LÄUFT. Juli/August 2018
LÄUFT. ist das Magazin von laufen.de. Und das sind die Themen dieser Ausgabe: So macht Laufen glücklich – wir lüften das Geheimnis des Runner's High. Ein neues Leben als Läuferin – wie Antje Wensel trotz einer schlimmen Fettstoffwechselstörung durch Namibias Wüste gelaufen ist. Perfekt regenerieren, schneller laufen – wir erklären, warum zu jedem Training auch die entsprechende Erholung gehört.
LÄUFT. ist das Magazin von laufen.de. Und das sind die Themen dieser Ausgabe: So macht Laufen glücklich – wir lüften das Geheimnis des Runner's High. Ein neues Leben als Läuferin – wie Antje Wensel trotz einer schlimmen Fettstoffwechselstörung durch Namibias Wüste gelaufen ist. Perfekt regenerieren, schneller laufen – wir erklären, warum zu jedem Training auch die entsprechende Erholung gehört.
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Wie die Mutter, so die Tochter<br />
1996 lief Katrin Dörre-Heinig bei den Olympischen Spielen in Atlanta als Vierte nur knapp an einer Medaille vorbei. Die hatte sie acht Jahre vorher in Seoul<br />
gewonnen. Ihre Tochter Katharina feierte einen ihrer größten Erfolge im vergangenen Herbst, als sie beim Frankfurt-Marathon Deutsche Meisterin wurde<br />
Das Wissen über Leistungsdiagnostik<br />
und Belastungssteuerung der früheren<br />
Spitzenläuferin kommt nun auch den<br />
von der Bundestrainerin betreuten Athleten<br />
zugute. „Die Pulswerte bei Belastung<br />
sind nur eine von vielen Größen.<br />
Bei kaum einem Langstreckenläufer<br />
ergeben die Pulswerte allein Aufschluss<br />
über die Belastung. Bei Katharina zum<br />
Beispiel passt das mit der Messung zum<br />
Beispiel überhaupt nicht, da sind die<br />
Laktatwerte viel exakter“, weiß Laufcoach<br />
Katrin Dörre-Heinig.<br />
HOCHMODERNE TRAININGS-<br />
STEUERUNG<br />
Mit modernen Laktatmessgeräten,<br />
kaum größer als ein Smartphone,<br />
hat die Trainerin binnen 15 Sekunden<br />
ein verwertbares Ergebnis zur<br />
Belastungssteuerung. Die schnelle<br />
Anpassung und Umsetzung im Training<br />
kann über Erfolg und Misserfolg<br />
entscheiden und auch Verletzungen<br />
vorbeugen. Dörre-Heinig: „Es geht vor<br />
allem darum, die Muskelzelle nicht zu<br />
zerstören. Das passiert aber, wenn die<br />
Laktatwerte aufgrund von zu intensiver<br />
Belastung ständig zu hoch sind.“<br />
Wenn Katrin Dörre-Heinig vom Training<br />
der 8oer- und 90er-Jahre erzählt,<br />
dann wird schnell klar, es war nicht<br />
allein die Kilometerbolzerei, die zu<br />
Weltklasse-Marathonzeiten führte.<br />
Fast alle Trainingsmethoden, die jetzt<br />
– 40 Jahre später – noch bei Höchstleistungsläufern<br />
angewendet werden,<br />
waren auch damals schon im Einsatz.<br />
„Wir haben schon früher nicht nur<br />
Laufkilometer abgespult. Grundvoraussetzung,<br />
um bei den hohen Trainingsumfängen<br />
verletzungsfrei zu<br />
bleiben, ist ein breit angelegtes Training.<br />
Ich habe sehr viel unspezifisch<br />
trainiert: Stabi-Training, Skilaufen<br />
im Winter, Radfahren, Schwimmen,<br />
Aqua-Jogging, gezieltes Krafttraining,<br />
viel Gymnastik und Lauf-ABC, immer<br />
geht es um eine möglichst ganzheitliche<br />
Ausbildung und eine hohe Rumpfstabilität.<br />
All das rate ich auch dringend<br />
den heutigen Läuferinnen und<br />
Läufern, wenn sie Erfolg im Marathon<br />
haben wollen.“<br />
Ein weiteres Erfolgsrezept war und ist<br />
noch immer das Hypoxietraining. Zu<br />
DDR-Zeiten fand das Höhentraining<br />
zur Steigerung der Ausdauerfähigkeit<br />
in Mexiko, Äthiopien, in Bulgarien<br />
oder aber in der Unterdruckkammer<br />
in Kienbaum statt, 40 Kilometer<br />
östlich von Berlin. Heute fliegen<br />
Heerscharen von Spitzenläufern in<br />
die Höhe von Kenia, den USA oder<br />
auch Südafrika. Der Effekt, den sich<br />
die Langstreckler davon versprechen,<br />
ist der gleiche: Leiden in der Höhe für<br />
Höchstleistungen im Flachland bei<br />
den deutlich tiefer gelegenen Citymarathons<br />
in den Metropolen der Welt.<br />
PROBLEME IM HÖHEN-<br />
TRAINING<br />
Doch nicht immer führt so ein Training<br />
sofort zum Erfolg. „Ich habe das<br />
in Kienbaum zweimal ausprobiert.<br />
Jedes Mal hatte ich große Kreislaufprobleme,<br />
das war nichts für mich“,<br />
erinnert sich Katrin Dörre-Heinig an<br />
die „Folterkammer“ des Ostens und<br />
führt weiter aus, „ich bin lieber in der<br />
Höhe von 2000 Metern in Belmeken<br />
in Bulgarien gelaufen. Immer ganz<br />
langsam. In der Höhe ging bei mir gar<br />
nix.“ Doch der Leistungssprung kam<br />
dann immer zwei, drei Wochen nach<br />
dem Höhentrainingslager. Auf die<br />
Methode „Leiden in der Höhe – Bestleistung<br />
im Tal“ setzt auch Tochter<br />
Katharina mit Aufenthalten in Kenia<br />
und Südafrika. Und auch bei ihr klappt<br />
es mit zu hohen Intensitäten nicht:<br />
„Grundlagen-Training geht gut, viel<br />
mehr aber auch nicht. Hier Zuhause<br />
habe ich bei ruhigen Dauerläufen<br />
einen Schnitt zwischen 4:15 und 4:30<br />
Minuten pro Kilometer. In Kenia komme<br />
ich bei normalen Dauerläufen nur<br />
auf einen Fünfer-Schnitt.“ Eine Lehre<br />
hat sie bereits gezogen: „Ich werde<br />
keine Wettkämpfe mehr direkt nach<br />
der Rückkehr aus der Höhe laufen, das<br />
funktioniert nicht.“ ↦<br />
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