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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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Kauf des Grubenfeldes Saline Kaiseroda<br />

„Kauf Contract:<br />

Zwischen dem Kaufmann Herrn Jean Jaques Koppel in Berlin, Wilhelmstraße<br />

3 wohnhaft, einerseits und dem Kaufmann Herrn Leopold Lippmann<br />

Hadra in Berlin, Oranienburgerstraße 73 wohnhaft andererseits ist heute<br />

nachstehender Kaufcontract verabredet und geschlossen worden.<br />

N.: 1<br />

Herr Jaques Koppel verkauft an den Herrn Leopold Hadra das von ihm durch<br />

Versteigerungspatent des Großherzoglichen Sächsischen Bergamtes zu Eisenach<br />

vom 14. Februar a. cr. erstandene Grubenfeld, welches nach der Verleihungsurkunde<br />

vom 8ten Maerz 1876 in den Berg-Grundbüchern wie folgt<br />

eingetragen ist.<br />

„Auf eingelegte Muthung ist dem Herrn Louis Finger in Eisenach das nachstehend<br />

bezeichnete in den Ortsfluren von Kaiseroda und Tiefenort des<br />

Großherzogtums Sachsen Weimar Eisenach gelegene und<br />

640 Hectar 21 ar und 10 Q Meter<br />

oder<br />

1601 Maßeinheiten<br />

haltende Grubenfeld zur Gewinnung des darin liegenden <strong>Salze</strong>s und zur<br />

Anlegung und Betrieb einer Saline unter dem Namen<br />

Saline Kaiseroda<br />

nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen von dem großherzoglichen<br />

Bergamt in Eisenach verliehen worden.“<br />

Kaufvertrag zum Erwerb des Grubenfeldes „Saline Kaiseroda“ durch Leopold Hadra vom<br />

24.12.1879. Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, Bergamt Dermbach, Nr. 5814.<br />

1<br />

30<br />

Nachdem das Grubenfeld binnen weniger Jahre noch<br />

mehrfach den Besitzer gewechselt hatte, ging es am<br />

24.12.1879 in den Besitz des Berliner Bankiers Leopold<br />

Hadra über 7 und nun wehte ein frischer Wind.<br />

Offensichtlich hatte Hadra bereits vor dem Kauf damit<br />

begonnen, einige hundert Meter westlich von<br />

Kaiseroda zu bohren. Denn schon kurz nach Abschluss<br />

des Kaufvertrags teilte er dem Bergamt mit,<br />

dass seine Bohrung an der Straße von Tiefenort nach<br />

Stadtlengsfeld 330 Fuß Tiefe erreicht habe und dass<br />

im Bohrloch eine „Mineralquelle, bestehend aus freier<br />

Kohlensäure, Chlorverbindungen und mineralischen<br />

<strong>Salze</strong>n“ austrete. 8 Mit diesem Ergebnis konnte<br />

er jedoch noch nicht die Zuteilung eines Grubenfeldes<br />

beantragen und die so genannte Mutung einlegen,<br />

weil ihm das Bergamt mitteilte, dass nach Salz<br />

zu schürfen sei. Dieses wurde kurze Zeit später im<br />

Hadra’schen Bohrloch gefunden. Damit war erstmals<br />

der Nachweis eines Steinsalzlagers gelungen.<br />

Eine zweite Bohrung im Jahr 1881 bestätigte nochmals<br />

dessen Existenz.<br />

Zunächst entstand der Eindruck, dass Hadra nun<br />

schnell mit der Errichtung der Saline beginnen wollte.<br />

Im einem Steinbruch bei Kaiseroda beschäftigte<br />

er 24 Arbeiter mit der Gewinnung von Steinen für<br />

den Bau. 1888 kam es überraschend zur Einstellung<br />

aller Aktivitäten mit dem Ziel, die Salzgewinnung<br />

direkt aus der Lagerstätte aufzunehmen. Hadra begündete<br />

das damit,„dass man einen günstigeren<br />

Zeitpunkt abwarten wollte, weil der Ertrag aus dem<br />

Unternehmen wegen des niedrigen Standes der Salzpreise<br />

nicht lohnend sei“. 9<br />

Dieser Zeitpunkt war nur wenige Jahre später – wenn<br />

auch unter anderen Vorzeichen – gekommen. In Staßfurt<br />

war beim Bau der Schächte für ein Salzbergwerk<br />

buntes, bitteres Kalirohsalz gefunden worden. Dieses<br />

ließ sich bereits 1861 zu Kaliumchlorid, einem gesuchten<br />

Rohstoff in der florierenden Textil-, Glasund<br />

Sprengstoffindustrie sowie in der Medizin, aufarbeiten.<br />

Das Staßfurter Kalisalz konnte kostengünstig<br />

und in immer gleicher Qualität hergestellt<br />

werden. Die anderen Quellen zur Herstellung von<br />

Kalium dagegen, vor allem die aus Pflanzenasche gewonnene<br />

„Pottasche“, waren wenig ergiebig und lieferten<br />

Produkte, deren Kaliumchloridgehalt ständig<br />

schwankte.Vor diesem Hintergrund etablierten sich<br />

die Kalisalze aus Staßfurt schnell auf dem Markt<br />

und fanden vor allem in der Industrie viele Abnehmer.<br />

Justus von Liebig hatte erkannt, dass das Kalium<br />

ein für das Wachstum von Pflanzen unbedingt

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