jedoch nicht<br />
getan: «Ebenso wichtig ist<br />
das Feedback vom Fahrer.»<br />
Decorzent ist voll des Lobs<br />
über sein «Versuchskaninchen»:<br />
«Nick ist sehr akribisch,<br />
wenn es um die Weiterentwicklung<br />
des Autos geht.»<br />
13:00 Uhr: Beginn des zweiten<br />
freien Trainings. Nach 20<br />
Minuten setzt ein Platzregen<br />
ein. Die Teams beeilen sich,<br />
um die Regenreifen zu montieren.<br />
Zehn Minuten später<br />
scheint wieder die Sonne. Die<br />
Piste trocknet allmählich ab,<br />
sodass die Mechaniker nach<br />
einer halben Stunde die<br />
«Intermediates» montieren –<br />
Reifen, die nicht ganz so viel<br />
Profil haben wie die Regenreifen,<br />
jedoch mehr als die<br />
Trockenreifen. Nach Trainingsende<br />
trifft man auf einen<br />
zufriedenen Renningenieur:<br />
«In Spa gibt es öfter ein Regenrennen.<br />
Nun konnten wir<br />
testen, wie gut die Wagen auf<br />
der nassen Strecke unterwegs<br />
sind.»<br />
Samstag: Qualifying<br />
9:00 Uhr: Ein unverändertes<br />
Bild in der Sauber-Box. Vor<br />
dem Ausgang zur Boxengasse<br />
die aufgebockten Wagen.<br />
Daneben etwa ein Dutzend<br />
Reifensätze. Hinter der Box<br />
der Materialraum: Hier lagern<br />
die Teile, die bei Bedarf in<br />
Windeseile an den Autos ausgewechselt<br />
werden können.<br />
Acht verschiedene Frontflügel<br />
stehen herum, ebenso viele<br />
Heckflügel und sieben<br />
Ersatzmotoren – ein Formel-<br />
1-Motor hält gerade mal 500<br />
Josef Leberer, Konditionstrainer und Physiotherapeut<br />
«Nick Heidfeld ist wie alle<br />
Spitzenfahrer: extrem ehrgeizig.»<br />
Credit Suisse<br />
Bulletin 5|<strong>01</strong><br />
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