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Bunte Salze, weiße Berge

Wachstum und Wandel der Kaliindustrie zwischen Thüringer Wald, Rhön und Vogelsberg

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ziell weiter wie bisher die Kaliindustriellen – die Geschicke<br />

der Industrie. Die Kaliprüfungsstelle, die die<br />

Quoten zuwies, wurde jetzt eine staatliche Stelle.<br />

Unter den nun herrschenden demokratischen Verhältnissen<br />

wurden die Rechte der Arbeitnehmer gestärkt.<br />

Erstmals mussten sich die Kaliindustriellen<br />

bei Lohn- und Arbeitszeitfragen mit Vertretern ihrer<br />

Belegschaften auseinandersetzen, die über weitgehende<br />

und klar verbriefte Mitspracherechte verfügten.<br />

1<br />

Neue Produktionsweisen<br />

Am Ende des I. Weltkrieges war die Kaliindustrie an<br />

Werra, Ulster und Fliede hoch verschuldet. 20 Ihre finanzielle<br />

Lage verschlechterte sich in den ersten Monaten<br />

nach dem Krieg nochmals. Die dringend gebrauchten<br />

Eisenbahnwaggons wurden hauptsächlich<br />

zum Rücktransport der Truppen und für Nahrungsmitteltransporte<br />

eingesetzt.<br />

Wieder herrschte Kohlenmangel und die Auslieferung<br />

der Produkte stockte. Die vom Reichswirtschaftsminister<br />

festgelegten Kohlezuweisungen reichten für<br />

einen durchgängigen Betrieb kaum aus. Das war<br />

umso gravierender, da die Soldaten in ihre Heimatorte<br />

zurückströmten und laut Verordnung an ihren<br />

ehemaligen Arbeitsplätzen wieder beschäftigt wer-<br />

54<br />

A<br />

ARBEITERBEWEGUNG, GEWERKSCHAFT UND STREIKS<br />

Dagmar Mehnert<br />

Die Weimarer Republik ist geprägt durch eine arbeitnehmerfreundliche Politik: Der Achtstundentag für die Arbeiter<br />

verringerte die Arbeitszeit in den Fabriken um immerhin vier Stunden pro Tag, Kranken- und Unfallversicherungen<br />

sollten einem finanziellen Ruin vorbeugen, die ersten Betriebsräte bildeten ein – wenn<br />

auch anfangs geringes – Gegengewicht zu den politisch starken und organisierten Arbeitgebern und<br />

durch Tarifverträge fielen die – an der Werra von Werk zu Werk – unterschiedlichen Sätze der<br />

Löhne und Gehälter fort.<br />

Es gelang den Gewerkschaften immer mehr Mitspracherecht zu erlangen, immer mehr<br />

sozialverträgliche Regelungen einzufordern, die Arbeiter zu mobilisieren und<br />

zu politisieren: 1920 legten Arbeiter in ganz Deutschland die Arbeit nieder<br />

und vereitelten dadurch den Kapp-Putsch. 1923 fuhren Arbeiter<br />

ins besetzte Ruhrgebiet und holten von dort Kinder, um<br />

sie auf eigene Kosten zu versorgen. Die Arbeitslosenversicherung<br />

gesetzlich zu verankern gelang 1927 mit breiter<br />

Zustimmung der Arbeiterschaft. Die festen Verbandsstrukturen<br />

schufen Vertrauen, auch wenn in den Krisenjahren der<br />

Republik die Mitgliedszahlen stagnierten. Die Arbeitgeber<br />

konnten zwar die Sozialisierung sämtlicher Bergbaubetriebe abwenden<br />

und die Wiedereinführung der Vorkriegsarbeitszeit zum<br />

1.1.1924 erreichen, dennoch waren besonders im Kalibergbau die<br />

politischen Verhältnisse seit November 1918 geklärt: Die gewerkschaftlich<br />

organisierten Arbeiter standen – und stehen – der Sozialdemokratie<br />

am nächsten, die Unternehmer eher den bürgerlichen Parteien.

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