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Berliner Zeitung 13.04.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 87 · 1 3./14. April 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Holpriger Start<br />

für den<br />

neuen Golf<br />

Probleme mit<br />

Software und Elektronik<br />

Von Stefan Winter<br />

VWwill mit dem nächsten Golf<br />

Maßstäbe in der Elektronik setzen.<br />

Die Aufgabe hat der Konzern<br />

aber offenbar unterschätzt: Es gebe<br />

„massive Schwierigkeiten“ mit Software<br />

und Elektronik des neuen Modells,hieß<br />

es am Freitag in Konzernkreisen.Die<br />

Produktion werde zwar<br />

wie vorgesehen im Sommer beginnen,<br />

aber deutlich langsamer als geplant.<br />

Im Herbst soll das Auto öffentlich<br />

präsentiert werden. Aber nur<br />

rund 12000 Golf der achten Generation<br />

dürften in der zweiten Jahreshälfte<br />

vonden Bändernrollen.<br />

Für Wolfsburger Verhältnisse seien<br />

das „lächerliche Stückzahlen“,<br />

sagt ein Insider. Nach einem Bericht<br />

des „Spiegels“ waren für den Rest des<br />

Jahres eigentlich 80000 Autos geplant,<br />

auf dem Höhepunkt des Modellzyklus<br />

werden in Wolfsburg<br />

400000 Golf proJahr gebaut.<br />

Schon im März hatte Ralf Brandstätter,der<br />

bei der MarkeVWfür das<br />

Tagesgeschäft zuständig ist, erklärt,<br />

dass nicht alles rund laufe und die<br />

Produktion langsamer als üblich<br />

hochgefahren werde. DerGolf 8wird<br />

sich optisch kaum von seinem aktuellen<br />

Vorgänger unterscheiden, und<br />

in der Wolfsburger Fabrik heißt es,<br />

dass die eigentliche Fertigung kein<br />

Problem wäre. Doch unterm Blech<br />

und in der Bedienung plane VW<br />

einen „Riesensprung“. Wegen mehrererHybridvarianten<br />

wirddas Bordnetz<br />

48 Volt statt bisher zwölf Volt<br />

Spannung haben, auch Software-<br />

Updates per Funk sollen möglich<br />

sein, sagt ein Insider:„Dasalles ist offenbar<br />

schwieriger als gedacht.“<br />

In denersten Monaten werdeVW<br />

deshalb Autos mit abgespeckter<br />

Technik bringen, berichtet der „Spiegel“.<br />

Viele elektronische Funktionen<br />

werdeeserst später geben. VW habe<br />

auf Anfrage „eine Priorisierung der<br />

Fahrzeugfunktionen“ eingeräumt.<br />

DemBericht zufolge werden in internen<br />

VW-Papieren Tausende ungelöste<br />

Probleme aufgelistet. Mitden Verzögerungen<br />

beim Golf wackelt auch<br />

der Zeitplan für ein noch größeres<br />

Projekt. Denn die Elektronik, die jetzt<br />

Schwierigkeiten macht, ist auch<br />

Kernstück der neuen Elektromodelle,deren<br />

erstes,der ID Neo, ebenfalls<br />

im Herbst präsentiert wird. Für das<br />

Infotainmentsystem mit Navi,<br />

Smartphone-Integration, Spracherkennung<br />

und anderen Funktionen<br />

entwickelt VW einen eigenen Baukasten,<br />

der konzernweit in Millionen<br />

Autos genutzt werden soll.<br />

Zum Nachteil der Nachbarn<br />

Bundesgerichtshof:Miteigentümer einer Wohnanlage könnenVermietung an Feriengäste nicht verbieten<br />

