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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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Neue Bohrungen und<br />

der Nachweis der Salzlagerstätte<br />

Auch wenn Martinis Suche nach Sole und Salz keine<br />

greifbaren Ergebnisse gebracht hatte, besteht sein<br />

bleibender Verdienst darin, dass er als Erster aufgrund<br />

seiner Kenntnisse das Vorhandensein einer<br />

Salzlagerstätte im Untergrund des Werratals theoretisch<br />

erschlossen hat, auch wenn er sich von deren<br />

Ausdehnung und späterer Bedeutung noch keine<br />

Vorstellung machen konnte.<br />

Beinahe vier Jahrzehnte blieben seine Ergebnisse<br />

für das Werratal weitgehend folgenlos, obwohl es<br />

schon vor 1840 in Staßfurt gelungen war, in 256 Metern<br />

Tiefe eine kompakte Salzlagerstätte zu erbohren.<br />

Von einer Salzlagerstätte im Werratal war auch<br />

Mitte der 1840er Jahre noch keine Rede, als in Salzungen<br />

Bohrungen durchgeführt wurden, die der<br />

Saline neue, wesentlich konzentriertere Solevorkommen<br />

erschlossen.<br />

Erst nach 1870 wurde wieder nach Salzlagerstätten gesucht.<br />

Am 24. Dezember 1874 beantragte der Unternehmer<br />

Louis Finger aus Eisenach beim weimarischen<br />

Bergamt in Kaltennordheim die Übereignung<br />

eines Grubenfeldes bei Kaiseroda, um dort Salz zu<br />

gewinnen. 6 Das Bergamt ließ sich Zeit und erst im<br />

Frühjahr 1876 wurde die Errichtung einer Saline<br />

unter dem Namen „Saline Kaiseroda“ genehmigt.<br />

Inzwischen gab es im Gefolge der Reichsgründung<br />

1871 grundlegende Änderungen der politischen und<br />

wirtschaftlichen Verhältnisse und ganz Deutschland<br />

war zu dem von den Unternehmern lange geforderten<br />

einheitlichen Markt geworden. Nach dem siegreichen<br />

Krieg gegen Frankreich und der Annexion<br />

von Elsass-Lothringen florierte die deutsche Wirtschaft<br />

und mit ihr entwickelte sich Deutschland bald<br />

zu einer der führenden Wirtschaftsmächte der Welt.<br />

Wie alle anderen Wirtschaftszweige machten auch<br />

die Bohr- und Bergbautechnik rasante Fortschritte.<br />

Im Gegensatz zu früheren Zeiten musste Finger bei<br />

einer wirtschaftlichen Erschließung seines Grubenfeldes<br />

viel weniger technische Probleme, etwa beim<br />

Bohren, befürchten. Trotzdem unternahm er nichts,<br />

um sein Salineprojekt zu verwirklichen. Daher ist<br />

zu vermuten, dass Finger sein Grubenfeld vor allem<br />

als Spekulationsobjekt einsetzen wollte und er verkaufte<br />

es auch bald weiter.<br />

Ablehnung weiterer Bohrungen<br />

„So müssen wir doch unter den jetzigen Verhältnissen und der beträchtlichen<br />

Zahl der in der Nähe des Eisenacher Kreises vorhandenen Salinen<br />

vor der Hand um so mehr Bedenken tragen, auf diesen Antrag sofort einzugehen,<br />

als eines Theils dieser Antrag sich mit der von Martini hinsichtlich<br />

der Bohrversuche bei Kaiseroda mittelst Bericht vom 9. Januar 1827<br />

geäußerten Ansicht durchaus nicht vereinbaren läßt, anderen Theils aber<br />

auch der Gewinn an einer dergleichen neuen Salinenanlage, wenn sie<br />

auch den Erwartungen entsprechen sollte, aus diesem Grunde nur sehr<br />

gering ausfallen dürfte, weil es solcher an Absatz in das Ausland gegenwärtig<br />

ganz fehlen und folglich das Werk mit dem Steinsalzabsatz im<br />

Eisenacher Kreise mit Ausnahme der Ämter Tiefenort und Ostheim beschränkt<br />

seyn würde und wir über dieses von der höchsten Behörde befehligt<br />

worden sind, das Bohren nach Steinsalz im Eisenacher Kreise im<br />

allgemeinen einzustellen.“<br />

Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Eisenacher Archiv, Bergwerkssachen, Akte Nr. 234.<br />

2<br />

1 Bohrtürme der Saline Salzungen am Gradierwerk in den<br />

1930er Jahren<br />

2 Schon im 19. Jahrhundert war Salzungen ein beliebter<br />

Kurort. Eine Szene im Gradierwerk von einer 1901 verschickten<br />

Postkarte<br />

29

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