LÄUFT. Juli/August 2018
LÄUFT. ist das Magazin von laufen.de. Und das sind die Themen dieser Ausgabe: So macht Laufen glücklich – wir lüften das Geheimnis des Runner's High. Ein neues Leben als Läuferin – wie Antje Wensel trotz einer schlimmen Fettstoffwechselstörung durch Namibias Wüste gelaufen ist. Perfekt regenerieren, schneller laufen – wir erklären, warum zu jedem Training auch die entsprechende Erholung gehört.
LÄUFT. ist das Magazin von laufen.de. Und das sind die Themen dieser Ausgabe: So macht Laufen glücklich – wir lüften das Geheimnis des Runner's High. Ein neues Leben als Läuferin – wie Antje Wensel trotz einer schlimmen Fettstoffwechselstörung durch Namibias Wüste gelaufen ist. Perfekt regenerieren, schneller laufen – wir erklären, warum zu jedem Training auch die entsprechende Erholung gehört.
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› HALBMARATHON MIT<br />
—<br />
DOPPEL-BABYJOGGER ‹<br />
EINE SCHNELLE<br />
LAUF-MAMA<br />
—<br />
Text: Marie Arens | Fotos: Isaak Papadopoulos, privat<br />
↦ Bombastische Stimmung, jubelnde<br />
Zuschauer an den Absperrgittern<br />
– und eine Frau mit einem<br />
Doppel-Babyjogger ganz allein an<br />
der Startlinie. Beim Frankfurter<br />
Mainova Halbmarathon am 11.<br />
März durfte Kerstin Bertsch vor<br />
allen anderen starten. Und das<br />
nicht ohne Grund: Sie wollte einen<br />
Eintrag in das Guinness Buch der<br />
Rekorde erzielen.<br />
Laufen musste sie alleine, aber ohne<br />
zwei andere Personen wäre der<br />
Rekordversuch unmöglich gewesen:<br />
Ohne Tochter Johanna-Sophie und<br />
Sohn Emil, vier und drei Jahre alt, im<br />
Doppel-Babyjogger vorneweg, eingepackt<br />
in warme Decken und versorgt<br />
mit Frühstück und Bilderbüchern.<br />
Die Vorgabe: In unter einer Stunde<br />
und neununddreißig Minuten<br />
musste das Dreiergespann aus Heusenstamm<br />
auf drei Rädern und zwei<br />
Beinen im Ziel eingetroffen sein,<br />
dann hätte es den weltweiten Halbmarathon-Rekord<br />
mit Doppel-Babyjogger<br />
geknackt. Und dazu bedurfte<br />
es noch der von Guinness geforderten<br />
Foto- und Videobeweise, die von<br />
einer Kamera am Alu-Jogger und<br />
Kerstins Ehemann Simon aufgenommen<br />
wurden. Außerdem begleitete<br />
Kerstin auf der kompletten Strecke<br />
ein Laufzeuge.<br />
WENN MÄNNER<br />
DEN „BIBABUTZEMANN“<br />
SINGEN<br />
Das Radio hatte vorab über Kerstin<br />
Bertschs Vorhaben berichtet, und so<br />
waren viele Zuschauer zum Anfeuern<br />
gekommen. „Das Wetter und die<br />
Stimmung waren bombastisch, ich<br />
hatte Gänsehaut“, sagt Kerstin über<br />
die Atmosphäre in Frankfurt. Auch<br />
die Mitläufer seien der Wahnsinn<br />
gewesen. Als sie eine Männergruppe<br />
überholten, sangen die Männer „Es<br />
tanzt ein Bibabutzemann“ für die<br />
Kids. „Das hat mich so motiviert“,<br />
sagt die 29-Jährige.<br />
Eigentlich sei der Rekordversuch auf<br />
Tochter Johannas Mist gewachsen.<br />
Die Vierjährige hatte sich beschwert,<br />
sie wolle auch mal ein echtes<br />
Rennen miterleben und nicht nur<br />
als Trainingspartner neben ihren<br />
Geschwistern im Wagen mitfahren –<br />
auf den Trainingsrunden ist nämlich<br />
auch noch der einjährige Toni dabei.<br />
Daraufhin erkundigte sich Kerstin<br />
nach möglichen Läufen und stieß dabei<br />
auf den bis dato gültigen Weltrekord,<br />
der zu diesem Zeitpunkt noch<br />
bei 1:47 Stunden lag. Dass sie diesen<br />
leicht knacken könnte, motivierte sie<br />
noch mehr, Johannas Idee in die Tat<br />
umzusetzen. Doch die Suche nach<br />
einem geeigneten Lauf mit Babyjogger<br />
gestaltete sich schwieriger als<br />
gedacht. „Viele Veranstalter stellen<br />
sich quer. Doch beim Frankfurter<br />
Halbmarathon waren sie sehr entgegenkommend<br />
und haben jede meiner<br />
Bitten erfüllt. Durch den Rekordversuch<br />
gab es viele Auflagen und viel<br />
zu organisieren. Ohne ihre Mithilfe<br />
hätte ich den Rekord nicht aufstellen<br />
können. Ich bin ihnen so dankbar!“<br />
DRUCK VOR DEM RENNEN<br />
Zwei Tage vor dem Rennen erfuhr<br />
Kerstin allerdings, dass der bislang<br />
gültige Rekord von einer US-Amerikanerin<br />
gebrochen und auf 1:39<br />
Stunden gedrückt worden war; das<br />
setzte sie plötzlich unter Druck.<br />
Nun musste sie pro Kilometer eine<br />
Zeit von 4:40 statt 5:05 Minuten<br />
laufen, um die neue Zeit zu toppen.<br />
Im Training war sie aufgrund des<br />
stürmischen Januar-Wetters und<br />
des Schneematschs selten unter die<br />
5-Minuten-Marke gekommen. Doch<br />
das Training gegen die Sturmwand<br />
und das zusätzliche Gewicht des<br />
dritten und jüngsten Mitfahrers,<br />
Toni, der nur im Training mit von<br />
der Partie war, zahlten sich aus.<br />
Nach dem ersten Kilometer, den<br />
Kerstin ohne größere Anstrengung<br />
und deutlich unter der vorgenommenen<br />
Zeit lief, wusste sie, dass sie es<br />
schaffen würde. Auch die zwei Kids<br />
im Jogger merkten, dass ihre Mutter,<br />
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