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Quality Engineering 04.18

Themen additive Fertigung, Big Data, Spanntechnik und Management mit Branchenschwerpunkten Werkzeugbau sowie Verpackung. Sonderteil zum 5. Quality Engineering Innovationsforum Stuttgart

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Sonderteil zum 5. Quality Engineering Innovationsforum Stuttgart

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:: Titelthema<br />

Ergebnis der Inspektion eines 1200 mm langen Teils.<br />

Die Bereiche am Bauteil können unterschiedlich ausgewertet<br />

werden. Sie erlauben Rückschlüsse auf die<br />

Verformung und Maßhaltigkeit des Prüflings wie<br />

auch die visuelle Stärke von Oberflächendefekten<br />

Diese und zahlreiche weitere freigeformte 3D-Sichtbauteile lassen sich inline mit dem neuartigen<br />

Machine-Vision-System von PCCL auf Fehler prüfen. Die Teile im Bild sind von Wittmann<br />

Battenfeld, Schöfer, Payer und PCCL Bilder: PCCL<br />

Ausgezeichnetes System<br />

Für das erste „Künstliche Auge“, das bei der Prüfung<br />

der Oberflächen der menschlichen Wahrnehmung<br />

entspricht, wurde der Autor dieses Beitrags, Dieter P.<br />

Gruber, 2014 zum „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie<br />

Forschung gewählt. Im September dieses Jahres<br />

wurde das Projekt „Neues High-Speed Verfahren<br />

für die Qualitätsinspektion von 3D-Bauteilen“ des Polymer<br />

Competence Center Leoben (PCCL) nun mit dem<br />

Wirtschaftspreis des Landes Steiermark ausgezeichnet.<br />

mungsgrenze im einstelligen Mikrometerbereich erfasst<br />

werden.<br />

Einen besonderen Schwerpunkt der PCCL-Innovation<br />

stellen neue Methoden der künstlichen Intelligenz dar,<br />

die speziell für das Auswerten der 3D-Flächendaten entwickelt<br />

wurden. Die KI muss unterschiedliche Krümmungsverhältnisse<br />

der Oberflächen und damit ein in<br />

unterschiedlichen Variationen auftretendes Lichtreflexionsverhalten<br />

berücksichtigen. Die implementierten<br />

Methoden setzen dabei auf augmentierte (künstlich erweiterte)<br />

Datensätze, mit deren Hilfe die künstlichen<br />

neuronalen Netze beispielsweise darauf trainiert werden,<br />

erlaubte Oberflächenanomalien von nicht erlaubten,<br />

fehlerartigen zu unterscheiden.<br />

Das Ergebnis dieses Trainings ist eine präzise Klassifizierung<br />

von „Gutteilen“ und „Defektteilen“. Die Folge ist<br />

eine Steigerung der Gutteil-Ausbeute, da in der aktuellen<br />

Praxis grenzwertige Gutteile eher verworfen werden,<br />

um unter allen Umständen den „Schlupf“ von defekten<br />

Bauteilen zu vermeiden. Die genauere Klassifizierung<br />

hat eine beträchtliche Ersparnis an Zeit, eingesetztem<br />

Material und Energie zur Folge. Der ökologische<br />

Fußabdruck pro verkauftem Bauteil wird reduziert.<br />

Als Beispiel sei der Fall der In-mold-design-Teile (IMD)<br />

genannt, bei welchen eine transparente Folie mit einem<br />

Dekormuster bedruckt, in die Form des Bauteils gebracht<br />

und letztlich in einem Spritzgießprozess mit einem<br />

Thermoplast zum fertigen Sichtbauteil hinterspritzt<br />

wird. Diese Bauteile können auch innerhalb einer<br />

Serie deutlich variieren. Gründe können ein variierendes<br />

Oberflächenreflexionsverhalten sein, aber auch die unterschiedliche<br />

Lage des Ober flächenmusters auf den<br />

gekrümmten Flächen. Das Inspektionssystem muss daher<br />

diese Strukturveränderungen von Defekten zuverlässig<br />

unterscheiden können.<br />

Das PCCL-Inspektionssystem detektiert und mappt<br />

(lokalisiert) die Fehler und gibt deren visuell wirksame<br />

Ausprägungsstärke als Zahlenwert aus. Die Ergebnisse<br />

werden in einem Ausgabebild als detektierte Defektstruktur<br />

oder farbkodiert (heatmap) ausgegeben. Eines<br />

der Bilder zeigt als Beispiel das Ergebnis der Inspektion<br />

eines 1200 mm langen Bauteils. Die detektierten Störungen<br />

ermöglichen Rückschlüsse auf die Verformung<br />

des gesamten Prüflings, dessen Maßhaltigkeit und auf<br />

die visuelle Stärke von Oberflächendefekten. Sie erlauben<br />

auch eine Fehlervorhersage, um Defektteile bereits<br />

vor teuren Produktionsschritten, wie zum Beispiel einer<br />

Metallisierung oder einer Lackierung, auszusondern.<br />

Qualitätsdaten steuern den Prozess<br />

Ein weiterer Nutzaspekt ist das Optimieren der Produktionsprozesse,<br />

um die Zahl an defekten Teilen zu reduzieren<br />

und den Material- und Energieeinsatz zu minimieren.<br />

Ein vernetztes System ermöglicht es, Prozessvariablen<br />

(wie Maschinen-Einstellparameter und über<br />

Sensoren erfasste Produk tionsparameter) in Echtzeit<br />

mit Qualitäts parametern des resultierenden Produktes<br />

zu verbinden. Die vernetzte Rückführung der Qualitätsdaten<br />

in den Prozess (Data Backfeeding) eröffnet neue<br />

Möglichkeiten für Prozessanalyse, -steuerung und -optimierung.<br />

So lassen sich Prozesse durch Verwenden von Qualitätsinformationen<br />

der produzierten Teile besser einstellen<br />

und mittels einer selbst-intelligenten Prozessüber-<br />

24 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> 04.2018

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