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Credit Suisse bulletin, 2001/05

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Formel 1. Heidfeld trocken:<br />

«Die Eau Rouge bereitet mir<br />

keine schlaflosen Nächte.»<br />

Die Worte des Jungstars<br />

klingen abgebrüht. Doch Nick<br />

ist kein Grünschnabel im<br />

Rennsport. Schon seit 20<br />

Jahren ist er mit dem Speed<br />

per Du. «Als ich viereinhalb<br />

Jahre alt war, setzte mich mein<br />

motorsportbegeisterter Vater<br />

auf eine Motocross-Maschine»,<br />

erzählt «Quick Nick», wie<br />

ihn seine Freunde getauft<br />

haben. «Mit acht Jahren durfte<br />

ich dann erstmals mit dem<br />

Kart auf dem Nürburgring<br />

fahren. Es machte mir gleich<br />

zu Beginn ungeheuer Spass.»<br />

Es folgte die übliche rennfahrerische<br />

«Ochsentour»:<br />

Formel Ford 1600, Formel 3,<br />

Formel 3000 – in jeder dieser<br />

Kategorien gewann der<br />

Wunderknabe die Meisterschaft<br />

– und schliesslich<br />

die Formel 1.<br />

Freitag: Freies Training<br />

10:30 Uhr: In der Sauber-Box<br />

heulen die Motoren auf und<br />

sorgen für einen Lärmpegel<br />

wie auf einem Flughafen. In<br />

dreissig Minuten beginnt das<br />

erste freie Training. Etwa<br />

dreissig Mann drängen sich in<br />

der Box und unterziehen die<br />

beiden aufgebockten Wagen<br />

den letzten Tests. Was wie<br />

ein ungeordneter Menschenknäuel<br />

aussieht, ist in Wahrheit<br />

ein hochspezialisiertes<br />

Ensemble mit klarer Rollenverteilung.<br />

Pro Wagen gibt es<br />

ein Team von rund einem Dutzend<br />

Mann. Und von denen<br />

ist für jeden Bestandteil des<br />

Wagens wiederum eine Person<br />

verantwortlich: Karosserie,<br />

Reifen, Bremsen, Kupplung,<br />

Getriebe, Benzin, Elektronik.<br />

10:50 Uhr: Noch zehn Minuten<br />

bis zum freien Training. Die<br />

beiden Sauber-Piloten erscheinen<br />

in der Box. Nun geht<br />

alles sehr schnell: die Kopfhörer<br />

in die Ohren geschoben,<br />

den weissen Kopfschutz<br />

übergestülpt, den Helm aufgesetzt,<br />

Handschuhe angezogen<br />

und im Auto Platz genommen.<br />

Jemand legt dem<br />

Fahrer die Gurten an, ein<br />

anderer montiert das Lenkrad.<br />

Die Mechaniker entfernen<br />

die Heizdecken, welche die<br />

Reifen stets umhüllen – sie<br />

sorgen für eine Reifentemperatur<br />

von 80 Grad und damit<br />

für eine optimale Bodenhaftung.<br />

Ein Sauber-Mann<br />

führt die Welle des Startermotors<br />

ins Getriebe ein und startet<br />

damit den Motor. Sekunden<br />

später fährt Nick Heidfeld<br />

hinaus und biegt in die<br />

Boxengasse ein. Eine Minute<br />

darauf folgt Kimi Räikkönen.<br />

11:<strong>05</strong> Uhr: Nicks Wagen taucht<br />

wieder in der Boxengasse<br />

auf. Drei Mechaniker schieben<br />

das Auto in die Box<br />

zurück, Fotografen strömen<br />

herein. Installationsrunde<br />

heisst diese erste Runde, bei<br />

der die Crew überprüft, ob<br />

alles am Wagen in Ordnung<br />

ist. Auf dem Monitor, den man<br />

vor dem Cockpit aufgesetzt<br />

hat, verfolgt Nick seine Rundenzeiten,<br />

danach die Runden<br />

der Konkurrenten. Mit seinem<br />

Renningenieur diskutiert er<br />

kurz, wie sich der Wagen auf<br />

der Strecke gehalten hat.<br />

Eine knappe Viertelstunde<br />

später gehts wieder los, nun<br />

aber mit vollem Tempo. Um<br />

zwölf ist das Training zu Ende.<br />

Die beiden Sauber liegen<br />

auf Platz sieben (Räikkönen)<br />

und acht (Heidfeld).<br />

Renningenieur Rémi Decorzent<br />

ist der Herr über den<br />

C20-07, das Auto von Nick<br />

Heidfeld. Zusammen mit<br />

Chef-Mechaniker Urs Kuratle<br />

sorgt der Franzose dafür, dass<br />

der Wagen ideal auf die<br />

Rennstrecke abgestimmt ist.<br />

Ein komplexer Prozess: «Jede<br />

Veränderung am Motor, an<br />

der Aerodynamik oder an den<br />

Reifen wirkt sich wieder auf<br />

alle andern Elemente aus»,<br />

sagt Decorzent. Daraus entsteht<br />

ein permanentes Spiel<br />

von Versuch und Irrtum –<br />

unterstützt von modernsten<br />

Messverfahren. Mit den<br />

Messdaten aus den Computern<br />

allein ist es jedoch nicht<br />

getan: «Ebenso wichtig ist<br />

das Feedback vom Fahrer.»<br />

Decorzent ist voll des Lobs<br />

über sein «Versuchskaninchen»:<br />

«Nick ist sehr akribisch,<br />

wenn es um die Weiterentwicklung<br />

des Autos geht.»<br />

13:00 Uhr: Beginn des zweiten<br />

freien Trainings. Nach 20<br />

Minuten setzt ein Platzregen<br />

ein. Die Teams beeilen sich,<br />

um die Regenreifen zu montieren.<br />

Zehn Minuten später<br />

scheint wieder die Sonne. Die<br />

Piste trocknet allmählich ab,<br />

sodass die Mechaniker nach<br />

einer halben Stunde die<br />

«Intermediates» montieren –<br />

Reifen, die nicht ganz so viel<br />

Profil haben wie die Regenreifen,<br />

jedoch mehr als die<br />

Trockenreifen. Nach Trainingsende<br />

trifft man auf einen<br />

zufriedenen Renningenieur:<br />

«In Spa gibt es öfter ein Regenrennen.<br />

Nun konnten wir<br />

testen, wie gut die Wagen auf<br />

der nassen Strecke unterwegs<br />

sind.»<br />

Samstag: Qualifying<br />

9:00 Uhr: Ein unverändertes<br />

Bild in der Sauber-Box. Vor<br />

dem Ausgang zur Boxengasse<br />

die aufgebockten Wagen.<br />

Daneben etwa ein Dutzend<br />

Reifensätze. Hinter der Box<br />

der Materialraum: Hier lagern<br />

die Teile, die bei Bedarf in<br />

Windeseile an den Autos ausgewechselt<br />

werden können.<br />

Acht verschiedene Frontflügel<br />

stehen herum, ebenso viele<br />

Heckflügel und sieben<br />

Ersatzmotoren – ein Formel-<br />

1-Motor hält gerade mal 500<br />

Josef Leberer, Konditionstrainer und Physiotherapeut<br />

«Nick Heidfeld ist wie alle<br />

Spitzenfahrer: extrem ehrgeizig.»<br />

Credit Suisse<br />

Bulletin 5|<strong>01</strong><br />

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