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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 87 · 1 3./14. April 2019 – S eite 17<br />
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Berlin<br />
AM WOCHENENDE<br />
Karriere-Kampf:<br />
Wieman Boygroup-Star wird<br />
Schönes Wochenende Seite 19<br />
Kampf-Kunst:<br />
Wieman Karate lernt<br />
Berlin bewegt sich Seite 20<br />
Mehr als<br />
Curry<br />
BERLIENR ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
Inzwischen freue ich mich immer<br />
häufiger auf indische Küche.<br />
Soeben komme ich aus<br />
dem Bombay Café Bunty’s zurück.<br />
Lustigerweise hatte mich just<br />
in dem Moment, als mir mein Thali<br />
Butter Chicken serviert wurde, ein<br />
Bekannter angerufen. Als er hörte,<br />
wo ich bin, rief er begeistert: „Im<br />
Bunty’s? Das ist der Lieblingsladen<br />
meiner Frau und mir. Dabei mögen<br />
wir eigentlich kein indisches Essen.“<br />
Mirgeht es da ähnlich, und in diesem<br />
kleinen Wörtchen „eigentlich“<br />
steckt die ganzeGeschichte.Die Lust<br />
auf Curryaromen war leider in der<br />
Vorstellung oft viel besser als das<br />
sahnige, mit Gewürzmischungen<br />
übertünchte billige<br />
Hühnerfleisch, das<br />
mir bei Indern serviertwurde.<br />
Doch zum Glück<br />
hat sich in Berlin seit<br />
einiger Zeit eine<br />
neue Generation<br />
von Köchen aufgemacht,<br />
mit solchen<br />
Verallgemeinerungen<br />
aufzuräumen,<br />
die nie ganz falsch,<br />
aber auch nie ganz richtig sind.<br />
Leute wie Suhasish Chakraborty, ein<br />
freundlicher Mann, der sich der Einfachheit<br />
halber Bunty nennt und der<br />
Inhaber vomBombay Café ist.<br />
Im Herbst vergangenen Jahres<br />
hat er es in Charlottenburgeröffnet,<br />
um zusammen mit seinem Küchenchef<br />
Rajbir Singh seine Version von<br />
modernen Gerichten zu präsentieren,<br />
wie sie in Indien und Metropolen<br />
wie London zu finden sind. Als<br />
Kind, sagt Bunty, sei er mit indischem<br />
Street Food aufgewachsen,<br />
später hat er in London studiert, um<br />
dann ein Fünf-Sterne-Spahotel in<br />
Indien zu managen.<br />
Das Bombay Café ist ein Laden<br />
mit entspanntem Bistrofeeling, ganz<br />
ohne bunte Schirmchen und Elefanten.<br />
Vonder Street-Food-Kultur geprägt<br />
sind vorallem die Speisen. Für<br />
meinen Geschmack steht noch zu<br />
viel auf der Karte, sie wurde gerade<br />
neu entworfen und bietet neben verzichtbaren<br />
Bekannten wie Samosas,<br />
Lamm Rogan Josh und klassischen<br />
Currys auch viel Unbekanntes aus<br />
den verschiedensten indischen Regionen.<br />
Etwa Hoppers, eigentlich ein<br />
Frühstück aus Sri Lanka, bei dem<br />
knusprige Reismehlpfannkuchenschälchen<br />
mit über Nacht gekochtem<br />
Lammfleisch befüllt werden.<br />
Oder Bunny Chow, einausgehöhltes<br />
Brot, in das ein Huhn-Currykommt.<br />
Unbedingt empfehlen kann ich<br />
auch die Chaats. Das sind herzhafte<br />
Snacks, die in Indien auf der Straße<br />
AUFGETISCHT<br />
Tina Hüttl<br />
war im BombayCafé Bunty’s.<br />
verkauft werden und wahre Geschmacksbomben<br />
sind. Typisch ist<br />
etwa ein leicht salziger, vor allem<br />
aber süßlicher Chaat aus gewürfelten<br />
Süßkartoffeln und mit Minz-<br />
Chutney, süßem Quark, Chilis und<br />
Limettensaft abgeschmeckt. Beim<br />
Grünkohl-Chaat sind zarte Grünkohlblätter<br />
in einer ebenso zarten<br />
Tempura-Schicht frittiertworden, so<br />
dass es knuspert, aber nicht fettig<br />