Von Anja Semmelroch<br />

Nicht jeder wünscht sich in<br />

der Nachbarschaft wechselnde<br />

Feriengäste –<br />

trotzdem können Kurzzeitvermietungen<br />

einem Wohnungsbesitzer<br />

nicht von den Miteigentümern<br />

der Wohnanlage untersagt<br />

werden. Dashat der Bundesgerichtshof<br />

(BGH) am Freitag entschieden<br />

(Az. VZR112/18).<br />

Im niedersächsischen Papenburg<br />

an der Ems will eine Frau ihre Wohnung<br />

als Urlaubsunterkunft anbieten.<br />

DieEigentümer der übrigen sieben<br />

Wohnungen sind geschlossen<br />

dagegen, sie fühlen sich durch die<br />

vielen Wechsel im Haus gestört. Auf<br />

einer Eigentümerversammlung 2017<br />

wird abgestimmt. Die Ferienwohnungsgegner<br />

setzen sich mit Dreiviertelmehrheit<br />

durch, dass in Zukunft<br />

nicht mehr auf kurze Zeit vermietet<br />

werden darf –über den Kopf<br />

der betroffenen Eigentümerin hinweg.<br />

Dieser Beschluss ist laut BGH<br />

rechtswidrig, weil dem Verbot nicht<br />

alle zugestimmt haben. Jeder Eigentümer<br />

müsse sich darauf verlassen<br />

können, dass die Nutzung seiner<br />

Wohnung nicht ohne sein Zutun eingeschränkt<br />

wird, sagte die Vorsitzende<br />

Richterin Christina Stresemann<br />

bei der Urteilsverkündung in Karlsruhe.<br />

Grundsätze desMiteinanders<br />

In einem ähnlichen Streit aus Berlin<br />

hatte der BGH schon 2010 entschieden,<br />

dass das kurzzeitige Vermieten<br />

von Eigentumswohnungen als<br />

Wohnnutzung zählt und damit prinzipiell<br />

erlaubt ist. Schließlich diene<br />

die Wohnung auch den Feriengästen<br />

als Unterkunft. Sind Urlauber im<br />

Haus nicht erwünscht, können die<br />

Eigentümer laut dem Urteil aber in<br />

der Teilungserklärung eine restriktivere<br />

Vereinbarung treffen.<br />

Dasist das Dokument, dasin einer<br />

Eigentümergemeinschaft die<br />

Grundsätze des Miteinanders regelt.<br />

Die Teilungserklärung ist so fundamental,<br />

dass sie eigentlich nur mit<br />

den Stimmen sämtlicher Eigentümer<br />

geändertwerden kann.<br />

Für mehr Flexibilität sind heute<br />

aber oft Öffnungsklauseln vorgesehen,<br />

die bestimmte Änderungen per<br />

Mehrheitsbeschluss gestatten. So<br />

eine Öffnungsklausel hatten sich die<br />

Papenburger Ferienwohnungsgegner<br />

bei ihrem Beschluss zunutze gemacht.<br />

Eine Mehrheitsentscheidung in<br />

der Eigentümerversammlung ist<br />

aber nicht automatisch bindend, nur<br />

weil die Stimmenzahl stimmt, sagte<br />

Stresemann. „Es sind auch inhaltliche<br />

Schranken zu beachten.“<br />

Schlüsseleiner FerienwohnunginBerlin.<br />

Österreich: Die rechtskonservativeRegierung<br />

in Österreich hat die Einführung einer<br />

nationalen Digitalsteuer beschlossen. Internet-Unternehmen<br />

mit einem weltweiten Jahresumsatz<br />

von750 Millionen Euro sollen in<br />

Österreich künftig fünf Prozent Steuernauf<br />

online erzielten Werbegewinn zahlen.<br />

AIRBNB SOLL HAFTEN<br />

FOTO: BRITTA PEDERSEN/DPA<br />

Umsatzsteuer: Zudem müssen Vermittlungsplattformen<br />

wie Airbnb künftig alle Buchungenund<br />

Umsätze melden. Sollten Anbieter<br />

vonWohnungen ihre Umsätze nicht versteuern,<br />

wird die PlattforminÖsterreich künftig<br />

zur Haftung herangezogen, so die Ankündigung<br />

der Regierung.<br />

Diese Schranken sollen den<br />

obersten Zivilrichtern zufolge die<br />

Minderheit schützen. Zu den„mehrheitsfesten“<br />

Rechten gehöre insbesondere<br />

die Zweckbestimmung des<br />

Eigentums. Denn davon hänge entscheidend<br />

ab,wie viel eine Wohnung<br />

wert sei. Als fiktives Beispiel nannte<br />

Stresemann einen Eigentümer,der in<br />

einer Wohnanlage eine Gaststätte<br />

betreibt. Ihn könnten die anderen<br />

nicht einfach überstimmen und festlegen,<br />

dass dortnur noch ein Büroerlaubt<br />

ist.<br />

Auch ein Vermietungsverbot<br />

muss deshalb vonsämtlichen Eigentümern<br />

gemeinsam beschlossen<br />

werden –und zwar unabhängig davon,<br />

ob für ein paar Tage oder auf Jahre<br />

vermietet wird, wie der Senat des<br />

Bundesgerichtshofs in Karlsruhe<br />

urteilte. Eine Differenzierung sei<br />

schwierig: Denn wo will man die<br />

Grenzeziehen?<br />

Der BGH-Anwalt der Ferienwohnungsgegner<br />

hatte in der Verhandlung<br />

Mitte Februar an die Richter appelliert,<br />

angesichts aktueller Entwicklungen<br />

auch die Interessen der<br />

anderen Eigentümer zu bedenken.<br />

Durch Unterkunftsvermittler im<br />

Internet wie zum Beispiel Airbnb sei<br />

