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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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KRISTALLISIERKÄSTEN UND KÜHLANLAGEN<br />

Dagmar Mehnert<br />

Beim Heißlöseverfahren geht das Kaliumchlorid in einer heißen Löselauge<br />

in Lösung. Kühlt sich die Lauge ab, kristallisiert das Kaliumchlorid aus.<br />

Anfangs ließ man die Lösung unter dem Einfluss der Außentemperatur in<br />

großen Kristallisierkästen langsam abkühlen. Diese waren in eigens dafür<br />

erbauten Hallen aufgestellt, die zwar ein Dach, aber keine Seitenwände<br />

besaßen. Dabei ging viel Wärme ungenutzt verloren und eine gleichbleibende<br />

Produktion war unmöglich, da je nach Außentemperatur die Abkühlung<br />

unterschiedlich lange dauerte.<br />

Mit der vom Wintershall-Konzern entwickelten Vakuumkühlanlage wurde<br />

diese Energieverschwendung Anfang der 1920er Jahre beendet: Nun wurde<br />

die heiße Lösung in große Kühlerapparate gefüllt, in denen sie unter<br />

Vakuum abkühlte. Die dabei freiwerdende Wärme wurde zurückgewonnen<br />

und wärmte die Löselauge für die Heißverlösung vor.<br />

A<br />

A<br />

B<br />

Kühlraum mit Kühlkästen<br />

Vakuum-Kühlanlage<br />

B<br />

1<br />

Standortsicherung<br />

Der Ausbau der Förder- und Verarbeitungsleistung<br />

war nur mit weitgehender Technisierung der Abläufe<br />

möglich, die zwischen 1920 und 1939 in allen Bereichen<br />

über und unter Tage vorgenommen wurden.<br />

In den Fabriken gelang es bereits ab 1922, durch den<br />

Bau von Vakuumkühlanlagen die beim Heißlöseverfahren<br />

entstehenden heißen Salzlösungen sehr viel<br />

schneller und präziser abzukühlen und die bei der<br />

Abkühlung abgegebene Wärme wieder zu verwenden.<br />

Damit wurden nicht nur Brennstoffe eingespart,<br />

sondern gleichzeitig wurde auch Qualitätssicherung<br />

betrieben.<br />

Im Bereich der Schachtförderung begann gegen Ende<br />

der 1920er Jahre die Umstellung von der Gestell- auf<br />

die Gefäßförderung. Die erste Gefäßförderung wurde<br />

bereits 1913/1914 im Schacht Heimboldshausen<br />

installiert. Da die Be- und Entladung sehr anfällig<br />

war und der Personentransport mittels unterhängendem<br />

Korb erst erprobt werden musste, wurde sie<br />

erst nach Detailverbesserungen ab 1924 im Schacht<br />

Hattorf, im Jahre 1929 im Schacht Grimberg (Wintershall)<br />

und nach und nach auf allen anderen Werken<br />

eingeführt. 36<br />

Der Abbau unter Tage war schwere körperliche Arbeit:<br />

angefangen vom Bohren der Sprenglöcher per<br />

Hand, über das Beladen der Förderwagen mit Schippe<br />

und Schaufel bis hin zum Schieben der gefüllten<br />

Förderwagen. Bereits um 1900 wurden die Handbohrmaschinen<br />

von Maschinen mit elektrischem<br />

Antrieb verdrängt. Nach und nach wurden die elektrischen<br />

Bohrmaschinen bei in etwa gleich bleibendem<br />

Gewicht mit immer stärkeren Motoren ausgestattet.<br />

Das mechanisierte Befüllen der Förderwagen<br />

ermöglichte erst ab Ende der 1920er Jahre der Einsatz<br />

von Schrappern. Diese mechanische Fördereinrichtung<br />

brachte das Rohsalz vom Abbauort durch<br />

die bis über 200 Meter langen Abbaustrecken zu den<br />

Förderstrecken und füllte dort die bereitstehenden<br />

Förderwagen.<br />

Zur wachsenden Leistungsfähigkeit trug auch die Lösung<br />

des Abwasserproblems bei. Seit 1929 war es<br />

auch großtechnisch möglich, einen erheblichen Teil<br />

68<br />

1 Bohrturm zur Errichtung eines Schluckbrunnens für das<br />

Kaliwerk Hattorf im Ulstertal im Jahr 1928

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