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WILDE STAEMME VON MALAKA. •53<br />
Der schielende Hantu späht immerfort um das Haus herum und lauert auf Schabernack; er reizt<br />
das Geflügel und die Hunde an, Speise aus den Hütten') zu holen, w£nn der Herr abwesend ist u. s. w.<br />
B<br />
A das „Towi", an dessen Stiel eine Wachskugel festgel;Iebt ist.<br />
B Sack mit Pädi.<br />
Das Bienenwachs deutet an, dass der örang Hütan frischen Reis lieber isst als alten getrockneten,<br />
was auch meinem') Geschmack entspricht. Man isst mit den Fingern, indem man immer einen Mund<br />
voll zu einem Ball knetet und dann zum Munde führt. Wenn der Reis frisch ist, lässt er-skh zu<br />
einem Ball zusammenbacken, alter aber nicht. Die örang „Blandass" verarbeiten Bienenwachs zu<br />
Lichtern in gleicher Weise und darauf geht die Anspielung: nämlich, dass der geerntete Reis sich in<br />
gleicher Weise kneten lassen<br />
möge, wenn er gekocht ist.<br />
Das dreitägige Sammeln mit sich daran schliessender Darbietung an die Gäste gehört zur<br />
Gastfreundschaft. Eine Unterlassung würde als „schäbig" ') angesehen werden.<br />
Der Abgang dieser ßewirthung darf aus folgenden drei Gründen nicht fortgeworfen werden.<br />
Zunächst, damit die Gäste sehen können, wie viel von der Ernte gesammelt wurde (nach Maassgabe<br />
der Hülsen u. s. w.), und so einerseits die Freigebigkeit des Gastgebers beurtheilen und andererseits sich<br />
vergewissern können, dass er nichts von dem enthülsten Padi zurückbehalten hat. Ferner wird die<br />
Padi-Seele, wenn sie nach ihrer dreitägigen Wanderung zurückkehrt, durch ein Fest bewillkommnet, bei<br />
welchem sie bezaubert wird gegen spätere Beunruhigungen durch einen Hantu. Es würde nun eine<br />
Beleidigung für die Padi-Seele sein, wenn ihre Hülle sofort als werthlos weggeworfen würde und die<br />
Hülsen werden daher zurückbehalten, damit die Padi-Seele sie bei ihrer Rückkehr sehen könne. Ist<br />
sie zurückgekehrt, so werden die Körner der sieben Tangkei oder Aehren in einem Tuch oder Sack<br />
gesammelt und weggehängt, bis sie mit der Hauptsaat vermischt werden sollen, denn in diesen sieben<br />
Tangkei nimmt sie ihren Aufenthalt. Ausserdem hat, wie erwähnt, frischer Reis in gekochtem Zustande<br />
einen starken, eigenthümlichen, sehr lieblichen Duft, welcher altem Reis nicht anhaftet. Wenn<br />
nun die Gäste ankommen, führen sie diese Hülsen an die Nase und athmen den Duft ein, wobei sie<br />
') Das alte „Blanda5s"-Haus hatte keine Thür.<br />
") In Europa kann sich Niemand, der den alten getrockneten Reis geniesst, eine Vorstellung machen von dem wundervollen<br />
Duft und Geschmack des frischen Reis.<br />
') Wollte man die für die Bewirthung der Gäste bestimmte Menge irgendwie schmälern, so hiesse das um einen eng-<br />
liscben, den Sinn genau treffenden Ausdruck zu gebrauchen — „stealing the pence from a blind beggar's hat".<br />
Verüfl'entlichungen. II. 3/4. 20