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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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stickstofferzeugenden Klöckner-Werke einen Vertrag<br />

über die Produktion von Stickstoff-Kalidünger.<br />

Nachdem im Herbst 1928 die erste Fabrik in Rauxel<br />

und im Frühjahr 1929 eine weitere auf dem Kaliwerk<br />

Sondershausen in Betrieb gegangen waren, plante<br />

man eine weitere Fabrik zur Mischdüngerherstellung<br />

auf dem Kaliwerk Heringen. Gebaut wurde sie aufgrund<br />

der kurz nach der Fertigstellung der Pläne<br />

ausbrechenden Weltwirtschaftskrise nicht.<br />

1 Das 1931 erstmals stillgelegte Kaliwerk Alexandershall bei<br />

Berka [um 1920]<br />

2 Aushänge für Feierschichten vom Schwarzen Brett des<br />

Kaliwerks Kaiseroda<br />

3 Ein Teil der Fabrikanlagen des Kaliwerks Merkers [vor<br />

1945]<br />

1<br />

2<br />

Die Kaliwerke<br />

während der Weltwirtschaftskrise<br />

Die Kaliindustrie spürte die Kapitalvernichtung von<br />

90 Milliarden US-Dollar am 24.Oktober 1929, dem<br />

so genannten „Schwarzen Freitag“, schon am Jahresende<br />

1929, als die US-Nachfrage nach den gewinnbringenden<br />

schwefelsauren <strong>Salze</strong>n fast völlig wegbrach.<br />

Da die Nachfrage aus Deutschland gleichzeitig<br />

sank, kämpften die Werrawerke um schwarze<br />

Zahlen. Die Produktion brach weitgehend zusammen<br />

und es wurde Personal abgebaut. Alexandershall<br />

stellte 1931 seinen Betrieb komplett ein, das<br />

Werk Großherzog von Sachsen ruhte 1932 ganzjährig.<br />

37 Die Rationalisierungs- und Mechanisierungsmaßnahmen<br />

wurden forciert, um die Effektivität des<br />

Gruben-, Förder- und Fabrikbetriebes zu erhöhen<br />

und noch günstiger produzieren zu können. Deshalb<br />

wundert es nicht, dass sich gerade in den absatzschwachen<br />

Jahren 1930 und 1931 beispielsweise<br />

der Schrapper endgültig in allen Gruben durchsetzte.<br />

Hatten bereits die 1920er Jahre den Beschäftigten in<br />

der Kaliindustrie vor Augen geführt, wie abhängig<br />

die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze von der Nachfrage<br />

war, so wurden sie in den beschäftigungsarmen Jahren<br />

1929 bis 1932 erneut stark getroffen, denn das<br />

Geld wurde aufgrund von Feierschichten und Freisetzungen<br />

sehr knapp. Dennoch wirkte sich nach<br />

Meinung der Zeitgenossen die Krise im Werratal<br />

„erheblich milder aus als in den Großstädten“, 38<br />

weil die Unternehmen darauf achteten, dass hauptsächlich<br />

Arbeiter vorübergehend entlassen wurden,<br />

die über eine Nebenerwerbslandwirtschaft verfügten<br />

und sich relativ gut selbst versorgen konnten.<br />

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