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ECONOMICS & FINANCE<br />
FINANCIAL<br />
SERVICES<br />
Foto: Eva-Maria Züllig<br />
nationalisierung der Wirtschaft zusammenhängen.<br />
Gerade die WTO stellt jedoch<br />
wirksame Rahmenbedingungen für den<br />
Welthandel auf. So ist es paradox, dass<br />
die lauteste Kritik an der WTO von denjenigen<br />
Kreisen kommt, welche sich gegen<br />
einen unregulierten Globalisierungsprozess<br />
aussprechen.<br />
Neue Themen fordern die WTO<br />
Die Welthandelsorganisation wird sich<br />
auch in Zukunft mit der weiteren Liberalisierung<br />
des Handels befassen. Für die<br />
Bereiche Landwirtschaft und Dienstleistungen<br />
wurde bereits beim Abschluss<br />
der letzten WTO-Verhandlungsrunde beschlossen,<br />
die Nachverhandlungen auf<br />
Anfang 2000 aufzunehmen. Der Handel<br />
mit Agrargütern ist für die Schweiz von<br />
Bedeutung, wird hierzulande doch argumentiert,<br />
dass besonders die Bergbauern<br />
einen wichtigen Beitrag zur dezentralen<br />
Besiedlung unseres Landes und zur<br />
umweltschonenden Produktion von Nahrungsmitteln<br />
leisten. Hinsichtlich des<br />
Dossiers Dienstleistungen ist die Schweiz<br />
vor allem stark daran interessiert, die<br />
Finanzdienstleistungsmärkte weiter zu<br />
öffnen.<br />
Fortgeschrittene Volkswirtschaften wie<br />
die Europäische Union (EU), die Vereinigten<br />
Staaten oder Japan werden auch<br />
künftig darauf drängen, dass sich die<br />
WTO neuer Themen annimmt. Hier einige<br />
wichtige Aspekte:<br />
■ Bei den Direktinvestitionen, die immer<br />
bedeutender werden, droht die globale<br />
Handelsordnung den Anschluss an die<br />
Entwicklung der Weltwirtschaft zu verlieren.<br />
Von verschiedener Seite wird deshalb<br />
gefordert, ein multilaterales Regelwerk zu<br />
schaffen. Dieses würde ausländische Direktinvestitionen<br />
gerade in Entwicklungsländern<br />
schützen – mittels Prinzipien wie<br />
Nichtdiskriminierung und eines wirkungsvollen<br />
Verfahrens, um Streitfälle zu lösen.<br />
■ Es ist denkbar, dass im Rahmen der<br />
WTO über das Verhältnis von Handel und<br />
Wettbewerbspolitik nachgedacht wird.<br />
Viele internationale Unternehmen halten<br />
in verschiedenen Ländern grosse Marktanteile<br />
und stehen damit unter der Aufsicht<br />
mehrerer Wettbewerbsbehörden.<br />
Eine Harmonisierung des Wettbewerbsrechts<br />
in der WTO würde helfen, Konflikte<br />
zwischen den Behörden zu vermeiden.<br />
■ Das Verhältnis zwischen Handel und<br />
Entwicklung ist ein Dauerbrenner in der<br />
Handelsdiplomatie. Bis heute ist es vielen<br />
Entwicklungsländern nicht gelungen, den<br />
Wohlstandsunterschied zu den fortgeschrittenen<br />
Volkswirtschaften zu verringern.<br />
Auch die Kräfteverhältnisse innerhalb<br />
der WTO werden dazu führen, dass<br />
dieses Thema an Bedeutung gewinnen<br />
wird, sind doch 80 Prozent der Mitgliedstaaten<br />
Entwicklungsländer.<br />
■ Das WTO-Regelwerk enthält eine Reihe<br />
von Bestimmungen, welche dem Thema<br />
Handel und Umwelt – zumindest theoretisch<br />
– Rechnung tragen. Besonders die<br />
EU verlangt jedoch, dass diesem Aspekt<br />
im Rahmen der Welthandelsorganisation<br />
künftig höhere Priorität eingeräumt wird.<br />
■ In zahlreichen handelspolitischen Verhandlungen<br />
der letzten Jahre waren Arbeitnehmerrechte<br />
ein Hauptstreitpunkt.<br />
Weite Teile der Öffentlichkeit in den Industrieländern<br />
sowie zahlreiche der politisch<br />
immer einflussreicheren Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGO) stossen sich an den<br />
Arbeitsbedingungen in vielen Ländern der<br />
Welt. Die Regierungen der meisten Entwicklungsländer<br />
sehen allerdings in der<br />
Forderung, Arbeitnehmerrechte in ihren<br />
Ländern besser zu schützen, eine Form<br />
von Protektionismus. Dieser richte sich<br />
gegen ihren internationalen Wettbewerbsvorteil<br />
niedrigerer Arbeitskosten.<br />
Kritiker bezweifeln, ob die WTO das<br />
richtige Forum für die angesprochenen<br />
Themen ist. Sie warnen vor einer Überlastung<br />
des bis anhin relativ effizient funktionierenden<br />
Mechanismus, um Streit zu<br />
schlichten. Für manche Beobachter war<br />
dies die zentrale Errungenschaft der Welthandelsorganisation.<br />
Ob es der WTO gelingen wird, die künftigen<br />
Herausforderungen zu meistern,<br />
hängt letztlich vom politischen Willen aller<br />
Parteien ab, Interessenskonflikte zu überwinden.<br />
Es ist deshalb noch nicht klar, ob<br />
an der nächsten WTO-Ministerkonferenz<br />
in Doha, Katar, eine neue Welthandelsrunde<br />
lanciert wird, wie das zahlreiche<br />
Der Welthandel setzt Kräfte frei<br />
Weltweit haben vor allem Exporte von Industriegütern seit 1950 massiv zugenommen.<br />
Quelle: WTO, International Trade Statistics 2000, US Census<br />
100 log index (1950 = 1)<br />
10<br />
1<br />
Wachstumfaktor seit 1950<br />
Exporte Industriegüter 36<br />
Warenexporte gesamt 19<br />
Exporte Rohstoffe 8<br />
Weltproduktion 6<br />
Exporte Argrargüter 6<br />
Weltbevölkerung 2.3<br />
1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000<br />
Credit Suisse Bulletin 5|<strong>01</strong><br />
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