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Halbinsel Malaka - wilde Staemme

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WILDE STAEMME VON MALAKA.<br />

Seelen der Malaien besondere Höllen existirten, fühlten sie sich doch in Bezug auf die ganze Frage<br />

unsicher.<br />

Von einem Ort zu anderen nächstliegenden wandern wohl die Örang ,,Blandass", getrieben durch<br />

die Bedürfnisse des Lebens, und suchen nach unberührtem Boden, nach Wild nnd Walderzeugnissen,<br />

aber das einhellige Wandern einer ganzen Schaar nach entfernten Orten hat keine andere Veranlassung,<br />

als den Zweck, dem Hantu „Degup" zu entrinnen. Früher kehrten die örang Hütan, wenn<br />

sie einmal eine Gegend aus diesem Grunde verlassen hatten, nie wieder dorthin zurück.<br />

Heutzutage suchen sie freilich wieder die Plätze auf, welche ihre Vorfahren verlassen hatten, aber<br />

die Zeiten haben sich geändert. Malaien und Chinesen haben die Wälder gelichtet und die Hantu's<br />

sind daraus verschwunden. Die Örang Hütan, welche zu den früher verwünschten Stätten zurückkehren<br />

und sich im täglichen Leben mit anderen Rassen mischen, haben mit ihren alten Sitten ihre<br />

alten<br />

Vorstellungen verloren.<br />

Ich spreche aber von den Sitten der alten Geschlechter, deren einzige Heimath der weite und<br />

dunkle Forst war und nicht von dem schmutzigen und entarteten Volk, welches einer Halbkultur anhängt,<br />

welche sie entnervt und ihre alte Unabhängigkeit vernichtet.<br />

Heutigen Tages stehen die Grade der Civilisation weit auseinander. An dem einen Ende der<br />

Skala steht etwa ein örang Möntgra, der lateinisch spricht und schreibt (Erfolg der katholischen<br />

Mission), an dem anderen ein richtiger Hinterwäldler, dessen einzige Ahnung von der Aussenwelt in<br />

dem Pärang ') besteht, der an seinem Gürtel aus Baumrinde hängt.<br />

Ich kehre zu den Hantu's „Degup" zurück. Es giebt unter ihnen Rangklassen ^) , und wie<br />

andere Hantu's (Gruppe 3) wählen sie aus ihrer Mitte vier Führer oder Häupter nach der Sitte der<br />

Lebenden, nämlich: einen ßatin (Häuptling), einen Djönnang (Vertreter des Batin's), einen Djürukörah<br />

und Pönglima. ")<br />

Ich habe oft Stunden lang im Walde nächtlicher Weile auf einem „Blandass"-Grab gesessen und<br />

den Hantu-Ruf: Gup! Gup! Gup! zuweilen dicht neben mir gehört.^) Vermuthlich ist es der Schrei<br />

eines vorüberfliegenden Nachtvogels (der kleinen Eule) oder einer Gekko-Art. Bei Tage habe ich den<br />

Ruf nie vernommen, auch habe ich, wenn ich so wachte, nichts Schlimmeres angetroffen als einen<br />

Tiger.<br />

Nach der Beschreibung der Todes -Symptome eines vom Hantu ,,Degup" Getroffenen ist es mir<br />

wahrscheinlich, dass der Mann unversehens mit blossen Füssen auf eine Schlange getreten war. In<br />

dem Gewirr des Unterholzes ist eine kleine Schlange nicht zu bemerken; bei den vielseitigen Hindernissen,<br />

welche die Vegetation bietet, wird seitens des Mannes, welcher sich mit Gewalt seinen Weg<br />

bahnt, ein Stich als ganz unwesentlich gar nicht weiter beachtet.<br />

Wenn Jemand dem Hantu „Degup" begegnet, rechtzeitig die verkehrt gestellten Füsse wahrnimmt<br />

und dann schnell flieht, so kann er ihm wohl entrinnen, da der Hantu mit seinen verkehrten<br />

Füssen nicht schnell laufen kann. Ueberkommt aber der Hantu den Fliehenden, ohne dass dieser es<br />

bemerkt, so packt er ihn um den Leib und schüttelt ihn, wobei er unsichtbar wird. Der so angegriffene<br />

Mann kann wohl noch ein Stückchen gehen, fällt dann aber todt nieder. Gelingt es ihm,<br />

sich bei der ersten Berührung loszuringen, so gelangt er wohl noch bis in sein Haus, stirbt aber doch<br />

nach kürzerer oder längerer Zeit.<br />

Gegenwärtig, wo es keinen Pawang mehr giebt, der entscheiden könnte, welcher Hantu bei einem<br />

Todesfalle die Hand im Spiele hatte, werden dem Hantu „Degup" oft Todesfälle zur Last gelegt,<br />

für welche sonst andere Hantu's als Urheber galten. Daher wird der Hantu „Degup" mehr als die<br />

anderen gefürchtet.<br />

•) [Stets malaiischen Ursprungs.]<br />

-) Klasse No i hat nur einen Bätin oder Führer, Klasse No. 3 vier Bätin's, welche Norden, Süden, Osten und Westen<br />

regieren (oder in der „Blandass"-Sprache: „Linghoie", „Selätan", „Timor" und „Bärat"). [d. h, malaiisch: Sälätan, Timor, Bärat]<br />

Klasse No. 2 hat keine Häupter.<br />

•*) Im Original: Batin, Jekrat, Jenung, Penglima.<br />

*) [vgl. F. A. Hervey, The £ndau and its Tribularies J. Str. Br. As. Soc. No. 8, 1882 S- in- The noise this species (mal.<br />

Bäong Üüduk, Jakun: B£bap frogj makes is almost unearthly, and quite disagreeable; there is one other sound I noticed in the<br />

jungle at night-time, which, though otherwise different, resembles it in this peculiar way; it is that made by the Hantu<br />

Semambu, which is very weird, consisting of three or four long-drawn notes rising and falling but slightly, but the effect is<br />

impossible to describe, the Jakuns say it is a weather-guide.

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