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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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Theorie versus Praxis<br />

Mit Ausnahme des Jahres 1924 stieg die Nachfrage<br />

zwischen 1921 und 1925 kontinuierlich an. Das führte<br />

nicht nur zu rauchenden Schloten und hohen Gewinnen,<br />

sondern auch zur Vollbeschäftigung. Als<br />

aufgrund einer weltweiten Agrarkrise 1926 die Nachfrage<br />

stagnierte, drosselte die Kaliindustrie A.G. im<br />

Werra-Revier mit Ausnahme von Merkers, das uneingeschränkt<br />

weiterbetrieben wurde, die Produktion<br />

und ordnete Feierschichten an. Als sich die wirtschaftliche<br />

Lage nicht besserte wurden weitere<br />

Schächte und Fabriken stillgelegt. Davon betroffen<br />

war das Werk Sachsen-Weimar, weil die Fabrik<br />

noch nicht ausgebaut war und im engen Ulstertal<br />

erst nach der Ulsterkanalisierung Ende 1925 genügend<br />

Platz für eine Fabrikerweiterung geschaffen<br />

wurde.<br />

Als zweites stellte Großherzog von Sachsen II/III den<br />

Betrieb ein, weil die hier geförderten <strong>Salze</strong> seit 1922<br />

in die Fabrik Heiligenroda in Dorndorf geliefert wurden<br />

und Transportkosten gespart werden sollten.<br />

Da der Fabrik nun zu wenig Rohsalz geliefert wurde,<br />

mussten auch die Schächte und die Fabrik Heiligenroda<br />

ihren Betrieb einstellen. Nur so gelang es, die<br />

Fabriken Merkers, Wintershall und Alexandershall<br />

und ihre Schachtanlagen weiterhin auszulasten.<br />

Dieses Vorgehen bedeutete für die Kaliindustrie A.G.<br />

einen immensen Investitionsverlust, da Schächte<br />

und Fabriken den Betrieb einstellten, in die bereits<br />

große Summen investiert worden waren. Um noch<br />

weitere Verluste zu vermeiden, änderte die Kaliindustrie<br />

A.G. ihr Vorgehen: Anstatt alle zugelassenen<br />

und gängigen Kalidüngermarken auf einem Werk<br />

zu produzieren, ging sie dazu über, nur die Marken<br />

auf den Werken herzustellen, die am günstigsten aus<br />

dem jeweils vorhandenen Rohsalz gewonnen werden<br />

konnten. Auf dem Werk Sachsen-Weimar wurde lediglich<br />

eine neue, leistungsfähigere Mühle installiert,<br />

da es über sehr hochprozentiges Rohsalz verfügte<br />

und die Marke Kainit, an guten Tagen auch<br />

das 20er Kalidüngesalz, aus der Grube vermahlen<br />

und direkt abgesetzt werden konnte. Großherzog von<br />

Sachsen förderte vorwiegend Carnallit, die Fabriken<br />

Merkers und Wintershall stellten hauptsächlich 40er<br />

Kalidüngesalz her und Heiligenroda produzierte<br />

schwefelsaure <strong>Salze</strong>. Chlorkalium wurde nur noch in<br />

sehr geringen Mengen als Ausgangsstoff zur Herstellung<br />

von schwefelsauren <strong>Salze</strong>n versandt; selbst<br />

auf dem Kaliblock-Werrawerk Hattorf ist neben der<br />

Steigerung der Förder- und Produktionskapazität

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