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juli_10.7

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KONSERVIEREN RESTAURIEREN<br />

BEWAHREN,<br />

WAS EINMAL WAR<br />

Die Exilbibliothek im Literaturhaus bewahrt<br />

Objekte und Arbeiten aus dem früheren Besitz von<br />

in der NS-Zeit verfolgten Künstlern und Künstlerinnen,<br />

die sich ins Ausland retten konnten. Nun bemüht<br />

sich die Einrichtung darum, die Sammlung zeitgemäß<br />

zu lagern beziehungsweise für die Forschung etwa<br />

durch Digitalisierung nutzbar zu machen.<br />

Seit 1993 sammelt die Exilbibliothek,<br />

gegründet als Abteilung der<br />

Dokumentationsstelle für neuere<br />

österreichische Literatur, Arbeiten und<br />

Nachlässe von Exilkünstlern: Anders,<br />

als der Name der Einrichtung vermuten<br />

lassen würde, dokumentiert die Exilbibliothek<br />

allerdings nicht nur das Wirken<br />

von von den Nationalsozialisten verfolgten<br />

und emigrierten Schriftstellern und<br />

Schriftstellerinnen, sondern auch von<br />

Musikern, Bildhauern, Architekten und<br />

Tänzern. Die Sammlung umfasst daher<br />

neben rund 9.000 Büchern auch zahlreiche<br />

andere Objekte.<br />

Darunter finden sich etwa die charakteristischen<br />

Puppen der Tänzerin<br />

und Performancekünstlerin Cilli Wang,<br />

gefertigt nach Karikaturen, etwa von<br />

Erich Sokol, Hüte und Fotografien aus<br />

dem Nachlass der Lyrikerin und Modistin<br />

Mimi Grossberg oder Tonaufnahmen<br />

von Jimmy Berg, erzählt die Leiterin<br />

der Exilbibliothek, Veronika Zwerger.<br />

Insgesamt liegen Nachlassbestände und<br />

Handschriften von etwa 150 Personen<br />

im Literaturhaus in der Seidengasse. Die<br />

Bandbreite reicht dabei „von einem Einzeltyposkript<br />

oder dem Tagebuch eines<br />

jugendlichen Flüchtlings bis hin zu einem<br />

Nachlass von 150 Archivboxen“.<br />

Während der vergangenen 25 Jahre hat<br />

die Exilbibliothek den Schwerpunkt ihrer<br />

Arbeit auf Projekte gelegt, im Rahmen<br />

derer die Institution mit vielen überlebenden<br />

Exilkünstlern und -künstlerin-<br />

Von Alexia Weiss<br />

Fotos: Daniel Shaked<br />

Schachtelpate werden.<br />

Viele Objekte brauchen<br />

schlicht eine säurefreie,<br />

maßgeschneiderte<br />

Verpackung, um auch für<br />

künftige Generationen<br />

erhalten zu werden.<br />

nen in Kontakt kam. Dabei entschieden<br />

einige der Kunstschaffenden, der Bibliothek<br />

Materialien, Objekte, Archivalien<br />

als Vorlass zu übergeben. Zwerger freut<br />

sich hier über das große Vertrauen, dass<br />

ihrer Institution entgegengebracht wird.<br />

Manches wurde auch angekauft. Inzwischen<br />

ist das Gros der verfolgten Künstler<br />

allerdings bereits verstorben. Mit Nachkommen<br />

sei man weiter in Kontakt – und<br />

immer noch werden der Einrichtung neue<br />

Exponate übergeben. Dennoch: Die Zeit<br />

des Sammelns neigt sich langsam dem<br />

Ende zu.<br />

„Nun ist es wichtig, die Bestände gut<br />

zu erhalten“, betont Zwerger. Während es<br />

für Projekte oder auch den Ankauf von<br />

Objekten Förderungen gebe, sei diese<br />

Art der Finanzierung für konservierende<br />

oder restaurierende Maßnahmen kaum<br />

vorgesehen. Daher wendet sich die Exilbibliothek<br />

nun mit dem Aufruf „Werden<br />

Sie Schachtelpate/Schachtelpatin!“<br />

an die interessierte Öffentlichkeit. Viele<br />

Objekte brauchen schlicht eine säurefreie,<br />

maßgeschneiderte Verpackung, um<br />

auch für künftige Generationen erhalten<br />

zu werden. Tonaufnahmen oder Fotografien<br />

wiederum müssen digitalisiert<br />

werden. Zwerger hat hier überschaubare<br />

Pakete geschnürt: So kann man Patin<br />

beispielsweise einer Seite des Fluchtfotoalbums<br />

von Mimi Grossberg werden<br />

oder die Kosten für die Digitalisierung einer<br />

Minute von Jacov Linds Kurzspiel-<br />

38 wına| Juli_August 2019

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