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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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Schließlich sind die chemische und pharmazeutische<br />

Industrie Abnehmer für die meisten der genannten<br />

<strong>Salze</strong> in chemisch reiner („hochreiner“)<br />

Qualität sowie für weitere Spezialsalze, z.B. Magnesiumchlorid,<br />

und Brom, die aus den Rohsalzen gewonnen<br />

werden können.<br />

Es ist ein Vorteil für den deutschen, speziell für den<br />

hessischen Kalibergbau, dass sich in den Zechstein-<br />

Kaliflözen Thüringen, Hessen und Staßfurt neben<br />

Kalium auch Magnesium und neben Chloriden auch<br />

Sulfate abgelagert haben. Dadurch erhalten die deutschen<br />

Kalilagerstätten einen natürlichen Ausgleich<br />

gegenüber den KCl-reicheren in Kanada und Russland.<br />

Die deutsche Kaliindustrie hat in ihrer Produkt-<br />

Palette diese Vorteile sehr konsequent umgesetzt:<br />

1952 wurden noch über 85 Prozent Kaliumchloride<br />

und nur 12 Prozent Sulfate hergestellt. 30 Jahre später<br />

lag der KCl-Anteil unter 70 Prozent und der Anteil<br />

an Sulfaten, Mehrnährstoff-Düngern und Magnesiumchlorid<br />

bei fast einem Drittel 2 . Die hessischen<br />

Werke hatten in dem Sektor K- und Mg-Sulfate<br />

schon immer eine dominierende Stellung: Neuhof-<br />

Ellers als „Kieseritwerk“, Hattorf und Wintershall als<br />

„Sulfatwerke“ liefern 30 Prozent der Weltproduktion<br />

an Kaliumsulfat.<br />

1945 war in den drei westlichen Besatzungszonen<br />

Deutschlands die Kaliproduktion mit zehn Werken,<br />

davon zwei in Hessen, aufgenommen worden.1955<br />

waren fünf Werke hinzugekommen, darunter Herfa-<br />

Neurode (1950) und Neuhof-Ellers (1954) in Hessen.<br />

Wieder zehn Jahre später war mit 17 die Höchstzahl<br />

an fördernden Werken erreicht. Die Produktion war<br />

zwischen 1949, dem ersten Jahr nach der Währungsreform,<br />

und 1965 von 0,7 auf 2,4 Millionen Tonnen<br />

K 2 O, d. h. auf das dreieinhalbfache gesteigert worden.<br />

Aber mit diesem Jahr war auch für lange Zeit der<br />

Höhepunkt der Wachstumskurve erreicht. Die Bedingungen<br />

auf dem Weltmarkt hatten sich grundlegend<br />

geändert: Neue Lagerstätten in Russland<br />

(seit 1956) und Kanada (seit 1963) gingen in Ausbeute<br />

und neue Produzenten drängten auf den<br />

Markt. Zu den genannten kamen in den 1970er und<br />

1980er Jahren noch Großbritannien, der Kongo,<br />

Israel mit großen Zuwachsraten und Jordanien am<br />

Toten Meer sowie Brasilien.<br />

Für die weltweit geschaffenen neuen Produktionskapazitäten<br />

fehlten die Abnehmer. Die Erlöse bra-<br />

Weltkaliproduktion nach Regionen 1944–1989 in 1.000 Tonnen K2O u. Weltanteil<br />

Region 1944 1950 1960 1970 1980 1989 Anteil<br />

BRD 906 1.978 2.306 2.737 2.186 absolut<br />

20,5 21,8 13,1 9,9 7,5 % Welt<br />

Hessen 294 710 925 1.321 1.353 absolut<br />

6,6 7,8 5,3 4,8 4,6 % Welt<br />

DDR 1.160 1.600 2.400 3.422 3.200 absolut<br />

26,1 17,6 13,6 12,4 10,9 % Welt<br />

Deutschland gesamt 1.604 2.066 3.578 4.706 6.159 5.386 absolut<br />

52,7 46,6 39,4 26,7 22,3 18,4 % Welt<br />

Frankreich, Spanien, 629 1.196 1.790 2.526 2.959 2.554 absolut<br />

Italien, Großbritannien 20,7 27,0 19,7 14,3 10,8 8,7 % Welt<br />

UdSSR --- --- 1.250 4.200 8.070 10.231 absolut<br />

--- --- 13,8 23,9 29,3 34,9 % Welt<br />

USA, Kanada, Brasilien 759 1167 2.369 5.648 9.541 9.049 absolut<br />

24,9 26,3 26,1 32,1 34,6 30,9 % Welt<br />

Israel, Jordanien 53 --- 84 520 790 2.065 absolut<br />

1,7 --- 0,9 3,0 2,9 7,0 % Welt<br />

China --- --- --- --- 21 56 absolut<br />

--- --- --- --- 0,1 0,2 % Welt<br />

3.045 4.429 9.071 17.600 27.540 29.341 1.000 t K2O<br />

Welt = 100<br />

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