tropft. Kontrastiert wird der salzige<br />
Snack mit einer Tamarindensoße,<br />
Granatapfelkernen –und leider auch<br />
mit einer störenden Industrie-Mayo.<br />
Um sich deutlich von den vielen<br />
Indern der Stadt abzuheben, sollten<br />
die neuen indischen<br />
Bleibtreustr.<br />
Savignyplatz<br />
Goethestr.<br />
Bombay Café Bunty’s<br />
Grolmannstr.<br />
Gastronomen bei<br />
den Zutaten lieber<br />
keine Kompromisse<br />
machen. Beim Bombay<br />
Café Bunty’s<br />
schmeckt man den<br />
Anspruch, er könnte<br />
aber meiner Meinung<br />
nach noch rigoroser<br />
sein.<br />
Den schlechten,<br />
mit Minz-Mayo-<br />
Dressing verkleisterten<br />
Beilagensalat,<br />
der mir zu meinem Kichererbsencurry,<br />
Linsen-Dal und einem Delhi<br />
Butterhuhn-Curry serviert wird,<br />
könnte man einfach weglassen. Dafür<br />
hätte ich gerne mehr vom wunderbar<br />
luftigen Reis und dem ballonartigen<br />
Bhatura-Brot – beides mit<br />
leicht buttriger Note.Das Kichererbsencurry<br />
ist ebenfalls große Kunst.<br />
Man schmeckt, dass hier frisch gemahlene<br />
Gewürze einzeln zu verschiedenen<br />
Zeitpunkten dazugegeben<br />
wurden.<br />
Mehr Fokus auf wenige, aber besondere<br />
Spezialitäten, deren Zubereitung<br />
und Produkte perfektioniert<br />
werden –ich glaube,das ist der Weg,<br />
um noch mehr Menschen von der<br />
indischen Küche zu überzeugen.<br />
BombayCafé Bunty’s Knesebeckstr.18, Charlottenburg.<br />
Di–Fr12–23 Uhr,Sa–So 17–23 Uhr.<br />
Vorspeisen kosten 5,90–20,90Euro,<br />
Hauptgerichte 13,90–21,90 Euro,Naan,<br />
Bhaturaund Brot 3,90–5,90Euro.<br />
Knesebeckstr.<br />
Carmerstr.<br />
Kantstr.<br />
CHARLOTTENBURG<br />
50 m<br />
BLZ/HECHER<br />
Bei indischer Küche ist Tina Hüttl<br />
eher skeptisch. Kann das Bombay Café<br />
Bunty’ssie mit seinem anspruchsvollen<br />
Street Food überzeugen?<br />
Familienausflug<br />
Bis zur<br />
Explosion<br />
VonBarbaraWeitzel<br />
Das kleine Mädchen mit den ungestümen<br />
Locken weiß genau,<br />
was es will –auch wenn es seine Forderungen<br />
als Fragen formuliert:<br />
„Kannst du dich bewegen wie ein<br />
Blatt im Wind? Kannst du tanzen wie<br />
ein Roboter? Kannst du dein Kinderzimmer<br />
tanzen?“ Adressat der Anweisungen,<br />
die das Kind von einem<br />
großen Bildschirm spricht, ist ein<br />
leibhaftiger Tänzer. Und der?<br />
Schlängelt, wirbelt, steppt, verbiegt<br />
und verausgabt sich. Gibt alles.<br />
Tanzen wie ein Blatt im Wind? Wie ein Roboter?<br />
RENE LÖFFLER<br />
Selbst wenn er unterbrochen wird.<br />
Denn während er noch „tanzt und<br />
dabei guckt, was er tanzt und wie er<br />
tanzt“, ruft das Mädchen „Stopp!“<br />
und fordert: Explodiere!<br />
Und der Tänzer explodiert. Das<br />
sieht, wie vieles, was er mit seinem<br />
Körper anstellt, sehr lustig aus, aber<br />
auch die Poesie kommt bei der eigenwillig-schönen<br />
Choreografie<br />
„Wenn der Körper spricht“ nicht zu<br />
kurz. Bald bewegen sie sich gemeinsam,<br />
das Mädchen und der Tänzer,<br />
und sie sagt: „Wenn mein Körper<br />
tanzt, dann lacht er so, dass alle anderen<br />
sich schön fühlen.“ Diesen<br />
Satz nimmt man wie einen Schatz<br />
aus dem Abend mit den Tanzkomplizen,<br />
der ein Geschenk ist. Und<br />
weiß danach auch genau, was man<br />
will: Tanzen. Explodieren. Lachen.<br />
Wenn derKörperspricht DieTanzkomplizen in<br />
der Schillertheater-Werkstatt, Bismarckstr.110,<br />
Charlottenburg.So17Uhr,Eintritt12Euro, Kinder<br />
bis18Jahre 6Euro. Ab 6Jahre