eingigantischerMarktfürkurzzeitige<br />

Privatvermietungen entstanden, so<br />

der Anwalt.<br />

Unterlassungsansprüche<br />

DieRechte deranderen blieben nicht<br />

außer Acht, entgegnete nun der Senat.<br />

Die Richter räumen zwar ein,<br />

dass es speziell in größeren Wohnanlagen<br />

schwierig sein dürfte, alle für<br />

ein Verbot zu gewinnen. Sollten die<br />

Feriengäste großen Lärm machen<br />

oder solltensie ständig gegen die jeweilige<br />

Hausordnung verstoßen, gebe<br />

es aber Unterlassungsansprüche<br />

gegen den verantwortlichen Eigentümer.<br />

Derartige Beschwerden hatte es<br />

aus Papenburg nicht gegeben. Dass<br />

unbekannte Leute im Haus wohnen,<br />

stelle für sich genommen noch keine<br />

Störung dar,stellte Stresemann klar.<br />

Der Eigentümerverband Haus &<br />

Grund Deutschland wertete das<br />

höchstrichterliche Urteil am Freitag<br />

als „Stärkung der Eigentumsposition“.<br />

„Der Wohnungseigentümer<br />

muss selbst entscheiden können, wie<br />

er sein Sondereigentum nutzt“, sagte<br />

Präsident KaiWarnecke,der sich zuvorbereits<br />

ähnlich geäußerthatte.<br />

Völlig unabhängig davon gelten in<br />

etlichen Kommunen mit Wohnungsnot<br />

sogenannte Zweckentfremdungsverbote.Sie<br />

sollen verhindern,<br />

dass die Kurzzeitvermietungen überhandnehmen.<br />

Wer zum Beispiel in<br />

Berlin an Feriengäste vermieten will,<br />

braucht dafür eine besondere Genehmigung.<br />

(dpa)<br />

NACHRICHTEN<br />

Möbelhändler XXXLutz<br />

will Ikea überholen<br />

Dieösterreichische Möbelhauskette<br />

XXXLutz will in Deutschland an<br />

Marktführer Ikea vorbeiziehen. „Wir<br />

wollen die Nummer eins werden“,<br />

sagte Mitinhaber und GeschäftsführerAndreas<br />

Seifertder „Frankfurter<br />

Allgemeinen <strong>Zeitung</strong>“. Derzeit seien<br />

neue Möbelhäuser in Bayreuth, Gera,Hagenund<br />

Heidelberggeplant.<br />

Nachgedacht werdeauch über<br />

Standorte in innerstädtischen Lagen.<br />

In Deutschland betreibt das<br />

Unternehmen 48 XXXLutz-Häuser<br />

und 41 Mömax-Mitnahmemärkte.<br />

Zudem wurde 2018 der Möbeldiscounter<br />

Poco übernommen. Ikea<br />

hat bisher in seinem weltweit wichtigsten<br />

MarktDeutschlandmit Abstand<br />

die Nase vorn. (dpa)<br />

Vormittags ist<br />

Sprit am teuersten<br />

Werabends tankt und vorher das<br />

Internet zu Hilfe zieht, kann einem<br />

Bericht zufolge viel Geld sparen.<br />

Denn die Spritpreise an deutschen<br />

Zapfsäulen sind weiterhin hohen<br />

Schwankungen unterworfen –innerhalb<br />

einer Stadt unterschieden<br />

sie sich an einem Tagumbis zu<br />

20 Cent proLiter,heißt es im Bericht<br />

der Markttransparenzstelle zu den<br />

Tankpreisen 2018. DieStelle ist eine<br />

Einrichtung des Bundeskartellamts<br />

in Bonn. Am billigsten sind Benzin<br />

oder Diesel an den Tankstellen in<br />

der Regel am späteren Abend und<br />

am teuersten am Vormittag –auf<br />

Internetseiten und Apps sind die<br />

Preise an Tankstellen inzwischen<br />

transparent einsehbar.Besonders<br />

teuer wirdesübrigensfür Tankkunden,<br />

die Autobahntankstellen nutzen.<br />

Dort kostet der SpritimSchnitt<br />

15 Cent mehr. (dpa)<br />

Mitarbeiter von Coca-Cola<br />

bekommen mehr Geld<br />

Die8000 Coca-Cola-Mitarbeiter in<br />

Deutschland bekommen nach einer<br />

Einigung in der vierten Tarifrunde<br />

mehr Lohn. 2019 sollen sie 120 Euro<br />

monatlich zusätzlich erhalten, im<br />

Jahr darauf noch einmal 90 Euro im<br />

Monat mehr,wie Coca-Cola European<br />

Partners Deutschland mitteilte.Der<br />

mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten<br />

ausgehandelte<br />

Abschluss gilt für zwei Jahre.<br />

DieEinigung sieht zudem Verbesserungen<br />

bei der Ausbildungsvergütung<br />

sowie die vorzeitige Verlängerung<br />

vonTarifverträgen zur Arbeitszeit<br />

und Altersteilzeit bis Ende 2020<br />

vor. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft<br />

eine Erhöhung der Entgelte<br />

um 180 Euro gefordert. (dpa)<br />

SANTTU-MATIAS<br />

ROUVALI<br />

Simone Rubino Schlagzeug<br />

SIBELIUS ›Karelia‹-Suite<br />

MACMILLAN ›Veni, veni, Emmanuel‹ –Schlagzeugkonzert<br />

SCHOSTAKOWITSCH Symphonie Nr. 12 ›Das Jahr 1917‹<br />

Sa 20.04.<br />

20 Uhr |Philharmonie<br />

SIR ROGER<br />

NORRINGTON<br />

MOZART Symphonie Nr. 36 ›Linzer‹<br />

MARTINŮ Symphonie Nr.2<br />

Sa 27.04.<br />

20 Uhr |Philharmonie<br />

dso-berlin.de

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