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WILDK STAEMME VON MALÄ.KA.<br />
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Kfilongsong - Äwan zeigt. Hat der Verstorbene aber keinen Freund, so muss er in Pülo ßüah bleiben,<br />
bis einer auf der Erde stirbt, der selbst einen Freund in Kelongsong-Äwan hat. Folgt nun derselbe<br />
nach Pülo Büah nach und kommt dorthin, so wird die erste noch wartende Seele mitgenommen.<br />
Die Moral der örang „ßlandass'-, welche in dieser Vorstellung fusst, geht dahin, dass man sich<br />
auf Erden möglichst viele Freunde schaffen müsse.<br />
Wie man erwarten kann, wird auch hier in Bezug auf die Geschlechter die „Blandass" - Etiquette<br />
festgehalten. Männer und Frauen oder besser die Seelen von Männern und Frauen sind gleich, aber<br />
die einzelnen Geschlechter ziehen vor, zusammen zu bleiben, obgleich sie ohne Hinderniss mit einander<br />
verkehren mögen. So holt auch nur eine Seele von demselben Geschlecht als die zu Pülo Büah<br />
wartende die andere ab, um ihr den Weg zu zeigen.<br />
Kinderseelen gehen einen anderen Weg — freilich ist die Altersgrenze zwischen Kindheit und<br />
dem Alter, welches berechtigt, in Kßlongsong - Äwan einzugehen, nicht bekannt. Sie bleibt bei Tühan<br />
und nicht bei „Genowie Lanyoot", deren Aufenthalt die Kinderseele nicht sieht. Die Kinderseelen<br />
gehen nach einem Platz unter Kelongsong- Äwan. Dort verbringen sie die Zeit mit Spiel ohne zu essen.<br />
Selbst die Seele eines ebengebornen Kindes ist dort im Stande, Nahrung zu entbehren. Alles, was das<br />
Kind auf Erden am meisten erfreute — die Lieblingsspeise abgerechnet — steht ihm nun zu Gebot in<br />
„Tingha')-Höwi''', wie der Platz der Kinderseelen genannt wird. Das Kind wird nicht grösser, braucht<br />
aber keine Aufwartung. Von Kelongsong - Äwan aus kann man die Kinder sehen, aber sie können<br />
nicht dorthin kommen, ja sie haben nicht einmal den Wunsch.<br />
Die Seele, welche in Kelongsong - Äwan wohnt, besucht die Erde nicht wieder: hat sie im Tode<br />
den Leib verlassen, so kümmert sie sich nie wieder darum.<br />
Die Seele, welche in den Kessel gefallen ist, bleibt dort, bis „Genowie" sich überzeugt, dass sie<br />
gereinigt sei. Dann nimmt sie die Seele heraus und reibt sie mit den Händen, wie eine „Blandass"-<br />
Frau ein Kleid mit den Händen ausreibt. Ergiebt sich, dass die Seele rein genug ist, so stellt sie dieselbe<br />
auf den Balken und die Seele geht nach Pülo-Büah und weiter nach Kelongsong - Äwan, wohin<br />
sie, wie erwähnt, durch einen Freund abgeholt wird.<br />
.<br />
Ist sie aber nicht rein genug, so wird sie wieder in den Kessel geworfen, um noch einmal aufgesotten<br />
zu werden. Nach einiger Zeit wird wieder die Abreibung besorgt u. s. w., und zwar sieben<br />
Male, falls es nöthig ist. Ist aber die Seele sehr schwarz und bleibt sie nach dem siebenten Abreiben<br />
noch schwarz, so ist die Seele für Kelongsong-Äwan ungeeignet und kann nicht mehr gereinigt werden.<br />
Dann wirft „Genowie Lanyoot" die Seele heraus und verdammt sie, auf die Erde zurückzukehren als<br />
ein Hantu solcher Art, wie es „Genowie Lanyoot" angemessen scheint, als passende Strafe für die Laster,<br />
deren Flecken nicht weggerieben werden konnten. Die verschiedenen Hantu's leiden in verschiedenen<br />
Abstufungen von einem Hantu an, dessen Qual nur darin besteht, dass er von Kelongsong - Äwan<br />
ausgeschlossen ist, bis zu der Stufe des elenden Hantu „Degup" — welcher für immer durch Müdigkeit,<br />
Kälte, Hunger und Durst gequält wird — Qualen, welche er nie lindern kann. Kein Hantu kann<br />
überhaupt seinen Zustand ändern, die Strafe, welche einmal über ihn verhängt ist, wird nicht wieder<br />
zurückgenommen; denn die Welt selbst hat kein Ende. Alle Hantu, mit Ausnahme des Hantu<br />
„Degup", welcher eine besondere Mission, zu zerstören hat, werden von den Orang „Blandass" ebenso<br />
betrachtet, als der Tiger, d. h. die Menschen müssen ihnen aus dem Wege gehen oder die Möglichkeit<br />
tritt ein, dass sie in Leid verfallen. Tühan hat den Tiger in den Wald gesetzt: die Menschheit muss<br />
sich selbst nun vor ihm in Acht nehmen. Hantu's und Tiger gehören zu den Wechselfällen des<br />
Lebens, dessen Plan Tühan allein versteht, und Tühan ändert nichts an dem, was er einmal eingerichtet<br />
hat.<br />
Die örang „Blandass" glauben nun, dass Unwohlsein, Krankheit und Unglück, welches sie leiden<br />
müssen, durch die Hantu's verursacht werden, doch aber, dass sie selbst etwas gethan oder unterlassen<br />
haben müssen, bevor der Hantu das Recht hatte, sich an ihnen zu vergreifen. Deshalb betet man auch<br />
nicht zu Tühan um Hülfe, sondern man hält es für eigene Pflicht, sich zu helfen, so gut es geht.<br />
Gegen die gewöhnlichen Hantu's helfen die Päwang's, gegen den Hantu „Degup" aber nicht.<br />
Hält es Tühan für die richtige Zeit, Jemand von der Erde abzurufen, so bekommt ein Hantu die<br />
Macht, denselben zu tödten. Der Hantu „Degup" aber braucht diese besondere Erlaubniss nicht, da er<br />
') [Mal. Tengngah?]<br />
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