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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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viele Grubenfelder in Besitz zu nehmen. So trat sie<br />

auch im Werratal mit modernsten Bohrausrüstungen<br />

auf, errichtete oft in Sichtweite ihres Konkurrenten<br />

einen Bohrturm, um ihre Bohrungen schneller<br />

als dieser bis in das Salz niederzubringen. Gelang<br />

ihr dies, legte sie Mutung ein, erhielt ein Grubenfeld,<br />

in dem auch das Bohrloch des Konkurrenten lag, der<br />

hier kein Grubenfeld mehr erwerben konnte. So sollte<br />

neuer Konkurrenz die Tür vor der Nase zugeschlagen<br />

werden. Dieses Vorgehen führte zwar dazu, dass<br />

im Werratal innerhalb kürzester Zeit zehn Bohrgesellschaften<br />

die Suche nach Kali aufgenommen hatten;<br />

es war aber nicht erfolgreich. Es etablierten sich<br />

fast ausschließlich neue Firmen, die bald ihren Anteil<br />

am vom Syndikat verteilten „Kalikuchen“ forderten.<br />

Schon 1894 wurden mit Bernhardshall und<br />

Kaiseroda die ersten Bergbauunternehmen gegründet.<br />

Sie begannen kurz darauf mit dem Bau eines<br />

Schachtes, um die beiden Kaliflöze für den Abbau<br />

zu erschließen.<br />

Beide wählten die betriebswirtschaftliche Form der<br />

Gewerkschaft. Eine Gewerkschaft im Bergbau gründete<br />

sich zumeist auf 1.000 Anteilsscheinen (Kuxen).<br />

Die Besonderheit dieser Betriebsform besteht darin,<br />

dass die Kuxinhaber (Gewerken) nicht nur Gewinnerträge<br />

auf ihre Anteile (Ausbeute) erhalten, sondern<br />

sich verpflichten, auch nach dem Kauf weitere<br />

Zuzahlungen auf ihre Anteile (Zubußen) zu leisten.<br />

Mit den Zubußen deckten die Gewerkschaften vor<br />

allem den immens hohen Kapitalbedarf beim<br />

Schacht-, Werks- und Fabrikbau und hatten auch<br />

später die Möglichkeit bei Bedarf zusätzliche Finanzspritzen<br />

einzufordern. Genauso wie Aktien wurden<br />

Kuxe an der Börse zum jeweiligen Tageskurs gehandelt.<br />

Das machte die Werratal-Kalikuxe zu einem<br />

willkommenen Investitions- und Spekulationsobjekt<br />

für kapitalstarke Anleger aus ganz Deutschland.<br />

Aus dem wirtschaftlich schwachen Werra-Fulda-Gebiet<br />

hatten nur wenige die Finanzmittel, um beim<br />

Kuxhandel an der Börse mitzuhalten. Deshalb stammten<br />

nur ganz wenige Gewerken aus der Region.<br />

3<br />

1 Das Verwaltungsgebäude des Kalisyndikates in Staßfurt-<br />

Leopoldshall vor 1910<br />

2 Eine Tiefbohrung bei Unterrhon im Jahr 1911. Stolz werden<br />

die erbohrten Kerne vorgezeigt<br />

3 Ein Kuxschein der Gewerkschaft Bernhardshall<br />

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