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AUFEINANDER ZUGEGANGEN<br />
Botschafter Martin Weiss. „Zahlreiche<br />
Unternehmen sagen heute: Israel hat<br />
ein großes Innovationspotenzial, dafür<br />
haben wir die industrielle Basis, also<br />
machen wir etwas daraus.“<br />
internationale Organisationen Resolutionen verabschieden,<br />
wie z. B. „die Juden haben keine Verbindung<br />
zu Jerusalem“, so ist das irre. Israel hofft auf<br />
gewisse Kurskorrekturen, und zu denen waren Bundeskanzler<br />
Kurz und auch Österreich bereit: sich Themen<br />
nochmal anzuschauen und zu überlegen, ob das<br />
wirklich noch stimmig ist. Österreich ist willens, seine<br />
Meinung zu adjustieren, wenn etwas unfair gegenüber<br />
Israel ist.<br />
„Wir haben<br />
klar gesagt:<br />
Der Antisemitismus<br />
ist nicht ein<br />
Thema,dasdie<br />
Judenbetrifft,<br />
sondern ein<br />
Thema, das Europa<br />
betrifft.“<br />
Ist Österreich bei einer EU-Entscheidung schon einmal<br />
ausgeschert?<br />
❙ Nicht ausgeschert, aber wir haben versucht, zu einer<br />
Kurskorrektur beizutragen. Österreich hat z. B.<br />
das Thema „Antisemitismus“ auf die Tagesordnung<br />
des Europäischen Rates gebracht – und dazu auch einen<br />
Beschluss herbeigeführt. Wir haben klar gesagt:<br />
Der Antisemitismus ist nicht ein Thema, das die Juden<br />
betrifft, sondern ein Thema, das Europa betrifft.<br />
Das können wir in einer Gesellschaft nicht dulden,<br />
in der wir leben wollen, deshalb geht es uns alle an.<br />
Oder unser Abstimmungsverhalten beim UN-Menschenrechtsrat<br />
in Genf, da haben wir gegen die Resolution<br />
gestimmt, die Israel verurteilen sollte. Es ging<br />
um Gaza: Natürlich ist das ein ganz schwieriges Problem,<br />
und selbstverständlich müssen die Menschen<br />
dort Hoffnung bekommen, aber wenn es immer nur<br />
darum geht, dass Israel der alleinige Täter ist, dann<br />
ist das falsch gewichtet.<br />
Da muss man einen Schritt zurückgehen und sagen:<br />
Alles im Leben hat zwei Seiten, wenn wir immer<br />
nur bei einer Seite abladen, dann kommen wir<br />
in eine Schieflage. Israel hat eben nicht die Schweiz<br />
oder Liechtenstein als Nachbarn, sondern Syrien und<br />
den Libanon. Daher auch nicht den Luxus eines zentraleuropäischen<br />
Landes, wo es keinerlei Bedrohung<br />
gibt. In Österreich kann ich mir die Frage stellen,<br />
„wozu brauche ich ein Bundesheer?“ Diese Frage<br />
kann sich Israel nie stellen. Aber wenn Israel die EU<br />
kritisiert, dann erinnern wir daran, dass Europa Israel<br />
auch sehr viel bringt: Der reibungslose Flugverkehr<br />
ist dem Open Sky Agreement mit der EU zu danken.<br />
Dass israelische Forscher an EU-Forschungsprogrammen<br />
teilnehmen (Stichwort Horizon) und dort<br />
auch hohe Förderungen ansprechen können, das ist<br />
schon eine ganz klare Win-win-Situation.<br />
Im Herbst gehen Sie als Botschafter nach Washington.<br />
Ein großer Sprung vom kleinen Israel?<br />
❙ Ich kenne Washington, denn vor 28 Jahren trat ich<br />
dort meinen ersten Posten an. Israel ist viel zugänglicher,<br />
hier kenne ich jeden Minister – und bekomme<br />
schnell einen Termin. In Washington ist das nicht<br />
leicht, dort muss man einen kreativen Ansatz suchen,<br />
wie man als Botschafter eines kleinen Landes Gehör<br />
finden kann.<br />
wına-magazin.at<br />
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