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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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Kali-Industrie – Devisenbringer für<br />

die Planwirtschaft der DDR<br />

Die Werke unterstanden nach ihrer Übergabe an die<br />

DDR als volkseigene Betriebe seit dem 1.10.1952<br />

der Hauptverwaltung „Kali“ in Berlin, die später als<br />

„VVB Kali“ ihren Sitz in Erfurt hatte. Die ehemaligen<br />

Werrawerke Heiligenroda, Kaiseroda und<br />

Sachsen-Weimar wurden am 29. Dezember 1958 19<br />

zum Kalikombinat „Werra“ mit Sitz in Merkers zusammengeführt,<br />

das seit 1. Januar 1970 20 als Werk<br />

„Werra“ dem bis 1990 bestehenden VEB Kombinat<br />

„Kali“ mit Sitz in Sondershausen angehörte. Bereits<br />

seit 1954, also weit vor dem Zusammenschluss zum<br />

VEB Kalikombinat „Werra“ (Merkers) arbeiteten<br />

alle drei Kaliwerke zusammen.<br />

Nachdem die Werke im ersten Jahrzehnt nach 1945<br />

auf- und ausgebaut wurden, stand die anschließende<br />

Entwicklung im Zeichen von Betriebskonzentration<br />

und Rationalisierung. Überlegungen und eingeleitete<br />

Maßnahmen in den 50er Jahren konnten<br />

aber nur in Teilbereichen zum Erfolg führen, weil<br />

die fehlende Eigenproduktion von Bergwerksmaschinen<br />

in der DDR und der Devisenmangel den<br />

Einsatz der gewünschten Ausrüstungen verhinderte.<br />

Eigenlösungen, z.B. für Bohrwagen, erwiesen sich<br />

als untauglich, so dass die technische Entwicklung<br />

der Gruben im wesentlichen auf den Einsatz leistungsstärkerer<br />

Schrapper und Bohrmaschinen ausgerichtet<br />

werden musste. Die Gruben waren geprägt<br />

von Kleinmechanisierung an Schrapperanlagen und<br />

Seilbahnanschlagspunkten sowie in bergbaulichen<br />

Nebenprozessen oder im erweiterten Einsatz der<br />

Gefäßförderung. Durch die zunehmende Ausdehnung<br />

der Grubengebäude infolge der Massenförderung<br />

wurden vermehrt Kraftfahrzeuge und Fahrräder<br />

unter Tage eingesetzt. Durch die Intensivierung<br />

des Abbaus im Flöz Thüringen nahm der Carnallitit-Anteil<br />

zu, so dass seit 1951 in Kaiseroda<br />

wieder die kalte Vorzersetzung von Carnallitit durchgeführt<br />

wurde. In den 1960er Jahren mussten aus<br />

gleichem Grund die Fabriken in Unterbreizbach und<br />

in Merkers auf Mischsalzverarbeitung bei steigenden<br />

Verlöseleistungen umgestellt werden. In Unterbreizbach<br />

wurde 1963 ein neues Lösehaus erbaut.<br />

Zur Gewinnung von Steinsalz für die Natriumsulfatproduktion<br />

ging eine Flotationsanlage in Merkers in<br />

4<br />

Bildung des VEB Kalikombinat „Werra“ 1958<br />

„Der V. Parteitag der SED stellte die Aufgabe, unsere Volkswirtschaft so<br />

zu entwickeln, daß die Überlegenheit der sozialistischen Gesellschaftsordnung<br />

gegenüber der kapitalistischen Ausbeuteordnung umfassend bewiesen<br />

wird. Er setzte eine schnelle Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />

zur Erhöhung des Nationaleinkommens auf die Tagesordnung. Für den<br />

Aufschwung der sozialistischen Wirtschaft in unserer Republik galt es alle<br />

Reserven aufzudecken und auszunutzen. Das traf auch für die Kaliwerke<br />

an der Werra zu. Deshalb hatte die 4. Bezirksdelegiertenkonferenz der<br />

Bezirksparteiorganisation Suhl der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands<br />

vom 20. bis 22. Juni 1958 in ihrer Entscheidung festgelegt:<br />

„In den Kalibetrieben ... müssen die Parteiorganisationen und verantwortlichen<br />

Wirtschaftsfunktionäre den Kampf führen, daß die im Staatsplan<br />

festgelegten Aufgaben für die Kaliindustrie bis 1960 erfüllt werden. Die<br />

Bezirksleitung wird beauftragt, gemeinsam mit den Genossen in den Kalibetrieben<br />

zu überprüfen, wie eine wesentliche Steigerung der Kaliproduktion<br />

... erreicht werden kann. Zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der<br />

Kalibetriebe ist bis zum 31. Dezember 1958 die Bildung des Großkombinates<br />

an der Werra abzuschließen.“<br />

Aus: 10 Jahre VEB Kalikombinat Werra. Festschrift. 1968, S. 11.<br />

Schrapper aus Dietlas<br />

„Unter der Leitung der SAG hatte die Parteiorganisation von den sowjetischen<br />

Genossen gelernt, wie die Werktätigen unter den neuen Produktionsverhältnissen<br />

zu führen sind. Eine neue Einstellung zur Arbeit prägte<br />

sich bei vielen Werktätigen heraus, die materiellen Voraussetzungen hatten<br />

sich in dieser Zeit bedeutend verbessert. Das ermöglichte es,1952 eine<br />

neue Schrapperanlage zu entwickeln, die auf der Herbstmesse 1953 in<br />

Leipzig als erstes Produkt des Betriebes ausgestellt werden konnte. Der<br />

Schrapperhaspel „Kali 4“ wurde zu einem bedeutenden Absatzprodukt<br />

und beherrschte jahrelang die Förderung des Kalibergbaus der DDR. Die<br />

Weiterentwicklung zum S 4000 dokumentierte die geschlossene Leistung<br />

aller Kollektive. Deshalb wurde er zum Betriebssymbol. Der jährliche Export<br />

dieser Schrapperhaspel in die Sowjetunion wurde zur wichtigsten<br />

Aufgabe.“<br />

Aus: VEB Bergwerksmaschinen im VEB Kombinat Kali, o.O. [Dietlas], o.J. [1983], S.8.<br />

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