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Credit Suisse bulletin, 2001/05

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ECONOMICS & FINANCE<br />

FINANCIAL<br />

SERVICES<br />

Foto: Eva-Maria Züllig<br />

nationalisierung der Wirtschaft zusammenhängen.<br />

Gerade die WTO stellt jedoch<br />

wirksame Rahmenbedingungen für den<br />

Welthandel auf. So ist es paradox, dass<br />

die lauteste Kritik an der WTO von denjenigen<br />

Kreisen kommt, welche sich gegen<br />

einen unregulierten Globalisierungsprozess<br />

aussprechen.<br />

Neue Themen fordern die WTO<br />

Die Welthandelsorganisation wird sich<br />

auch in Zukunft mit der weiteren Liberalisierung<br />

des Handels befassen. Für die<br />

Bereiche Landwirtschaft und Dienstleistungen<br />

wurde bereits beim Abschluss<br />

der letzten WTO-Verhandlungsrunde beschlossen,<br />

die Nachverhandlungen auf<br />

Anfang 2000 aufzunehmen. Der Handel<br />

mit Agrargütern ist für die Schweiz von<br />

Bedeutung, wird hierzulande doch argumentiert,<br />

dass besonders die Bergbauern<br />

einen wichtigen Beitrag zur dezentralen<br />

Besiedlung unseres Landes und zur<br />

umweltschonenden Produktion von Nahrungsmitteln<br />

leisten. Hinsichtlich des<br />

Dossiers Dienstleistungen ist die Schweiz<br />

vor allem stark daran interessiert, die<br />

Finanzdienstleistungsmärkte weiter zu<br />

öffnen.<br />

Fortgeschrittene Volkswirtschaften wie<br />

die Europäische Union (EU), die Vereinigten<br />

Staaten oder Japan werden auch<br />

künftig darauf drängen, dass sich die<br />

WTO neuer Themen annimmt. Hier einige<br />

wichtige Aspekte:<br />

■ Bei den Direktinvestitionen, die immer<br />

bedeutender werden, droht die globale<br />

Handelsordnung den Anschluss an die<br />

Entwicklung der Weltwirtschaft zu verlieren.<br />

Von verschiedener Seite wird deshalb<br />

gefordert, ein multilaterales Regelwerk zu<br />

schaffen. Dieses würde ausländische Direktinvestitionen<br />

gerade in Entwicklungsländern<br />

schützen – mittels Prinzipien wie<br />

Nichtdiskriminierung und eines wirkungsvollen<br />

Verfahrens, um Streitfälle zu lösen.<br />

■ Es ist denkbar, dass im Rahmen der<br />

WTO über das Verhältnis von Handel und<br />

Wettbewerbspolitik nachgedacht wird.<br />

Viele internationale Unternehmen halten<br />

in verschiedenen Ländern grosse Marktanteile<br />

und stehen damit unter der Aufsicht<br />

mehrerer Wettbewerbsbehörden.<br />

Eine Harmonisierung des Wettbewerbsrechts<br />

in der WTO würde helfen, Konflikte<br />

zwischen den Behörden zu vermeiden.<br />

■ Das Verhältnis zwischen Handel und<br />

Entwicklung ist ein Dauerbrenner in der<br />

Handelsdiplomatie. Bis heute ist es vielen<br />

Entwicklungsländern nicht gelungen, den<br />

Wohlstandsunterschied zu den fortgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften zu verringern.<br />

Auch die Kräfteverhältnisse innerhalb<br />

der WTO werden dazu führen, dass<br />

dieses Thema an Bedeutung gewinnen<br />

wird, sind doch 80 Prozent der Mitgliedstaaten<br />

Entwicklungsländer.<br />

■ Das WTO-Regelwerk enthält eine Reihe<br />

von Bestimmungen, welche dem Thema<br />

Handel und Umwelt – zumindest theoretisch<br />

– Rechnung tragen. Besonders die<br />

EU verlangt jedoch, dass diesem Aspekt<br />

im Rahmen der Welthandelsorganisation<br />

künftig höhere Priorität eingeräumt wird.<br />

■ In zahlreichen handelspolitischen Verhandlungen<br />

der letzten Jahre waren Arbeitnehmerrechte<br />

ein Hauptstreitpunkt.<br />

Weite Teile der Öffentlichkeit in den Industrieländern<br />

sowie zahlreiche der politisch<br />

immer einflussreicheren Nichtregierungsorganisationen<br />

(NGO) stossen sich an den<br />

Arbeitsbedingungen in vielen Ländern der<br />

Welt. Die Regierungen der meisten Entwicklungsländer<br />

sehen allerdings in der<br />

Forderung, Arbeitnehmerrechte in ihren<br />

Ländern besser zu schützen, eine Form<br />

von Protektionismus. Dieser richte sich<br />

gegen ihren internationalen Wettbewerbsvorteil<br />

niedrigerer Arbeitskosten.<br />

Kritiker bezweifeln, ob die WTO das<br />

richtige Forum für die angesprochenen<br />

Themen ist. Sie warnen vor einer Überlastung<br />

des bis anhin relativ effizient funktionierenden<br />

Mechanismus, um Streit zu<br />

schlichten. Für manche Beobachter war<br />

dies die zentrale Errungenschaft der Welthandelsorganisation.<br />

Ob es der WTO gelingen wird, die künftigen<br />

Herausforderungen zu meistern,<br />

hängt letztlich vom politischen Willen aller<br />

Parteien ab, Interessenskonflikte zu überwinden.<br />

Es ist deshalb noch nicht klar, ob<br />

an der nächsten WTO-Ministerkonferenz<br />

in Doha, Katar, eine neue Welthandelsrunde<br />

lanciert wird, wie das zahlreiche<br />

Der Welthandel setzt Kräfte frei<br />

Weltweit haben vor allem Exporte von Industriegütern seit 1950 massiv zugenommen.<br />

Quelle: WTO, International Trade Statistics 2000, US Census<br />

100 log index (1950 = 1)<br />

10<br />

1<br />

Wachstumfaktor seit 1950<br />

Exporte Industriegüter 36<br />

Warenexporte gesamt 19<br />

Exporte Rohstoffe 8<br />

Weltproduktion 6<br />

Exporte Argrargüter 6<br />

Weltbevölkerung 2.3<br />

1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000<br />

Credit Suisse Bulletin 5|<strong>01</strong><br />

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