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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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52<br />

Kaiseroda 1914 nach Ausbruch des I. Weltkrieges<br />

„Die Sperrung des Bahnverkehrs zwang sofort zur Einstellung des Versandes,<br />

die Einberufung zahlreicher Beamten und Arbeiter zu Stillegung<br />

der Betriebe. Als gegen Ende August allmählich der Versand wieder aufgenommen<br />

werden konnte, haben wir zunächst die spärlich eingehenden<br />

Lieferungsaufträge aus unseren Lagerbeständen zur Erledigung gebracht.<br />

Vom September ab wurden dann zur Ergänzung der Rohsalzbestände<br />

periodisch Feierschichten eingelegt. In der Fabrik ruhte dagegen der Produktionsbetrieb<br />

bis Ende des Jahres.“<br />

Vgl. Geschäftsbericht 1914. Gewerkschaft Kaiseroda. In: ThStA Gotha. Amtsgericht Vacha,<br />

175. S. 46.<br />

1 Schacht II in Merkers mit Abteufgerüst 1918. Links der Vermessungssteiger<br />

Hermann Klein, rechts der Vermesser und<br />

Markscheider Egon Klute-Simon<br />

2 An einer Verladerampe für Fertigprodukte stehen 1923<br />

Eisenbahnwaggons in großer Zahl im Kaliwerk Hattorf<br />

3 Die Anlage zur Erzeugung von flüssiger Luft im Kaliwerk<br />

Wintershall in einer Aufnahme von Walter Blankenbach<br />

senior aus dem Jahr 1935<br />

4 Die chemische Fabrik Großherzog von Sachsen in<br />

Dorndorf mit der von Schacht I in Dietlas kommenden<br />

Seilbahn [um 1910]<br />

1<br />

Arbeitermangels das Teufen während der Kriegszeit<br />

genauso eingestellt 14 wie die Arbeiten an den geplanten<br />

Schächten Haidkopf, Hessenmühle und<br />

Schacht V. Still lagen auch die Schächte Kaiseroda<br />

III und Menzengraben III. Sie wurden, genauso wie<br />

der Schacht Ellers, erst in den Jahren nach dem I.<br />

Weltkrieg vollendet.<br />

Neben den Arbeitermangel trat die staatliche Einstufung<br />

als nicht kriegswichtiger Industriezweig.<br />

Die Bereitstellung von Eisenbahnwaggons wurde<br />

eingeschränkt, was sich im Werra-Fulda-Revier<br />

gleich doppelt verheerend auswirkte. Zum einen<br />

konnte weniger Kohle für den Antrieb der Dampfturbinen<br />

angeliefert werden, wodurch die Versorgung<br />

der Fabrikbetriebe mit Strom und Prozessdampf<br />

unsicher wurde. Strom fehlte auch unter<br />

Tage. Zum anderen wurden die Produkte nicht<br />

abtransportiert und die Lager füllten sich trotz<br />

geringerer Produktion.<br />

Da Kali als Grundstoff zur Sprengstoffherstellung für<br />

die Front diente und als Düngemittel die Nahrungsmittelproduktion<br />

in der Heimat mit sicherstellen<br />

sollte, wurde die Kaliindustrie 1915 als kriegswichtig<br />

anerkannt und erhielt wieder mehr Waggons zugewiesen.<br />

Doch von einer Normalisierung kann nicht<br />

gesprochen werden, denn noch 1917 sprachen Vertreter<br />

der Werrawerke wegen Kohlenmangels persönlich<br />

beim Reichskommissar vor. 15 Damals waren die<br />

meisten Kaliwerke bereits dazu übergegangen, anstelle<br />

von Steinkohle mit hohem Brennwert minderwertigere<br />

Braunkohle zu verwenden. Da auch<br />

hier die Belieferung nicht sichergestellt werden konnte,<br />

entwickelte das Kaliwerk Großherzog von Sachsen<br />

eine Methode zur kalten Zersetzung von Carnallit,<br />

mit der der Kohlenverbrauch bei der Herstellung<br />

des Kaliumchlorids nochmals gesenkt werden konnte.<br />

Von den anderen Werken wurde die Methode aus<br />

verfahrenstechnischen Gründen erst zu Beginn der<br />

1920er Jahre übernommen.<br />

Neben Kohle fehlte es an Sprengstoffen und Ersatzteilen.<br />

Durch die Verwendung von „flüssiger Luft“<br />

konnten Sprengsalpeter und andere Sprengmittel<br />

eingespart werden – allein 18.000 Kilogramm zwischen<br />

Juli und August 1918 im Werk Sachsen-Weimar.<br />

16 Ersatzteilmangel zwang dort dazu, eine Maschine<br />

so lange einzusetzen, bis es unmöglich war,<br />

sie zu reparieren.

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