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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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Wasser- und Stromversorgungsunternehmen, Industriebetriebe<br />

und -unternehmen wurden schlagartig<br />

getrennt und mussten neu geschaffen und strukturiert<br />

werden. Die deutsche Kaliindustrie verlor viele<br />

Werke an der Werra, am Südharz und im Bezirk<br />

Staßfurt, insgesamt 60 Prozent ihrer Kapazität.<br />

Die Teilung Deutschlands, die 45 Jahre anhalten sollte,<br />

war im Werragebiet so greifbar und folgenreich<br />

wie nur an wenigen Stellen in Deutschland, wenn<br />

man von der deutschen Hauptstadt absieht.<br />

Trotzdem: Es wurde aufgeräumt, zusammengerückt<br />

und angepackt in einer Art und Weise, die einige<br />

Historiker heute sogar damit erklären, dass wir<br />

Deutschen dadurch unsere Fehler aus der Hitler-<br />

Zeit vergessen machen wollten. Jedenfalls entstand<br />

aus diesem Aufbauwillen heraus das, was später den<br />

Namen Wirtschaftswunder erhielt, ein Wiederaufbau<br />

und ein Wirtschaftsboom auf breiter Basis.<br />

Bis zum 30. März 1945 hatten die Kaliwerke an der<br />

Werra in Betrieb gestanden.Am 8.Mai hatte Deutschland<br />

kapituliert. Und bereits im August 1945 wurde<br />

auf Wintershall wieder Steinsalz gefördert (unter<br />

anderem als Tauschobjekt gegen Steinkohle aus der<br />

Tschechoslowakei für die Kraftwerke), im Frühjahr<br />

1946 auf Hattorf und Wintershall auch wieder Kali.<br />

Die Zeit für den Neuaufbau der beiden Reserve-<br />

4<br />

Kaliwerke Herfa-Neurode und Neuhof-Ellers, die<br />

seit den 30er Jahren als Muna-Werke genutzt worden<br />

waren, kam erst später.<br />

Die folgende Aufwärtsentwicklung der Kaliindustrie<br />

in der Bundesrepublik, und darin an hervorragender<br />

Stelle eingebunden die Werra-Werke, verlief jedoch<br />

nicht so gleichmäßig, wie die Erinnerung vielleicht<br />

wahrhaben möchte. So wurde die Unterbrechung<br />

der Transportmöglichkeiten auf dem Schienenweg<br />

mehrfach als politisches Druckmittel erst durch die<br />

Sowjets und später von der DDR eingesetzt.<br />

gehoben. Der Bahnhof Gerstungen lag völlig verlassen.<br />

Er war vor einigen Tagen restlos von der<br />

Ostzoneneisenbahn geräumt worden. Lediglich die<br />

Haupteisenbahnlinie Bebra-Obersuhl-...-Eisenach<br />

war noch frei, während der restliche Zwischenzonenverkehr<br />

gesperrt wurde. Inwieweit sich die<br />

Sperrung dieses Zwischenzonenverkehrs auf die<br />

Beförderung der Kaliarbeiter aus den Landkreisen<br />

Rotenburg und Eschwege und auf den Transport<br />

der Kalizüge aus dem Kaligebiet der Werrawerke<br />

Heringen (Wintershall) und Philippsthal (Hattorf)<br />

hindernd bemerkbar machen bleibt abzuwarten.<br />

Wie uns am Samstag in Heringen erklärt wurde,<br />

erhielten die in der Ostzone wohnenden Kaliarbeiter<br />

der Gewerkschaft Wintershall nicht ihre Papiere<br />

ausgehändigt, sondern gingen zunächst drei<br />

Wochen in Jahresurlaub. Man hofft innerhalb der<br />

nächsten Tage oder Wochen eine Klärung dieser<br />

Angelegenheit herbeiführen zu können und die<br />

erneute Genehmigung zum Grenzübertritt für die<br />

Kaliarbeiter zu erhalten. [...]<br />

Aus: Hersfelder Zeitung vom 01.06.1952.<br />

1 Mit dem Wipper werden am Füllort des Schachtes Hattorf<br />

die Kettenbahnwagen [vor 1945] entladen<br />

2 Das Kaliwerk Neuhof, nach dem II. Weltkrieg, noch vor<br />

Beginn der Wiederinbetriebnahme<br />

3 Schema der DDR-Grenzsperren [um 1960]<br />

4 Neben dem Kaliwerk Merkers war das Werk Sondershausen<br />

einer der wichtigsten Standorte, der dem Wintershall-<br />

Konzern durch die Grenzziehung verloren ging<br />

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