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Durchblick.<br />
Die Exilbibliothek dokumentiert<br />
das Wirken von<br />
in der NS-Zeit verfolgten<br />
und emigrierten<br />
Schriftstellern Musikern,<br />
Bildhauern, Architekten<br />
und Tänzern.<br />
firm Die Öse übernehmen. Für eine Patenschaft<br />
sind je nach gewähltem Objekt<br />
20 bis 40 Euro zu übernehmen – das sei<br />
überschaubar und komme bisher gut an, so<br />
die Leiterin der Exilbibliothek. Sie kann<br />
sich vorstellen, das Projekt in Zukunft daher<br />
ähnlich fortzuführen.<br />
Alle Paten und<br />
Patinnen sollen<br />
gegenJahresende<br />
eingeladen werden,<br />
um zu sehen, was<br />
inzwischen mit den<br />
von ihnen geförderten<br />
Objekten<br />
passiert ist.<br />
Objekte mit Geschichte. Alle Paten und<br />
Patinnen sollen gegen Jahresende eingeladen<br />
werden, um zu sehen, was inzwischen<br />
mit den von ihnen geförderten Objekten<br />
passiert ist. Bereits einen Schachtelpaten<br />
gefunden hat beispielsweise eine Schreibmaschine<br />
aus den 1930er-Jahren, die einst<br />
von Joseph Roth verwendet und in Tournon,<br />
Frankreich, verkauft worden sein<br />
soll. Geschichten wie diese seien plausibel,<br />
auch wenn sie heute nicht mehr nachgeprüft<br />
werden könnten, so Zwerger. In<br />
jedem Fall erzählen die Reisen, welche<br />
Manuskripte, Bücher, Objekte gemacht<br />
haben, bevor sie in Wien in der Seidengasse<br />
ihr neues Zuhause fanden, viel von<br />
den Flucht- und Lebenswegen ihrer geächteten<br />
und verfolgten Besitzer.<br />
Die Malerin und Grafikerin Anna Heilig<br />
ging beispielsweise ins Exil nach Indien.<br />
Das Hindi-Übungsheft der Künstlerin<br />
ist heute Teil der Sammlung der<br />
Exilbibliothek. Die Lehrerin Barbara<br />
Turnbull, geb. Gisela Rusznyák, floh nach<br />
Australien, wo sie das Billbar Puppet Theatre<br />
gründete. Ihr Sohn übergab Zwerger<br />
und ihrem Team digitale Dokumente zu<br />
dem Theater. Die Gerichtsberichterstatterin<br />
(Wiener Abend) Alice Penkala, geb.<br />
Rosa Alice Krausz, rettete sich nach Südfrankreich,<br />
wo sie als Schriftstellerin tätig<br />
wurde. Ein Großteil ihrer Manuskripte zu<br />
den Themen Faschismus und Exil wurde<br />
nicht zu ihren Lebzeiten veröffentlicht.<br />
Die Exilbibliothek publizierte 2016 ihren<br />
Roman Schokolade für das Afrika-Corps, der<br />
in der Emigrantengemeinde von Tanger<br />
spielt. Der Komponist und Schlagertexter<br />
Jimmy Berg wiederum, dessen inzwischen<br />
100-jährige Witwe Zwerger erst kürzlich<br />
in New York traf, schuf auch im Exil in<br />
den USA Wiener Lieder wie das Wiener<br />
Schnitzel. Die Exilbibliothek verfügt über<br />
eine ansehnliche Sammlung von Schellackplatten,<br />
die allerdings dringend digitalisiert<br />
werden müssen. „Bei einer Platte,<br />
die wir kürzlich digitalisieren ließen, hat<br />
sich herausgestellt, dass die Nadel schon<br />
per Hand geführt werden musste“, schildert<br />
Zwerger. <br />
Paten und Patinnen gesucht<br />
Wer mithelfen möchte, Objekte aus Nachlässen von verfolgten Künstlern und<br />
Künstlerinnen zu restaurieren beziehungsweise gut geschützt für die Zukunft<br />
zu bewahren, kann Schachtelpatin oder -pate werden.<br />
Auf literaturhaus.at findet sich eine Liste der Patenschaften, die übernommen<br />
werden können. Eine Seite des Fluchtfotoalbums von Mimi Grossberg<br />
zu restaurieren, kostet beispielsweise 20 Euro, eine Minute des 35-mm-Films<br />
Die Öse von Jakov Lind zu digitalisieren, 30 Euro, eine Aufnahme eines Lieds<br />
von Jimmy Berg zu digitalisieren und eine säurefreie Hülle für die Schellackplatte<br />
anfertigen zu lassen, 40 Euro. Bei Interesse mailen an:<br />
exilbibliothek@literaturhaus.at<br />
wına-magazin.at<br />
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