LÄUFT. Juli/August 2018
LÄUFT. ist das Magazin von laufen.de. Und das sind die Themen dieser Ausgabe: So macht Laufen glücklich – wir lüften das Geheimnis des Runner's High. Ein neues Leben als Läuferin – wie Antje Wensel trotz einer schlimmen Fettstoffwechselstörung durch Namibias Wüste gelaufen ist. Perfekt regenerieren, schneller laufen – wir erklären, warum zu jedem Training auch die entsprechende Erholung gehört.
LÄUFT. ist das Magazin von laufen.de. Und das sind die Themen dieser Ausgabe: So macht Laufen glücklich – wir lüften das Geheimnis des Runner's High. Ein neues Leben als Läuferin – wie Antje Wensel trotz einer schlimmen Fettstoffwechselstörung durch Namibias Wüste gelaufen ist. Perfekt regenerieren, schneller laufen – wir erklären, warum zu jedem Training auch die entsprechende Erholung gehört.
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Die Ärzte rieten ihr, sich mit der<br />
Diagnose abzufinden, nicht mehr<br />
an Wettkämpfen teilzunehmen und<br />
Kompressionsstrümpfe zu tragen.<br />
Doch Antje ließ sich nicht von ihrem<br />
Wüstenlauftraum abbringen. Sie<br />
wollte sich nicht von ihrem Körper<br />
einschränken lassen. „Es hatte doch<br />
vorher auch funktioniert. Diese fiese<br />
Krankheit würde mich nicht zu Boden<br />
werfen. Ich brauchte keine Demotivation.<br />
Ich brauchte Lösungen“, sagt sie.<br />
Andere Erkrankte zwingen sich täglich<br />
in Kompressionsbekleidung, die Taucheranzügen<br />
ähneln. Oder unterziehen<br />
sich ein Leben lang Lymphdrainagen.<br />
Das kam für Antje Wensel nicht infrage.<br />
Sie erkundigte sich nach möglichen<br />
Operationen und stellte entsetzt fest,<br />
dass eine Absaugung des krankhaften<br />
Fetts aus den betroffenen Körperregionen<br />
über 20.000 Euro kosten sollte.<br />
Weil der Eingriff als Schönheits-OP<br />
gilt, werden die Kosten nicht von der<br />
Krankenkasse übernommen.<br />
Für Antje brach eine Welt zusammen.<br />
Schließlich quälte sie sich nicht nur<br />
mit einem Zuviel an Kilos, die sie trotz<br />
aller Bemühungen niemals loswerden<br />
würde, sie litt auch unter Schmerzen<br />
und Druckempfindlichkeit in den<br />
Extremitäten. Außerdem würden ihre<br />
Gelenke aufgrund des Gewichts stetig<br />
mehr abgenutzt werden. Sie beschloss,<br />
das Rennen in Namibia durchzuziehen<br />
und erst danach eine Entscheidung zu<br />
treffen, wie es weitergehen sollte.<br />
In Namibia erlebte sie dann im Mai<br />
2017 eine hochemotionale Woche,<br />
in der sie kämpfte, litt und schrie.<br />
Mit über 100 Läufern ist sie bis zu 81<br />
Kilometer am Tag durch die sengende<br />
Hitze gelaufen. „Ich habe gespürt,<br />
zu was der Körper in der Lage ist“,<br />
erzählt sie und man spürt die Euphorie,<br />
die das noch fast ein Jahr danach<br />
bei ihr auslöst. Dass sie keine typische<br />
Läuferfigur hat, war in der Wüste ganz<br />
egal. Sie hatte hart trainiert und konnte<br />
marschieren. Laufen können unter<br />
diesen Bedingungen die wenigsten. In<br />
der Hitze schwollen zwar ihre Beine<br />
noch mehr an und ihre Beschwerden<br />
wurden schlimmer, aber sie gab nicht<br />
auf. Dass sich dadurch die Krankheit<br />
entscheidend verschlimmern könnte,<br />
hat sie nie befürchtet. Sie war ja<br />
trotz ihres Handicaps trainiert ins<br />
Rennen gegangen. „Ich habe gelernt,<br />
auf meinen Körper zu hören“, sagt sie,<br />
„den Raubbau, den ich in den ersten<br />
Wochen als Läuferin betrieben habe,<br />
werde ich nicht wiederholen.“ Und in<br />
Namibia ist dann auch die Entscheidung<br />
gereift, das Geld in die nötigen<br />
Operationen zu investieren. Antje<br />
Wensel hat nämlich noch viel größere<br />
Laufpläne. „Ich bin mittlerweile mit<br />
allen drei OPs durch“, erzählt sie. Die<br />
Proportionen vom Oberkörper zum<br />
Unterkörper passen jetzt zusammen.<br />
„Allerdings muss ich mich erstmal<br />
an das neue Körpergefühl gewöhnen<br />
und mir neue Klamotten zulegen.“<br />
Und dann will sie wieder in die Wüste<br />
aufbrechen. Ende <strong>Juli</strong> startet ein Etappenlauf<br />
in der Mongolei, der „Gobi<br />
March“. Da will sie dabei sein. Und in<br />
ein paar Jahren hält sie auch 500 Kilometer<br />
durch die Wüste für möglich.<br />
Getreu ihrem Motto, das sie immer begleitet<br />
hat und dem sie auch im neuen<br />
Leben ohne Übergewicht treu bleiben<br />
will: „Du kannst, wenn du willst.“<br />
Das Buch von Antje Wensel<br />
„Du kannst, wenn du willst.“ Antje Wensels (Läufer)-Biografie<br />
trägt den Titel ihres Lebensmottos.<br />
Es ist die Geschichte einer Frau, die das Laufen<br />
liebt und die sich von Rückschlägen und Handicaps<br />
nicht unterkriegen lässt. Ganz fokussiert<br />
konzentriert sie sich auf das, was sie erreichen<br />
will. Mit dieser Leistung und mit ihrer Art ist sie allen<br />
Läufern ein Vorbild. Das Buch ist im Delius sing Verlag erschienen. 160 Seiten | 22,90 Euro,<br />
ISBN: Kla-<br />
978-3-667-11268-2