LÄUFT. Juli/August 2018
LÄUFT. ist das Magazin von laufen.de. Und das sind die Themen dieser Ausgabe: So macht Laufen glücklich – wir lüften das Geheimnis des Runner's High. Ein neues Leben als Läuferin – wie Antje Wensel trotz einer schlimmen Fettstoffwechselstörung durch Namibias Wüste gelaufen ist. Perfekt regenerieren, schneller laufen – wir erklären, warum zu jedem Training auch die entsprechende Erholung gehört.
LÄUFT. ist das Magazin von laufen.de. Und das sind die Themen dieser Ausgabe: So macht Laufen glücklich – wir lüften das Geheimnis des Runner's High. Ein neues Leben als Läuferin – wie Antje Wensel trotz einer schlimmen Fettstoffwechselstörung durch Namibias Wüste gelaufen ist. Perfekt regenerieren, schneller laufen – wir erklären, warum zu jedem Training auch die entsprechende Erholung gehört.
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› DER ARZT, DER LÄUFERN HILFT ‹<br />
—<br />
HOCKEN<br />
IST DAS NEUE<br />
DEHNEN<br />
—<br />
TRAINING<br />
——<br />
FITNESS<br />
↦ Dr. Matthias Marquardt führt eine Praxis, die von<br />
vielen Läufern besucht wird. Was er ihnen bei Problemen<br />
rät, erzählt er in seiner <strong>LÄUFT</strong>.-Sprechstunde.<br />
Diesmal, warum das von vielen gehasste Dehnen lich ganz einfach<br />
eigentist.<br />
Eine Sache meiden Läufer ungefähr so wie der Teufel<br />
das Weihwasser: Beweglichkeitsübungen. Wäsche<br />
zusammenlegen, Steuererklärung, Müll runterbringen,<br />
Zahnarzt, Schwiegermutter besuchen – alles das würden<br />
Läufer lieber tun, als Ihre Muskeln geschmeidig zu<br />
halten.<br />
Okay, okay. Ich erkenne Besserungstendenzen. Vor 10<br />
bis 15 Jahren wurde ich auf Laufseminaren oder in der<br />
Sprechstunde noch müde belächelt, wenn ich auf Dinge<br />
wie Athletik, Beweglichkeit und Stabilisation zu sprechen<br />
kam. Und bat man diese Läufer zum Lauf-Abc auf<br />
den Rasen, so sah das aus, als hätte man den Männergesangsverein<br />
aus Clausthal-Zellerfeld zum Eiskunstlaufen<br />
geschickt.<br />
Heute gibt es ja immerhin schon sowas wie ein Problemverständnis.<br />
Wir sind also vom Erkenntnisproblem<br />
(muss man wirklich dehnen?) zum Umsetzungsproblem<br />
(ich schaff‘ das nicht) gelangt. Soll heißen: Der Marathoni,<br />
der über wiederkehrende Wadenzerrungen und<br />
Achillessehnenprobleme klagt, sieht inzwischen tatsächlich<br />
einen Zusammenhang mit der Tatsache, dass der<br />
Abstand seiner Finger zum Boden bei Vorneigung mit<br />
durchgestreckten Knien etwa 50 Zentimeter beträgt.<br />
Einzig: Das verflixte Dehnen will einfach nicht in seinen<br />
Alltag passen. Was also tun? Manchmal hilft der Blick<br />
auf junge, innovative Sportarten wie Cross-fit. Die machen<br />
z.B. tiefe Kniebeugen. Damit das überhaupt klappt,<br />
machen die „Mobility“. Hocken zum Beispiel. Tiefes<br />
Hocken? War früher im Fitnessstudio und beim Physio-<br />
therapeuten noch verboten. Obgleich es eine natürliche<br />
Bewegung ist. Dehnt höchst effektiv den unteren Rücken<br />
und die Wade. Machen die Asiaten auf der Straße. Die<br />
tiefe Hocke wird daher auch Saigon-Hocke oder asiatische<br />
Hocke genannt. Während das, was du da gerade<br />
mit schmerzverzerrtem Gesicht vor dem Spiegel auf den<br />
Zehenspitzen versuchst, eine so genannte europäische<br />
Krampfhocke ist.<br />
Irgendwann wurde mir schlagartig klar: Hocken ist das<br />
neue Dehnen! Denn Hocken ist einfach. Hocken nervt<br />
nicht. Es ist entweder eine gewisse sportliche Herausforderung<br />
(das mögen wir ja!) oder kann eben nebenbei<br />
beim Zähneputzen erledigt werden. Und man kann es<br />
überall machen: An der Bushaltestelle, in der Intervallpause<br />
beim Laufen, im Teammeeting (okay, vielleicht).<br />
So wirst du ganz nebenbei geschmeidig wie eine Katze.<br />
Ich hocke immer dann, wenn ich Achillessehnen- und<br />
Fersensporne mit Stoßwelle behandle. Erfreulicherweise<br />
sehen mich die Patienten nicht, wenn ich mit Gehörschutz<br />
in tiefer Hocke hinter der Liege kauere. Das sieht<br />
gewöhnungsbedürftig aus, aber meine Waden sind seitdem<br />
geschmeidig wie die einer Katze. Mindestens. Und?<br />
Wo hockst du?<br />
Unser Experte<br />
Dr. Matthias Marquardt ist einer der bekanntesten Sportmediziner in Deutschland. Der Internist hat sich auf Check-up-Medizin und<br />
die Behandlung von Sehnenerkrankungen bei Sportlern spezialisiert. Elf Bücher zu Fragen des Laufsports und der Sportmedizin hat er verfasst.<br />
Sein Buch „Die Laufbibel“ ist ein Bestseller und lässt kaum eine Frage zu Training, Ernährung und Gesundheit bei Läufern unbeantwortet.<br />
In seiner „Sprechstunde“ in unserem Magazin behandelt er auf unterhaltsame Art Themen, die ihm im Alltag in der eigenen Praxis in Hannover<br />
immer wieder begegnen.<br />
www.doktor-marquardt.de & www.marquardt-running.com<br />
57 ——— <strong>LÄUFT</strong>.